Jubiläum

Senfkornschule ist die kleinste und jüngste Schule im Kreis

Die Senfkornschule wurde vor zehn Jahren in freier Trägerschaft gegründet. Über das Schulfest und die Abschlussfeier.

Von 
Thomas Tritsch
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Die Absolventinnen und Absolventen der Senfkornschule in Bensheim. © Thomas Zelinger

Bensheim. Vor zehn Jahren öffnete die Senfkornschule an der Bensheimer Lilienthalstraße ihre Türen. Herausgeboren wurde die Schule aus dem damaligen Kindergarten Schatzkiste. Zunächst mit elf Kindern als reine Grundschule hat sie sich später zur integrierten Gesamtschule weiter entwickelt. 2017 kamen die ersten fünften und sechsten Klassen hinzu. 2018 wurde sie vom Land Hessen auch offiziell als staatliche Ersatzschule anerkannt.

Heute werden rund 80 Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet. Die Privatschule lebt ihren pädagogischen Auftrag einer christlichen Wertevermittlung, der Unterricht findet jahrgangsübergreifend in kleinen Klassen mit acht bis zehn Kindern statt.

Schulleiterin Barbara Müller bei der Zeugnisübergabe. © Thomas Zelinger

Es ist die kleinste und jüngste Schule im Kreis – allerdings unter freier Trägerschaft und nicht unter dem administrativen Dach des Landkreises. Die Schulaufsicht liegt auch hier beim Staatlichen Schulamt, Grundlage für den Unterricht ist der hessische Lehrplan. Die Lehrmittel werden von der Schulleitung ausgesucht. Noten werden erst – und nur zum Teil – ab Klasse vier vergeben. Seit Beginn des ersten Schuljahrs 2014/15 wird sie von der Pädagogischen Initiative Bergstraße mit ihrem Vorsitzenden Dirk Langner getragen, der zum zehnjährigen Jubiläum am Freitag von einer Erfolgsgeschichte sprach.

Hier wird Bildung gesät und Gemeinschaft gelebt

Schulleiterin Barbara Müller begrüßte zahlreiche Schüler, Lehrer, Eltern und Gäste. Darunter auch Landrat Christian Engelhardt, der die Senfkornschule – wenngleich als Privatschule jenseits seines Zuständigkeitsbereichs – als wertvollen Teil der Bergsträßer Bildungslandschaft bezeichnete. Hier werde, wie der Schulname anklingen lasse, Bildung buchstäblich gesät, Gemeinschaft gelebt und individuelles Lernen groß geschrieben.

Die Pädagogik der Schule ist ausgerichtet am WEISE-Konzept, das eine „werteorientierte Erziehung in individualisierten Schuleinheiten mit Eltern“ vorsieht. Den Kindern sollen in einer ungezwungenen Atmosphäre der Reichtum und die Vielfalt christlicher Werte vermittelt werden. Die Senfkornschule steht allen Kindern offen. Die Schüler tragen Schulkleidung, eine starke Einbindung der Eltern ist Teil des organisatorischen Konzepts.

Mit der Zeugnisübergabe an vier Schülerinnen und zwei Schüler aus der neunten und zehnten Jahrgangsstufe wurden am Freitag junge Menschen verabschiedet, die die Entwicklung der Senfkornschule bislang am längsten miterlebt haben. Der Abteilungsleiter Integrierte Gesamtschule (IGS) Samuel Eberhardt überreichte die Zeugnisse und wünschte den Abgängern alles Gute und Gottes Segen auf dem weiteren Lebensweg. Als Gastredner begrüßte die Schulleiterin Reinhard Wurster, seit 2000 Schulleiter der freien Johann-Christoph-Blumhardt-Schule in Mühlacker (Baden) und Leiter des Verbands Evangelischer Bekenntnisschulen und Kitas (VEBS): eine Interessenvertretung von mehr als 200 christlichen Schulen und Kitas, die von Eltern gegründet wurden.

Wursten skizzierte die Biografie der Bensheimer Kleinstschule als Bildungshaus mit großen Privilegien. Dieses Senfkorn habe sich hervorragend entwickelt und sei zu einem großen Organismus herangewachsen. „Die Saat ist aufgegangen“, kommentierte er die Positionierung der Schule in ihrer Umgebung und die pädagogische Arbeit in den kleinen Klassen.

In seinen Ausführungen betonte er die Bedeutung einer christlichen Werteorientierung mit dem Glaubensbekenntnis als zentralen Dreh- und Angelpunkt: „Ohne Grenzen gibt es auch keine Mitte mehr“, so Wurster über die „Unverrückbarkeit“ christlich-moralischer Grundsätze im alltäglichen Leben wie auch im Schulunterricht.

Er bezog sich dabei aber auch auf die Grenzen politisch-geografischer, biologischer und physischer Natur, die der Mensch nicht ohne Folgen verändern oder überschreiten dürfe. Dies offenbare sich in Zeiterscheinungen wie dem Krieg in der Ukraine, ökologischen Problemen und in einer gewissen Beliebigkeit in der Manipulation des menschlichen Körpers.

In der Bibel sei das Senfkorn eine Pflanze mit einer gleichsam blühenden Botschaft. Das Gleichnis bezieht sich auf großes Wachstum aus kleinsten Anfängen, assoziiert aber auch eine rasche Ausbreitung des Glaubens in christlichem Sinne. „Die Gründer der Bensheimer Schule bewiesen damals viel Gottvertrauen, weil sie an die Früchte geglaubt haben“, so Reinhard Wurster über die vergangenen zehn Jahre, in der sich die Schulgemeinde an der Lilienthalstraße durch eine positive Lernumgebung und ein klares pädagogisches Konzept viel Anerkennung und Respekt erarbeitet habe.

Wegen des Regens wurde das Schulfest im Anschluss an den offiziellen Teil zunächst ins Innere verlegt.

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