Schwanheim. Der Zweckverband KMB ist derzeit in den Bensheimer Ortsbeiräten präsent, um die von ihm erstellte Starkregengefahrenkarte in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Denn inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass Wetterextreme zunehmen und Starkregenereignisse häufiger werden. Immer öfter müssen die örtlichen Feuerwehren vollgelaufene Keller leerpumpen oder Feuerwehren in anderen Regionen bei der Beseitigung von Hochwasserschäden unterstützen.
„Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht“, weiß auch Lars Stuckert, der beim KMB den Geschäftsbereich Stadtentwässerung und Kanalbetrieb verantwortet. Aber durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen lassen sich mögliche Schadensereignisse minimieren.
Infoveranstaltungen für den praktischen Umgang mit Starkregengefahrenkarten
Dabei kann die im Netz auf der Webseite des Zweckverbandes verfügbare Starkregengefahrenkarte helfen, die in der gemeinsamen Sitzung der drei Ortsbeiräte aus Schwanheim, Fehlheim und Langwaden am Montagabend vorgestellt wurde. Allerdings war das Interesse der Bevölkerung an diesen Informationen eher mäßig.
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Das veranlasste den Langwadener Ortsvorsteher Robert Loreth, der keinen einzigen Bürger aus seinem Ort und dazu noch einen durch Krankheit dezimierten Ortsbeirat begrüßen konnte, zu dem Vorschlag, in den jeweiligen Orten eventuell zu einer Informationsveranstaltung einzuladen, was auch der im Publikum anwesende KMB-Geschäftsführer Frank Daum zur Kenntnis nahm. Um das Interesse der Bevölkerung zu wecken, sollte bei einer solchen Infoveranstaltung aber weniger die technischen Hintergründe, sondern vielmehr der praktische Umgang mit der Starkregengefahrenkarte im Vordergrund stehen. Auch wurde empfohlen, die Aktualisierung der Karte, mit der im April gerechnet wird, abzuwarten.
Karte zeigt bereits mögliche Gefahren
Denn mit der Erstellung der Gefahrenkarte wurde schon vor längerer Zeit begonnen. Auf der Basis des 2015 erstellten Generalentwässerungsplans wurden in einem aufwendigen Verfahren die Niederschlags-Abflussmengen berechnet, die durch die Kanalisation, Regenüberlaufbecken, Sickergruppen und Mulden abgeleitet werden können. Erste Ergebnisse lagen 2017 vor, die in die Erstellung eines digitalen Geländemodells einflossen. Wenn dann im April die neuen und aufgrund von besseren Verfahren ermittelten genaueren Daten eingearbeitet wurden, wird beispielsweise das in Fehlheim inzwischen entstandene Neubaugebiet ebenfalls berücksichtigt sein.
Schon jetzt lassen sich auf der Karte aber mögliche Gefahren für Gebäude oder Verkehrsflächen feststellen. Die unterschiedlichen Risikostufen sind farblich markiert und reichen von mäßig (gelb), über hoch (orange) bis sehr hoch (rot). Eine Abstufung von weiß bis dunkelblau gibt es bei den zu erwartenden Niederschlagsmengen bei einem Starkregen von 45 Minuten Dauer, mit dem alle 30 Jahre gerechnet wird.
Nur selten Flächen mit sehr hohem Risiko
Beim Betrachten der Gefahrenkarte fällt auf, dass in den drei Ried-Stadtteilen die mit sehr hohem Risiko behafteten Flächen nur sehr selten vorkommen. Lediglich in Schwanheim im Bereich der Schulzengasse liegt eine größere Gefährdung vor, die auch den KMB zum Handeln veranlasst. Noch in diesem Jahr wird dort eine hydraulische Kanalsanierung vorgenommen. Laut Stuckert sollen die betroffenen Bürger in der kommenden Woche mit entsprechenden Informationen versorgt werden, denn mit dem Beginn der Arbeiten wird ab etwa Juni gerechnet. Es wird eine Bauzeit von circa einem halben Jahr angenommen.
Allein die Tatsache, dass sich bei Starkregen Wasser auf der Straße sammelt, ist für die Stadt Bensheim aber noch kein Anlass, tätig zu werden, machte Erste Stadträtin und Vorsitzende des Verbandsvorstandes, Nicole Rauber-Jung deutlich. Entscheidend ist die Aufnahmefähigkeit der Kanalisation, weswegen für den KMB bei Einsätzen der Feuerwehr in vollgelaufenen Kellern der Hinweis wichtig ist, ob das Wasser von außen kam oder als Rückstau durch die Kanalisation. Nur im letzten Fall gebe es Handlungsbedarf für den KMB, im anderen Fall muss der Hauseigentümer tätig werden.
Viele Möglichkeiten der Gefahrenabwehr
Denn Möglichkeiten, das Wasser aus dem Haus fernzuhalten, gibt es viele, sagt Florian Bolz, der beim KMB für den Hochwasserschutz und die Starkregengefahrenkarte zuständig ist. Er ist für jeden Hinweis dankbar, der ihm ein genaueres Bild der Örtlichkeiten vermittelt, um die Karte immer besser der Realität anpassen zu können. Er berät aber ebenso gerne – auch vor Ort – wenn es um mögliche Maßnahmen der Gefahrenabwehr geht. Bereits umgesetzt wurde inzwischen auch der Hinweis aus der Veranstaltung bei den Ortsbeiräten Mitte und West. So gibt es beim Mängelmelder des KMB jetzt auch einen extra Bereich Starkregen, um Schadensereignisse zu melden.
Als Gastgeber im Dorfgemeinschaftshaus Schwanheim dankte Ortsvorsteher Konrad Klapfenberger nach knapp 90 Minuten für den informativen Vortrag, dem sich auch seine Kollegen Stefan Stötzel aus Fehlheim und Robert Loreth aus Langwaden anschlossen.
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