Sundaze Open Air

Sundaze-Festival-Premiere in Bensheim macht Lust auf mehr

Von 
Felix Wolf
Lesedauer: 
Beim Sundaze-Festival auf dem Verkehrsübungsplatz sorgte unter anderem die Band Trille für Stimmung. © Jürgen Strieder

Bensheim. Eine Premiere ist immer auch mit Bangen verbunden. Sowohl auf Seiten der Veranstalter als auch auf der der Besucher. Können alle Erwartungen erfüllt werden? War die Vorbereitung ausreichend? Wird alles funktionieren? Zu einer solchen Premiere kam es am Wochenende in Bensheim.

Auf dem Verkehrsübungsplatz startete am Freitag das dreitägige Sundaze Open Air. Das Festival schrieb sich auf die Fahnen, die Besucherinnen und Besucher mit einem gemischten Live-Musik-Programm, DJs, Workshops, After Partys, einem Skate-Wettbewerb und vielem mehr zu unterhalten. Dominik Bertsch und Lucas Henkes, die Köpfe hinter „hivemind concepts“, dem Veranstalter des Festivals, zeigen sich auf Nachfrage nach dem Startschuss ihrer Veranstaltung euphorisch begeistert. „Es war einfach verdammt geil“, sagt Dominik Bertsch über den Eröffnungstag.

Veranstalter sind zufrieden

Von den kleinen Pannen einer Uraufführung sei dieser Abend nicht verschont geblieben, doch die Stimmung der Besucherinnen und Besucher, die Atmosphäre auf dem Gelände, habe dazu beigetragen, dass der guten Laune kein Abbruch getan wurde, als sich beispielsweise eine Umbaupause zwischen Bands auf vierzig Minuten streckte.

Bis drei Uhr nachts wurde am Freitag und Samstag gefeiert, am Sonntag endete das Festival um 22 Uhr. „Wir sind auch sehr zufrieden mit der Auswahl an Ausstellern, die wir für die Veranstaltung gewinnen konnten. Und mit der Veranstaltung als Ganzes sind wir einfach mega glücklich“, sagte Lucas Henkes.

Neben dem musikalischen Kernstück des Festivals fanden sich auf dem großen Gelände auch Organisationen ein, die an Ständen Workshops anboten und Informationen bereit hielten. Ganz im Sinne des nachhaltigen Charakters des Festivals sollten für die Jugend wichtige Themen angesprochen werden. Das Feedback an den Ständen gab den Planern damit Recht. Die Informationen wurden aufgesaugt, die Stände waren durchgehend besucht. Die Mitarbeitenden der Surfrider Foundation sprachen über das Problem der Grundwasserverunreinigung. Durch das unbedachte Wegwerfen von Zigarettenkippen sorgen die Schadstoffe darin für die zunehmende Verunreinigung des Grundwassers. Zudem sei jedes dritte Stück Müll im Meer ein Zigarettenstummel. Bee friendly, eine Organisation, die sich im März 2021 gründete, kümmert sich, laut eigener Aussage, um alles rund um Bienen. Besonders gefragt war ein Workshop, bei dem Insektenhotels für das eigene Zuhause aus wiederverwendeten Materialien gebaut werden konnten. Upcycling im Namen der Natur.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

„ChilAuch Teambuilding-Maßnahmen bietet die Organisation an. Bei diesen werden dann hochwertigere und größere Bienen- und Insektenhotels aus Holz gebaut, die sich im Betrieb aufhängen lassen. Daneben informierten Fridays For Future über die Klimakrise. Dass die Stände von den Besuchern gut angenommen wurden, zeigte sich beispielsweise daran, dass Surfrider bereits nach einem Tag acht neue Mitglieder gewonnen hatte.

Auf der Wiese vor den Ständen konnte sich zwischen den musikalischen Beiträgen aktiv betätigt werden. Fliegende Frisbees und Säcke vom Cornhole-Spiel, bei dem die handgroßen Säcke in Löcher in Brettern geworfen werden müssen, sorgten für die entsprechende Abwechslung und Festival-Atmosphäre. Danach konnten dort auch direkt die Füße hochgelegt werden. Die „Chill-Out-Area“, die mit Paletten-Bänken und Lichterketten jegliche Ansprüche der Hipster-Ästhetik befriedigte, bot sich ideal dafür an.

„Hivemind concepts“ startete das Festival mit der Vision, die erste Veranstaltung in Bensheim zu sein, deren Essensangebot ausschließlich vegetarisch und vegan ist. Doch bereits am ersten Abend zeigte sich, dass Ideale, seien sie noch so ehrenhaft, häufig der kalten Realität weichen müssen. Die Nachfrage regelt auch hier den Markt. So mussten für den zweiten Tag ein paar Packungen Salami organisiert werden, die man ebenfalls auf Pizza anbieten konnte. Dennoch war die Nachfrage nach veganen und vegetarischen Optionen nicht als gering zu bezeichnen.

Auf dem asphaltierten Teil des Geländes rollten am Samstag Skater auf ihren Skateboards umher, um die Umstehenden mit Tricks zu begeistern. Dabei sprangen sie über eine aufgestellte Rampe, im Fachjargon „Kicker“ genannt und vollführten in der Luft Kick- und Heelflips, Ollies und Threesixties.

Jede Aktion wurde mit Applaus, jeder besonders spektakuläre und erfolgreich gelandete Trick mit diversen Goodies, wie Mützen und Kugellagern für die Skateboards belohnt. Auch ein neues Skateboard gab es zu gewinnen.

25 verschiedene Acts in drei Tagen

Und über alldem stand konstant die Live-Musik von der Bühne am Kopfende des Geländes. 25 verschiedene Acts gingen am Wochenende auf die Bühne. So zum Beispiel auch Soffie, die spontan für „Riptides“ einsprang, die absagen mussten. Mit lockerem Indie-Pop, der von ihrer ausdrucksstarken Stimme getragen wurde, entfaltete sie, bestärkt durch ihre sympathische Bühnenpräsenz, gute Stimmung. Einen Song hatte sie auf einem Boot in Portugal geschrieben, ein anderer handelte von Rückenschmerzen, alle sorgten für sommerliche Leichtigkeit, trotz des bewölkten Himmels, der nur ab und zu blau-weiße Flecken durchscheinen ließ.

Light and Rain sorgten mit ihrem melancholischen Mix aus Indie und Folk für Herbststimmung. Hinter dem Namen versteckt sich der hessische Multiinstrumentalist Jan-Eric Schlachter, der mit Band das Publikum mit „Mitmach-Mitsing-Mitschunkel“-Songs zur Interaktion motivierte. Mit klassischer Indie-Pop Selbstironie machten dann PBSL auf sich aufmerksam. Gar nicht Indie-Pop-klassisch war die Vertonung des Ganzen, die durch den Einsatz von Orgeln und markanten Melodien zur verstärkten Wirkung der deutschen Texte beitrug.

Auch wenn sich das Wetter am Wochenende teils unfreundlich gab, so verhagelte es dennoch nicht die Stimmung. Dass es sich auch im Regen, mit oder ohne Schirm, tanzen lässt, stellten die Festival-Besucherinnen und -Besucher eindeutig unter Beweis. Die Silent-Disco-Aftershows hatten einen besonderen Charme. Wenn die tanzende Meute sich synchron im Takt bewegt, jedoch von außen kein einziger Ton zu hören ist, wirkt es im ersten Moment absurd komisch. Gleichzeitig angesteuerte kabellose Kopfhörer machen es möglich. Für die Umgebung lärmschonend, für die Feiernden kompromisslose Party ohne Qualitätsverlust in der Musik.

Zwar verlief sich die Menge der Besucher auf dem großen Gelände etwas, doch die Festival-Atmosphäre des Sundaze war definitiv zu spüren. Das lag unter anderem an der professionellen Aufmachung, in der sich die bereits gesammelte Veranstaltungserfahrung von Dominik Bertsch und Lucas Henkes zeigte.

Dass es sich an diesem Wochenende um eine Premiere handelte, ließ sich am Festival nicht festmachen. Das Publikum war begeistert, die gute Laune lag spürbar in der Luft. So ließ sich mit einem letzten Knall der Sommer für dieses Jahr würdig verabschieden.

Das Sundaze muss sich nicht hinter traditionsreicheren und älteren Festivals verstecken. Das Zusammentreffen des bunten Live-Musik-Mixes und dem nachhaltigen und bewusstseinsschaffenden Charakter sorgten für ein rundes Gesamtpaket, das auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr hoffen lässt.

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim