Ortstermin

Radfahrer am Ritterplatz in Bensheim "brauchen Mut"

Von 
Jeanette Spielmann
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Beim Ortstermin der SPD am Ritterplatz ging es um das Thema Radverkehr. © Gutschalk

Bensheim. Die Bensheimer SPD-Fraktion hat sich im Rahmen ihrer Sommertour in dieser Woche die Innenstadt vorgenommen. Stadtverordneter Michael Sydow hatte dafür als Treffpunkt zunächst an den Ritterplatz eingeladen, denn als passionierter Radfahrer ist der Verkehrsknotenpunkt für ihn besonders heikel. Bis auf einen kleinen Abschnitt zwischen Fehlheimer und Wilhelmstraße gibt es entlang der B 3 von der Hochstraße bis zum Bahnhof keinen für Radfahrer ausgewiesenen Fahrstreifen. Hier mit dem Rad unterwegs zu sein, „braucht Mut“, so die Erkenntnis einer erfahrenen Radfahrerin.

„Als Radfahrer ist man verloren“, beschreibt Michael Sydow die in seinen Augen prekäre Verkehrssituation für Radler, die von Auerbach kommend auf der engen Linksabbiegerspur Richtung Lautertal fahren. Wie Sydow aus vergangenen Diskussionen mit dem zuständigen Verkehrsdezernenten weiß, sei die Straße für einen expliziten Radweg nicht breit genug. Warum aber Piktogramme auf der Fahrbahn als optischer Hinweis für die Autofahrer nicht möglich sein sollen, ist ihm nicht verständlich.

Nach Meinung der Teilnehmer wäre ein Schutzstreifen durchaus möglich. So könnte wegen des geringen Fahrbahnquerschnitts beispielsweise der Mittelstreifen weggelassen werden. Es gehe vor allem darum, die Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme der Autofahrer gegenüber den Radfahrern zu erhöhen, setzt Sydow auf eine neue Bewertung der Situation im Umfeld des Ritterplatzes.

Dies müsste schnell geschehen, denn laut vorliegenden Informationen soll die Fahrbahndecke der B 3 in diesem Herbst im Abschnitt zwischen Ritterplatz und Schwanheimer Straße erneuert werden. Eventuelle Verbesserungen oder Änderungen wären dann möglich.

Auf eine von ihm gerne genutzte Umfahrungsmöglichkeit wies der frühere Stadtverordnete Eddi Winkler hin. Über die Postgasse und den kleinen, hinter der Alten Post und dem städtischen Weingut verlaufenden Weg könne die B 3 bis unterhalb des Ritterplatzes von Radfahrern gemieden werden. Zwischen Gmeiner und Wohnbebauung stoße man wieder auf die B 3.

In der Innenstadt hatte Sydow zwischen Storchennest und Ritterplatz sieben Leerstände und sieben „Billigläden“ gezählt. Da sei man in Bensheim noch „gut dran“, denn er habe eigentlich mit einer höheren Anzahl gerechnet. Dennoch habe der Einzelhandel in Bensheim mit Umsatzverlusten durch den Onlinehandel zu kämpfen. Das Problem sei aber nicht erst seit der Pandemie, sondern schon seit Jahren bekannt, verwies er auf entsprechende Förderprogramme für die Innenstadt.

Kritisiert wurde von ihm, dass es für die Hauseigentümer durch die Vermietung der Geschäftsräume im Erdgeschoss offenbar nicht mehr erforderlich sei, die im Obergeschoss vorhandenen Wohnungen zu vermieten. Das sei ein Missverhältnis, forderte er eine Reduzierung der gewerblichen Mieten. So sei es beispielsweise für Start-up-Unternehmen nicht möglich, sich in der Fußgängerzone niederzulassen.

Zur Belebung der Innenstadt sei eine Umstrukturierung erforderlich, stellt sich Sydow die Ansiedlung von Handwerksbetrieben, Kinderbetreuungseinrichtungen oder Begegnungsstätten vor.

Ebenso wie die Belebung der Innenstadt ist auch der Bensheimer Marktplatz ein seit Jahren in den unterschiedlichsten Zusammenkünften der Bürgerschaft und der Politik diskutiertes Thema. Während Michael Sydow den Blick auf die zunehmend verfallenden Fachwerkhäuser am unteren Ende des Marktplatzes richtete („Wäre schade, wenn sie durch Nichtstun verloren gingen“), blickten andere auf den Marktplatz-Prozess und hielten „eine Zielvorgabe für sinnvoll“. Die gibt es nach Feststellung von Ralph Stühling, der auf die von Bürgermeisterin Christine Klein angestoßene Kampagne „365 Tage für die Zukunft unserer Stadt“ hinwies. Dieses Zeitfenster sollte die Politik jetzt im Blick behalten.

Noch keine Zwischenergebnisse

Allerdings sollten inzwischen erste Ergebnisse vorliegen. Nachdem im vergangenen Dezember die Stadtverordnetenversammlung einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Marktplatz beschlossen hatte, stellte Bürgermeisterin Klein im April die zur Umsetzung ersonnene Kampagne vor. Danach soll nach spätestens zwölf Monaten – also im Frühjahr kommenden Jahres – ein von allen Akteuren getragenes Ergebnis vorliegen. Bis dahin soll von allen Beteiligten sowohl für den Marktplatz als auch für die gesamte Innenstadt ein verbindlicher Handlungsrahmen geschaffen werden.

Um zu vermeiden, dass ein Wettbewerb im Nachhinein in Frage gestellt wird, sollten spätestens bis zur Sommerpause Strategien und Spielregeln erarbeitet werden. Die ersten Ergebnisse stehen allerdings noch aus.

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