Zwingenberg. Zwischenmenschliche Beziehungen sind an und für sich schon kompliziert genug - kommt dann auch noch die Liebe ins Spiel, kann es ganz schnell noch viel verzwickter werden. Die Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" der Clown-Abschlussklasse des Theater Tranist trug dieser Tatsache am vergangenen Samstag im Theater Mobile Rechnung:
Mitreißend komisch und so manches Mal auch tragisch war ihr Spiel, und nicht umsonst war die Kulisse ein von den Darstellern zu Beginn mit Kreide aufgezeichnetes Fußball-Spielfeld. Die Zuschauer wurden von der Darbietung der in Mannschaftstrikots gekleideten, rotnasigen Clowns zeitweise zu Tränen gerührt - nicht des Weinens, sondern des Lachens wegen.
Irrungen und Wirrungen
Das Mädchen Viola strandet nach einem Schiffbruch an der Küste Illyriens. Ihren Zwillingsbruder Sebastian, der auch mit an Bord war, glaubt sie tot. Viola beschließt, sich als Junge verkleidet in die Dienste des Herzogs Orsino zu begeben. Als Cesario soll sie nun in dessen Auftrag Botschaften an die Gräfin Olivia überbringen, in die der Herzog mit dem schwäbischen Dialekt unsterblich verliebt ist. Widerwillig erfüllt Viola/Cesario diesen Auftrag, denn eigentlich hat sie selbst ihr Herz an den stattlichen Herzog verloren. Es kommt wie es kommen muss, Olivia - entzückt vom Sprachgefühl und den schönen Worten des vermeintlichen Jünglings Cesario - entflammt für diesen.
Doch der Verwirrungen nicht genug: Sir Toby, Trunkenbold und Olivias Onkel, Kammerzofe Mary und Sir Andrew, ein weiterer Verehrer Olivias, spinnen eine Intrige. Sie fälschen einen Liebesbrief Olivias an Malvolio, Kammerdiener der Gräfin. Dieser sieht nur, was er sehen will. Überzeugt von Olivias Liebe zu ihm und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Aufstieg, gibt er sich der Lächerlichkeit preis, indem er, wie im Brief gefordert, wahnsinnig lächelnd Strumpfhalter der Gräfin trägt.
Verwicklungen ohne Ende
In der Folge bringen Mary und Sir Toby den eigentlich friedfertigen Sir Andrew dazu, seinen vermeintlichen Widersacher im Kampf um die Gunst Olivias, Cesario, zum Zweikampf herauszufordern. Weitere Verwicklungen ergeben sich aus dem Auftritt von Sebastian, dem totgeglaubten Zwillingsbruder Violas. Dieser läuft direkt in die Arme der Gräfin Olivia, die die Zwillinge - blind vor Liebe - verwechselt und Sebastian vom Fleck weg heiratet. Erbost von dieser Nachricht will nun Orsino Cesario an den Kragen. Doch bevor Schlimmeres geschieht, erkennen die Geschwister einander und einem Happy End steht - zumindest für den Großteil der Akteure - nichts mehr im Wege. Orsino verfällt nun doch der glücklichen Viola und Olivia und Sebastian bleiben ein Paar. Die Intriganten ziehen, ihre Wunden leckend, von dannen. Kurz bevor die Komödie in eine Tragödie endet, wendet sich so doch noch alles zum Guten.
Ausdrucksstarke Mimik
Die sehr ausdrucksstarke und im positiven Sinne übertriebene Mimik der Clowns war prädestiniert für Shakespeares komisches Lustspiel und zwang die Zuschauer regelrecht zum intensiven Mitlachen und Mitleiden. Und auch, wenn die Liebe so Manchen für kurze Zeit zur Marionette seiner Gefühle, ja manchmal gar zur Witzfigur macht, gehören diese Gefühlsverwirrungen doch zum Leben dazu. Mit einer gesunden Portion Humor lässt sich die durcheinandergeratene Gefühlswelt ohnehin leichter ertragen. Dies hat die gelungene Vorstellung eindrucksvoll vor Augen geführt. Verbissenheit hat der Liebe doch meist geschadet.
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