Bensheim/Bergstraße. Bei den jährlich stattfindenden Schulkinowochen wird das Kino zum Klassenzimmer. In den umliegenden Kinos wird jungen Menschen ein vielfältiges Programm aus unterrichtsrelevanten Filmen, Fortbildungen und zahlreichen Sonderveranstaltungen angeboten. Ziel ist es, Filmbildung als eine grundlegende Kulturtechnik im Unterricht zu fördern und im Bewusstsein zu verankern.
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Der Kinosaal wird zum Erlebnis- und Erfahrungsort: Schüler setzen sich produktiv mit den Besonderheiten des Films auseinander und lernen den kritischen Umgang mit dem Medium. Die 18. Schulkinowochen finden vom 4. bis 15. März statt. Hessenweit werden in diesem Zeitraum Kinovorstellungen und Begleitveranstaltungen angeboten. 74 Lichtspielhäuser machen mit. Auch an der Bergstraße. In Bensheim ist der Luxor-Filmpalast beteiligt. Weitere Partner sind das Saalbau Kino in Heppenheim und das Kinopolis in Viernheim.
Über einhundert Filme sind bei den Schulkinowochen im Angebot
Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter rund 87.000 Anmeldungen. Die Organisatoren hoffen auf eine ähnlich positive Resonanz. Bis gestern lagen zirka 42.000 Anmeldungen vor.
Noch bis zum 24. Februar können Gruppen ihren Wunschfilm aus einem Programm von über einhundert Filmen aussuchen und eine Vorstellung in ihrem Kino wählen. Auf Wunsch ist ein begleitendes Gespräch oder ein Workshop buchbar. Anschließend stehen nur noch Restplätze in bereits geplanten Kinovorstellungen zur Verfügung, wie die Veranstalter jetzt mitgeteilt haben.
Bereits 42.000 Anmeldungen von Schülerinnen und Schülern
Es liegen bereits zirka 42.000 Anmeldungen vor, wie Projektleiterin Caroline Fuchs mitteilt. Bis zum 18. Februar können Gruppen ihren Wunschfilm aus einem Programm von rund 90 Filmen wählen und eine Vorstellung in ihrem Kino buchen. Anschließend sind nur noch Restplätze in bereits geplanten Kinovorstellungen verfügbar. Diese kosten 4,50 Euro pro Schüler. Begleitende Filmgespräche und Workshops sowie das pädagogische Begleitmaterial sind inklusive. Das Format wird seit 2007 von Vision Kino, einem Netzwerk für Film- und Medienkompetenz, gemeinsam mit dem Deutschen Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt (DFF) organisiert.
Gespräche und Workshops
Begleitend zur Kinovorstellung können bei den Schulkinowochen Filmgespräche und Workshops auf Anfrage gebucht werden – und zwar so lange das Kontingent reicht. Die Talks bieten die Gelegenheit, im Anschluss an den Film mit Filmschaffenden, Filmpädagogen und Experten über den Stoff zu diskutieren.
Vor- oder nachbereitende Workshops führen Schüler in die Filmanalyse oder die praktische Filmarbeit ein. Praxisnahe Fortbildungen, die das DFF ganzjährig anbietet, motivieren Lehrkräfte zur intensiven Beschäftigung mit Film.
Einige Fortbildungen beschäftigen sich mit Filmen aus dem aktuellen Programm und können daher auch zur Vorbereitung des Kinobesuchs genutzt werden. tr
Der Kinobesuch ermöglicht Schulklassen, sich Themen auf andere Weise anzunähern als im normalen Unterricht. Ein Blick auf das Programm zeigt, dass es nicht (nur) um Blockbuster und Unterhaltung geht: In dem Kurzfilm „Kippa & Masel Tov Cocktail“ von Lukas Nathrath geht es um einen jüdischen Jungen, der an seiner Schule gemobbt und mit Antisemitismus konfrontiert wird. Über den Kampf von Mädchen und Frauen im Iran geht es im Animationsfilm „Persepolis“ von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud. Inhaltlich wird der Wunsch nach einem freien und selbstbestimmten Leben thematisiert.
Filme wie "Im Westen nichts Neues" sollen zum Denken und Diskutieren anregen
Filme schaffen laut Veranstalter neue Zugänge zu komplexen Themen und geben Denk- und Diskussionsanstöße im Hinblick auf aktuelle Debatten. Beispielhaft seien hier der Dokumentarfilm „Blix Not Bombs“ (Regie: Greta Stocklassa) über den Irak-Krieg und der berühmte Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ von Lewis Milestone nach dem Roman von Erich Maria Remarque genannt. Sie bieten Anknüpfungspunkte für einen schulischen Diskurs über den aktuellen Krieg in der Ukraine.
Der Dokumentarfilm „Dear Future Children“ soll anregen, die Themen soziale Gerechtigkeit, Klimawandel und Meinungsfreiheit zu diskutieren.
„Die Filmbildung ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Bildung, die junge Menschen zur Teilhabe an Kultur und Gesellschaft befähigt. Die jährlichen Schulkinowochen leisten einen wichtigen Beitrag zur Film- und Medienbildung“, so Tanja Miehle, Leiterin des Referats Medienbildung im Hessischen Kultusministerium.
Das Kino ist ein besonderer Ort der Begegnung
„Die Magie des Kinos lebt. Die große Leinwand bietet ein einzigartiges Erlebnis“, so Ellen M. Harrington bei der Programmvorstellung am Donnerstag via Zoom. Die Direktorin des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums in Frankfurt sagte, dass man Filmkunst mit diesem Format auch in den ländlichen Raum bringen möchte. Im zweiten Jahr in Folge gibt es daher digitale Angebote für Schulen in Gegenden, in denen es kein Lichtspielhaus gibt. Dort wird der Klassensaal zum Kinosaal, allerdings zeitlich abgekoppelt vom Hauptprogramm.
Das klassische Kino wird aber weiterhin die Hauptrolle spielen – vom kleinen Programmkino bis zum großen Multiplex ist jede Dimension vertreten. Die Bedeutung der beteiligten Kinos für das Gesamtprojekt betonte Leopold Grün. Für den Geschäftsführer von Vision Kino ist das Kino ein besonderer Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs über filmische Werke. Die Vielfalt der hessischen Kinos und ihre Bereitschaft zur Beteiligung seien eine wichtige Säule der zweiwöchigen Reihe, die von Michael Jahn als bundesweitem Projektleiter koordiniert wird.
Film könne nur im klassischen Rahmen die volle Faszination entfalten
„Unser Angebot repräsentiert die Vielfalt des Kinos als Ort der Kommunikation“, sagte Grün. Im Kino erlebe man neue Perspektiven und andere Menschen. Der Ort sei ein Raum der Bildung, des sozialen Miteinanders und des Austauschs. „Es freut uns sehr, dass in Hessen so viele Kinos diese Vision teilen und sich beteiligen.“
Enrico Sinner ist Betriebsleiter des Kinopolis Gießen. Er betont: „Nur, wenn es gelingt, junge Menschen an den Ort Kino heranzuführen, können wir auch später darauf bauen, dass sie weiterhin zu uns kommen werden.“ Denn nur in diesem klassischen Rahmen könne Film seine volle Faszination entfalten und die Gäste in seinen Bann ziehen.
Rollenklischees und Stereotypen bei "Barbie" und "Feminism WTF"
Caroline Fuchs verweist auf den vergleichenden Anspruch des Formats. In Doppelvorstellungen werden beispielsweise zwei Werke nacheinander gezeigt, die ein bestimmtes Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Etwa „Barbie“ und „Feminism WTF“, anhand derer weibliche Stereotypen und Rollenklischees deutlich gemacht werden sollen. Sonderreihen drehen sich um die Frau in der iranischen Gesellschaft, das Wissenschaftsjahr 2024 und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Spiegel der internationalen Film- und Dokumentationskunst.
Das Interesse im Kreis Bergstraße ist schon jetzt sehr groß. Bislang haben die Schule an der Weschnitz, die Wingertsbergschule und die Werner-von-Siemens-Schule Lorsch, die Schillerschule in Auerbach sowie die Bensheimer Schulen Goethe-Gymnasium, Joseph-Heckler-Schule, Seebergschule, Heinrich-Metzendorf-Schule sowie das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft je ein individuelles Angebot aus rund 90 Filmen gebucht.
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