Schülerbetreuung

Schülerbetreuung: Freitagnachmittags steht Experimentieren auf dem Stundenplan / Kinder sind mit Begeisterung bei der Sache Chemie-AG löst "Kriminalfall"

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Zwingenberg. Naturwissenschaften sind alles andere als langweilig. Wer fit in Chemie ist, kann sogar "Kriminalfälle" lösen. Die neue Chemie-AG der Schülerbetreuung an der Melibokusschule hat sich mit einer besonders kniffligen Aufgabe beschäftigt:

Vor zwei Wochen wurden im Supermarkt ein Tresor geknackt und eine Million Euro gestohlen. Die alarmierte Polizei konnte zwei mögliche Täter festnehmen: Ede, der in einer Süßwarenfabrik arbeitet und immer Zucker in seiner Tasche hat, sowie Kalle, dem durch seine Arbeit in der Nudelfabrik gewöhnlich etwas Salz anhaftet.

Eine Mitarbeiterin hatte leider, ganz dienstbeflissen, nach dem Überfall den Boden vor dem Tresorschrank geputzt. Das Wischwasser konnte jedoch sichergestellt werden. Dieses "Beweismittel" wurde nun der Chemie-AG mit der Bitte übergeben, dass die Schüler der Polizei bei der Überführung des Täters behilflich sind.

Wasser getestet

Mit dieser Geschichte konnte Dr. Eike Kretzschmar die Teilnehmer der Chemie-AG motivieren, ihr zuvor erlangtes Wissen praktisch anzuwenden. Die Schüler hatten Salz und Zucker in kaltem und warmem Wasser gelöst, durch Erhitzen zurückgewonnen und dabei Unterschiede festgestellt. Sie hatten den Härtegrad des Zwingenberger Wassers geprüft und die Leitfähigkeit von Salzlösungen mit Hilfe eines Stromkreises untersucht.

Nun hieß es, den "Kriminalfall" zu lösen. Zuerst wurde die Strategie besprochen. Mit großem Eifer filtrierten die Schüler dann das recht verschmutzte Wischwasser und dampften es ein - bis am Ende brauner Karamell übrigblieb. Der Fall war klar. "Das war das beste Experiment heute", so die Einschätzung einer Kriminalistin am Ende der Veranstaltung.

Seit November beschäftigen sich 32 Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse, aufgeteilt in zwei Gruppen, im Rahmen der Schülerbetreuung des Fördervereins der Melibokusschule mit naturwissenschaftlichen Phänomenen. Das Projekt wird von der Darmstädter Firma Merck unterstützt.

Mit im Boot sind die Erzieherinnen, die ihren pädagogischen Tag im Oktober diesem Thema widmeten und den Schülern nun mit Begeisterung während der Versuche assistieren. "Die Chemie-AG ist eine gute Abwechslung zum Betreuungsalltag. Es ist schön zu sehen, dass die Kinder mit Spaß und Motivation dabei sind", freuen sich Daniela Lobstedt und Katharina Pfeifer. "Die Chemie-AG wollen wir als festen Bestandteil ins Konzept mit aufnehmen."

Begonnen wurde mit den Themen Luft, Feuer und Wasser sowie den Aggregatzuständen. Wie stellt man CO2 her und wie einen Feuerlöscher aus Selbigem? Wie können Gummibärchen unter Wasser überleben, und wie wird eigentlich Stracciatella-Eis gemacht?

Begeisterung wecken

Solche und viele andere Fragen werden im Kurs experimentell beantwortet. Damit soll bei den Schülern die Begeisterung für das Fach Chemie geweckt werden. "Wenn sie sich jetzt schon auf den Chemie-Unterricht in der weiterführenden Schule freuen, haben wir unser Ziel erreicht", meint Dr. Kretzschmar, die selbst Chemikerin ist. Und in der Tat können es die Nachwuchswissenschaftler jedes Mal kaum erwarten, wieder loslegen zu dürfen. Das Interesse für naturwissenschaftliche Vorgänge ist im Grundschulalter meist sehr stark ausgeprägt. "Das wollen wir nutzen, die Praxis gibt uns recht." Der Ansturm auf das Angebot zeigt, wie gern Kinder experimentieren. Immerhin nehmen fast alle Schüler, die freitags die Betreuung besuchen, teil. Die Kinder stellen Vermutungen über den Verlauf ihrer Experimente an und freuen sich, wenn sie richtig lagen. Falls das Resultat ein anderes ist, wird's erst richtig interessant. Dann wird das Experiment auch gern wiederholt.

In den nächsten Kurseinheiten werden unter anderem Farben analysiert, Verträglichkeiten untersucht, Emulsionen und Extrakte hergestellt, Eier chemisch gepellt und vieles mehr. Wenn die Versuche gelingen, dürfen Mama und Papa bald als Testpersonen für Hautcreme, Parfüm oder Haargel herhalten - ein Experiment auf ganzer Linie. zg

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