Bensheim. „Jede Wahl bietet eine Chance und macht Hoffnung.“ Mit dieser Mutmach-Botschaft und dem dringenden Wunsch, „das Ruder trotz schwieriger Ausgangssituation und Umfragetief noch herumzureißen“, hieß die Vorsitzende der Bensheimer SPD Julia Hamm die zahlreichen Parteimitglieder sowie Bürgermeisterin Christine Klein beim traditionellen Neujahrsempfang im Hotel Felix willkommen. Nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl zeigte sich die Partei bei Sekt und Brezel kämpferisch und gleichzeitig realistisch, was den Ausgang der Wahlen anbetrifft.
„Unser Bundestagskandidat Sven Wingerter hat Rückenwind nötiger denn je“, forderte Hamm die Unterstützung der Mitglieder im Endspurt bis zum Wahlsonntag am 23. Februar ein. Selbstbewusst präsentierte der Kommunalpolitiker aus Wald-Michelbach im Anschluss das Wahlprogramm der SPD unter dem Motto „Mehr Wachstum, mehr Netto und steigende Renten“ mit dem Zusatz „Mehr Wirtschaft und Entlastung für Beschäftigte und Familien“: Arbeit müsse wertgeschätzt, Lebensleistung respektiert und dauerhaft gesichert werden.
„Alles andere als eine leichte Ausgangssituation“
Trotz weltweit negativer Schlagzeilen gebe es durchaus Zeichen für Zuversicht und Hoffnung wie etwa das Gaza-Abkommen und die Freilassung von drei israelischen Geiseln. Seine eigenen Aussichten in den kommenden Bundestag einzuziehen, betrachte er „trotz einer alles andere als leichten Ausgangssituation“ und dem Umfragetief seiner Partei vorsichtig optimistisch. Auch Wingerter warb um Mut und Zuversicht für die kommenden Jahre, zeigte sich jedoch angesichts des Rechtsrucks in Europa, den Wahlerfolgen der AfD insbesondere in Ostdeutschland und den territorialen Ansprüchen von Donald Trump besorgt. Umso wichtiger sei es, das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte weiter zu unterstützen und die von Armut betroffenen Menschen, die besonders anfällig für die haltlosen Versprechungen von Rechtspopulisten seien, nicht sich selbst zu überlassen: „Wir müssen für Solidarität, Stabilität und soziale Sicherheit kämpfen. Nur so funktioniert Demokratie.“ Der Kampf gegen Investitions- und Reformstau, anhaltende Preissteigerungen, die zu Kaufzurückhaltung und Verunsicherung führten, Steuergerechtigkeit und die Anhebung des Mindestlohns bis 2026 auf 15 Euro („gute Löhne für alle“) formulierte der 44-jährige Kommunalpolitiker und Gewerkschaftsvorsitzender im Kreis Bergstraße als sozialdemokratische Themen der nächsten Jahre.
Landtagsabgeordnete, Mitglied des Haushaltsausschusses und Generalsekretärin der SPD Hessen Josefine Koebe berichtete beim Neujahrsempfang schließlich ausführlich über die ersten „365 Tage der schwarz-roten Landesregierung in Wiesbaden und dem Geist der neuen Koalition“. Nach 25 Jahren in der Opposition sei es an der Zeit mitzugestalten. Die Partei habe durchaus „viele Kröten schlucken müssen, aber ebenso vieles umgesetzt“. Mit der Formulierung, „die Hütte brennt“ und „es gibt keine einfachen Lösungen“ skizzierte Koebe die derzeitige Haushaltssituation und warb dafür, „nicht alles schön zu reden. Ehrlichkeit macht mehr Vertrauen.“ Gemeinsam überreichten die beiden Vorsitzenden Julia Hamm und Jürgen Kaltwasser anschließend Ehrenurkunden an langjährige Mitglieder, denen sie für deren Arbeit als Stadtverordnete und als Mitglieder in Ortsbeiräten Dank, Respekt und Anerkennung aussprachen. Seit 25 Jahren in der SPD ist Miriam Triefenbach. 40 Jahre dabei sind Bernd Linke und Pavlos Polyzogopoulos. Vor 50 Jahren sind Berndt Hartz und Jürgen Fried in die Partei eingetreten. Klaus Andel, Horst Bremer und Heidrun Kübler konnten an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Sie bekommen die Urkunden in den nächsten Tagen nachgereicht.
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