Schwanheim. Wenn am Sonntag in Bensheim und seinen Stadtteilen gewählt wird, werden die Karten für die Besetzung der städtischen Gremien neu gemischt. Wie sich im Zuge der Aufstellung der Kandidatenlisten gezeigt hat, sind es in den meisten Gremien bekannte Personen, die sich erneut für ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung oder im Ortsbeirat bewerben.
Eine der wenigen Ausnahmen ist der Ortsbeirat Schwanheim, der sich fast komplett erneuert. Von den aktuellen sieben Ortsbeiratsmitgliedern kandidiert lediglich noch Michael Meyer für die nächste Amtsperiode, alle anderen, zum Teil langjährigen Ortsbeiräte haben sich zurückgezogen.
Sachthemen statt Lob und Kritik
Eine öffentlich bekundete Erklärung dafür gab es nicht, auch nicht bei der letzten Zusammenkunft des Ortsbeirats am Montag, zu der Ortsvorsteher Gerald Kunzelmann ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte. Man wolle diese 28. und letzte Sitzung weder für Lob noch für Kritik über die vergangenen fünf Jahre nutzen, sondern die Sachthemen ansprechen, die das Gremium beschäftigten, und auch den neuen Ortsbeirat in Anspruch nehmen werden. In diesem Zusammenhang hieß Kunzelmann insbesondere die neuen Bewerber auf dem Wahlvorschlag von „Wir für Schwanheim“ willkommen, die sich den künftigen Herausforderungen annehmen wollen.
Es könnte vermutet werden, dass für den Rückzug des bisherigen Ortsbeirates auch ein gewisser Frust hinsichtlich der Berücksichtigung Schwanheimer Bedürfnisse bei den städtischen Entscheidungen eine Rolle gespielt hat. Schon seit vielen Jahren hat Schwanheim massive Verkehrsprobleme, die nach Auffassung des Ortsbeirates am besten mit einer Ortsumgehung zu lösen wären. Doch eine neue, zwischen Fehlheim und Schwanheim angedachte Anbindung an Bensheim fand bislang keine politische Mehrheit. Auch das geplante große Neubaugebiet in Fehlheim konnte daran nichts ändern. Das einzige positive Ergebnis nach langen Jahren der Diskussion war die 2018 beschlossene Einbahnstraßenregelung in den Straßen Am Falltor und Am Junkergarten.
Doch bis diese Regelung wirklich zum Tragen kommen kann, standen und stehen in Schwanheim noch große Straßenbaumaßnahmen im Weg. Das fing mit der Sanierung und Neugestaltung der Ortsdurchfahrt an und setzt sich aktuell mit der grundhaften Erneuerung der Straßen Am Falltor und Am Junkergarten fort. Hätte es in der Zwischenzeit nicht den Beschluss zur Aufhebung der Straßenbeiträge gegeben, wäre das für die Anwohner auch noch mit erheblichen Kosten verbunden gewesen.
Dass aber mit all diesen Maßnahmen in Schwanheim nicht alles gut ist, zeigte auch die Zusammenkunft am Montag. Auf der Tagesordnung standen die aktuellen Straßenbauprojekte und die Parksituation auf der neu gestalteten Ortsdurchfahrt, der Rohrheimer Straße.
Frank Daum, Geschäftsführer des Zweckverbands KMB, der für die Stadt die Straßenbaumaßnahmen ausführt, stellte die Pläne und die weitere Vorgehensweise vor. Seit 2015 bis heute habe es zu dieser Thematik drei Bürgerinformationsveranstaltungen gegeben, verwies Daum auf die vergangenen sechs Jahre, in denen sich die Politik mit der Situation in den beiden Straßen beschäftige.
Im Januar 2020 sei der Grundsatzbeschluss für das Sanierungsprojekt getroffen worden, dann die Ausbaupläne erstellt und die Aufträge vergeben worden. Im Laufe der vergangenen Woche ist die Baustelle von der beauftragten Firma eingerichtet worden. Gestartet wird die in sechs Bauabschnitte aufgeteilte Maßnahme am östlichen Ende der Straße Am Falltor mit einem relativ kleinen Bauabschnitt. Dabei geht es vor allem darum, den Taxibetrieb zu gewährleisten und zusätzliche Parkflächen zu schaffen, die im zweiten Bauabschnitt von den Anwohnern benötigt werden. Laut dem Bauzeitenplan soll dieser zweite Abschnitt (etwa bis zum Anwesen Eberlein) Anfang Mai beginnen und etwa fünf Monate dauern.
Bis Mitte Juni 2022
Im Anschluss folgt dann das Reststück bis zum Junkergarten. Danach ist erst einmal Winterpause, bevor es dann Mitte Januar 2022 in der Straße Am Junkergarten weitergeht. Dieser vierte Bauabschnitt wird vermutlich bis Ende März dauern, so dass ab April die Bushaltestelle barrierefrei umgestaltet werden kann und im letzten Bauabschnitt von Anfang Mai bis Mitte Juni der Kreuzungsbereich in Angriff genommen wird.
Da die Straßenbauarbeiten nur bei Vollsperrung möglich sind, übernimmt die Weyrichstraße jeweils die Umleitungsfunktion für den innerörtlichen Verkehr. Der überörtliche Verkehr, so Daum, werde über Langwaden umgeleitet.
Allerdings haben die Schwanheimer schon bei der Baumaßnahme Rohrheimer Straße erfahren müssen, dass diese Umleitungsvorgaben nicht immer beachtet werden. Als betroffener Anwohner der Weyrichstraße verwies Ortsbeirat Sascha Ritzert auf die zu erwartende Problematik und empfahl für die Dauer der Umleitung eine Einbahnstraßenregelung für die Weyrichstraße. Schon jetzt sei das Absacken von Bordsteinen festzustellen.
Kritik wurde auch am Standort der in der Weyrichstraße aufgestellten Geschwindigkeitsmessanlage geübt. Direkt im Bereich einer zur Temporeduzierung eingerichteten Erhöhung im Straßenverlauf werde zwangsläufig langsamer gefahren, wünscht sich der Ortsbeirat einen sinnvolleren Standort.
Auf der sanierten Rohrheimer Straße ist das Parken ein durchgängiges Problem. Zum einen betrifft das Anwohner, die die öffentlichen Stellflächen zum Dauerparken nutzen, obwohl sie dazu das eigene Grundstück nutzen könnten. Vor dem Anwesen von Landmaschinen Ahlheim wäre mehr Rangierfläche für die ein- und ausfahrenden Großfahrzeuge erforderlich und möglich, wenn die Stellflächen auf dem Bürgersteig vor dem Anwesen verschoben würden.
Vor dem griechischen Restaurant könnten dagegen noch zwei zusätzliche Parkplätze geschaffen werden. Wenig erfreulich sei, wenn Gäste des Lokals mit einem Strafzettel „belohnt“ werden. Während der Bauphase der Straße seien die Rufe nach mehr Kontrolle nicht gehört worden, doch kaum sei die Straße fertig, würden Knöllchen verteilt, kritisierte der Ortsbeirat.
Nach 45 Minuten beendete Ortsvorsteher Kunzelmann die letzte Sitzung des Ortsbeirates. Für ihn war es die letzte Amtshandlung als Ortsvorsteher. Ebenfalls nicht mehr dabei sein werden auch Udo Hölzel, Alexandra Michalka, Dietmar Eberlein, Sascha Ritzert und Sigurd Leinert.
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