Auerbach. Wechsel an der Spitze der Schillerschule: Günter Schneider wurde am Donnerstag offiziell von der Schulgemeinde verabschiedet. Der 62-Jährige wird ein Sabbatjahr einlegen und danach in den Ruhestand gleiten.
Schneider kam im Februar 2011 an die Auerbacher Grund-, Haupt- und Realschule. Sein Stellvertreter Arndt Neumann wird Schneiders Amt zunächst ein Jahr kommissarisch übernehmen, bevor über eine Nachfolge entschieden wird.
Zum Festakt in der Sporthalle trafen sich am Nachmittag zahlreiche Kollegen und Schulleiter aus anderen Bensheimer Schulen. 220 Grundschulkinder sangen ein Ständchen, bevor ein langer Marathon an Grußworten und Festreden folgte.
1984 startete Günter Schneider seine Laufbahn als Lehrer mit den Hauptfächern Mathematik und Arbeitslehre an der Schule in den Weschnitzauen in Biblis. Der gebürtige Pfälzer hatte nach seinem Abitur in Landau 1976 ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen absolviert.
Klare Haltung und Mut zur Kritik
2008 wechselte der Pädagoge als Dezernent ins Staatliche Schulamt. Hier oblag ihm drei Jahre lang die Schulaufsicht über 15 Schulen zwischen Biblis und Gadernheim. Er war zuständig für die Ganztagsangebote, für kulturelle Bildung und bildete die Schnittstelle zum Kreis in Sachen Schulentwicklungsplan.
„Zu seinen größten Leistungen in Auerbach gehört, dass er den Weg zur Veränderung bereitet hat“, sagte Arndt Neumann in seiner Laudatio. Schneider habe an der Schillerschule eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung etabliert.
Seine klare pädagogische Haltung und sein Mut zur Kritik auch an den übergeordneten Ebenen Schulamt und Kultusministerium hätten ihn zu einem geschätzten Kollegen in der gesamten Region gemacht, so der stellvertretende Schulleiter weiter.
Für den Kreis Bergstraße betonte die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz die täglichen Herausforderungen, die an einer Schule mit über 600 Kindern nicht ausblieben. Als Schulleiter habe Schneider eine hohe Verantwortung für eine in Auerbach auch formal außergewöhnlich heterogene Schulfamilie übernommen. „Hier werden nicht nur einmal, sondern mehrmals die Weichen für das weitere Leben gestellt“, sagte sie.
Pilotfunktion beim „Pakt“
Die Schillerschule habe sich den veränderten gesellschaftlichen Entwicklungen mit neuen Ansprüchen an Inklusion, Schulsozialarbeit und den Übergang von Schule und Beruf erfolgreich gestellt. Gerade im Bereich der beruflichen Orientierung habe man hier beispielhaft agiert.
Die Zukunftswerkstatt als Kontaktplattform zwischen jungen Leuten und regionalen Betrieben sei in ihrer innovativen Qualität ein Vorreiter im Kreisgebiet. Darüber hat die Schillerschule als Pilot beim „Pakt für den Nachmittag“ einen neuen Kurs in der Betreuungsstruktur eingeschlagen.
Bürgermeister Rolf Richter betonte die „unkomplizierte und leise Art“ des scheidenden Schulleiters, der in den letzten Jahren gleichermaßen Herz und Seele der Schule gewesen sei. Für den Förderverein sprach Katja Knoch. Auch sie bestätigte die offene und geduldige Art, mit der sich Schneider neuen Ideen und Visionen angenähert habe. „Entwicklung braucht Veränderung.“
Der ehemalige Leiter der Kirchbergschule, Hans Zehnbauer, der vor drei Jahren pensioniert wurde, bezeichnete seinen Kollegen als „Lehrer von ganzem Herzen“. Er habe bei allen Entscheidungen immer das Wohl der Kinder im engeren Blickfeld gehabt.
Schöne und belastende Momente
Für die Vereinigung der Bensheimer Grundschulleiter waren Christian Zimmermann (Schlossbergschule Auerbach) und Dagmar Hirschberg (Märkerwaldschule Gronau) gekommen.
Daniela Vogel vom Staatlichen Schulamt skizzierte Günter Schneiders berufliche Biografie, die Lehrerband servierte einige selbst komponierte Lieder. Dankesworte kamen auch vom Markus Schmitt im Namen des Personalrats. Günter Schneider, der vor kurzem auch Großvater geworden ist, bilanzierte eine schöne Zeit, die auch von fordernden und belastenden Momenten durchzogen gewesen sei. Die hohen bürokratischen Anforderungen vonseiten des Kultusministeriums hätten den quantitativen Aufwand gesteigert, aber die Zeit für die pädagogische Qualität verkürzt.
Doch genau darauf sei es ihm angekommen, so Schneider, die den Dialog mit dem Kollegium und die Vielfalt seiner Arbeit sehr geschätzt habe. Der Kontakt mit Menschen sei seine Motivation gewesen, Lehrer zu werden.
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