Freizeit

Technik zum Anfassen bei Sanner in Bensheim

Der dritte Familien-Techniktag des Auerbacher Traditionsunternehmens bietet wieder viel Raum zum Basteln und Werken.

Von 
Marvin Zubrod
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Beim Familien-Techniktag bei Sanner hatten Interessierte die Möglichkeit, die Ausstellung mit Flugzeugen und Technik aus der Luftfahrt zu betrachten und an einem Flufsimulator Platz zu nehmen. © thomas neu

Bensheim. Gelassen hebt der kleine Hunderoboter die rechte Pfote und winkt ins Publikum, macht brav Sitz, Platz und sogar Männchen. Die vielen Kinder, die im Kreis um den Roboter herumsitzen, lachen glücklich, als sie die vielen Figuren sehen, während „Beat It“ von Michael Jackson dazu läuft.

Solche und viele weitere interessante Einblicke in die Faszination der Technik hat es am Samstag auf dem Gelände der Firma Sanner gegeben. Das Auerbacher Traditionsunternehmen hatte zum dritten Familien-Techniktag eingeladen und mal wieder sind am Samstag viele Familien mit Kindern zum Basteln und Experimentieren in den größten Bensheimer Stadtteil geströmt.

Wie eine kleine bunte Spielewelt wirkte das Gelände des Unternehmens, das mittlerweile seinen neuen Sitz im Stubenwald-Gelände bezogen hat, an diesem Tag. An verschiedenen Stationen konnten sich die Kinder handwerklich austoben. Sanner stellte viele Materialien aus eigener Produktion zur Verfügung, zum Beispiel den sogenannten Spiralverschluss, der zum Verschließen von Brausetablettenröhren verwendet wird. Ein bekanntes Produkt, das es in vielen Supermärkten und Drogerien gibt.

Auf einem Erklärvideo im Museumsgebäude nebenan wurde gezeigt, wie der Verschluss hergestellt wird. Wie kleine, von Tomatensoße benetzte Spiralinudeln sehen die aus Kunststoff hergestellten roten Verschlüsse aus, als sie vom Band in große Kisten purzeln. Zuvor wird das Kunststoffgranulat auf etwa 250 Grad erwärmt, um es in die entsprechende Form zu bringen. Das Abkühlen auf etwa 60 Grad dient dann dazu, die Form zu festigen, wie der langjährige Sanner-Mitarbeiter Michael Wolf erläuterte.

Insgesamt produziert das Unternehmen mehr als vier Milliarden Kunststoffteile im Jahr, wie der Ausstellung zu entnehmen war. Damit beliefert es mehr als 150 Länder, kommt auf mehr als 100 Patente und erzielt nach eigenen Angaben einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Vor einigen Jahren hat sich die Geschichtswerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule mit dem Traditionsunternehmen beschäftigt und dessen Historie detailliert nachgezeichnet. Das Buch, das die Schüler veröffentlicht haben, lag an diesem Tag sogar aus.

Mindestens genauso viel Interessantes gab es im hauseigenen Museum zu entdecken. Dort konnten sich Besucher leicht mal eine Stunde lang aufhalten, so eindrucksvoll wie die Geschichte des Unternehmens mit vielen interaktiven Elementen aufbereitet wurde. Ganz am Anfang neben dem Eingang stand eine Korkmaschine aus dem Jahr 1915. Diese ist zwar nicht mehr im Dienst, „würde aber bestimmt noch funktionieren“, sagte Ute Sanner-Friedrich vom Familienunternehmen. Auch wenn Sanner heute vor allem mit der Produktion von Verpackungen zuständig ist, die nicht mehr viel mit Kork zu tun haben, lebt das aus Holz bestehende Material im Museum auf.

Es lagen zum Beispiel die Visitenkarten aus Korkpapier des ehemaligen Firmenchefs Rolf Sanner aus. Zu Hause hat Sanner-Friedrich sogar eine mit Korkvisitenkarten verkleidete Tischlampe ihres Vaters Rolf. Schließlich spielt das Holz nach wie vor eine wichtige Rolle im Familienbetrieb.

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Draußen auf dem Gelände hatten die Sanners einen Stand aufgebaut mit noch mehr Produkten aus Kork, darunter ein Vogelhäuschen und Schlüsselanhänger. Die Bastelstücke aus Holz sind nicht nur Teil der Sanner-Identität, sie dienen auch dazu, gebrauchte Materialien länger zu benutzen und bewusster mit Ressourcen umzugehen. „Wir wollen unsere Produkte von früher in die heutige Zeit überführen. Das ist unsere Philosophie“, sagte Sanner-Friedrich.

Nicht nur deswegen wird Geschichte auf dem Gelände des Unternehmens erlebbar. In einer weiteren Halle hatte Jürgen Sanner, der Bruder von Ute Sanner-Friedrich, seine Flugzeugsammlung aufgebaut, ein kleines Spieleparadies für Technikfans. Da stand zum Beispiel eine MiG-17, ein einstrahliges sowjetisches Kampfflugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges. Fast noch eindrucksvoller als die zahlreichen Kampfjets ist aber der Schleudersitz KM-1. Im August 1981 hat sich der sowjetische Testpilot Alexander Konowalow in einer Höhe von 18.000 Metern bei 2,6-facher Schallgeschwindigkeit aus einer MiG-25R geschleudert – und überlebt. So war es in der Ausstellung zu lesen.

Es geht vor allem darum, das Interesse für Technik zu wecken und zu zeigen, was alles möglich ist, wie Jürgen Sanner erzählte. Die Sammlung entsprang dabei eher einem Zufall. Ursprünglich suchte Sanner vor etwa 30 Jahren nur nach einzelnen Flugzeugteilen. Doch der Händler wollte das ganze Flugzeug loswerden und bot Sanner die MiG-17 an. Daraus hat sich bis heute eine Ausstellung entwickelt, die sogar Helikopter und einen Flugsimulator umfasst.

Die Faszination für Technik bleibt dabei nicht nur auf einen einzelnen Tag im Jahr beschränkt. Schon in den Herbstferien, am 13. und 14. Oktober, veranstaltet das Unternehmen zwei Workshops für Kinder, für die es noch Restplätze gibt. An einem Tag sollen Mosaikbilder gestaltet werden, am anderen Tag dürfen sich die Kinder in der „Schleimwerkstatt“ bei der Schleimproduktion austoben. Dann wird sich das Sanner-Gelände mal wieder in eine bunte Spielwiese verwandeln.

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