Bensheim. Bekannte Crossover-Kammermusiker als Publikumsmagneten: Die 2007 gegründete „klassische Band“ Spark sorgte beim sechsten Saisonkonzert der Kunstfreunde Bensheim mit ihrem Erfolgsprogramm „Bach-Berio-Beatles“ für ein nahezu ausverkauftes Parktheater. Das bereits 2011 mit dem Echo Klassik ausgezeichnete Quintett besteht aus den drei Gründungsmitgliedern Daniel Koschitzki, Andrea Ritter (Blockflöten) und Victor Plumettaz (Violoncello) sowie Stefan Balazsovics (Violine plus Viola) und dem Pianisten Christian Fritz (seit 2017 bzw. 2018 dabei). Mastermind des Ensembles ist fraglos der gebürtige Heilbronner Daniel Koschitzki (Jahrgang 1978), der sich wie Ritter vor Spark schon in der Alte-Musik-Szene einen Namen gemacht hatte. Das Bensheimer Publikum erlebte ihn aber nicht nur an seinem Instrument, sondern auch als gewandten Moderator und auskunftsfreudigen Gesprächspartner von Christian Knatz bei der bereits bestens besuchten Konzerteinführung im Eysoldt-Foyer.
Den Mangel an Originalwerken für die wahrhaft singuläre Quintettbesetzung kompensiert Spark sehr erfolgreich durch maßgeschneiderte Neukompositionen und Arrangements überwiegend aus eigener Feder. Für besondere Farbnoten sind vor allem Koschitzki und Ritter verantwortlich, die auch im Parktheater ein rundes Dutzend an unterschiedlichsten Blockflötentypen zum Einsatz brachten. Darüber hinaus griff Koschitzki gelegentlich gar zur Melodica. Nach etlichen Personalwechseln erscheint Sparks aktuelle Besetzung mit den drei ebenfalls klassisch ausgebildeten Klaviertrio-Kollegen tatsächlich als eine Art Idealformation, bei der lustvolles Grenzgängertum und popnahes Band-Gefühl perfekt verschmelzen.
Wie selbstverständlich ließen Koschitzki & Co. bei ihrem ersten Bensheimer Auftritt barocke Ohrwürmer von Johann Sebastian Bach, berühmte Songs der Beatles und experimentelle Werke des italienischen Neutöners Luciano Berio (1925-2003) in munterem Wechselspiel zusammentreffen. Dank der instrumentalen Adaptionskünste der fünf Musiker wurde gerade die programmprägende Bach-Beatles-Kombination zu einer konzertanten Begegnung der vergnüglichsten Sorte: Bach goes Beatles klang hier mindestens ebenso lässig und spritzig wie umgekehrt. Zudem machten sich Berios herausfordernde Solostücke als kontrastierende Intermezzi verblüffend gut – vital dargeboten von Victor Plumettaz (Auszug aus Sequenza XIV/ 2002), Andrea Ritter (Gesti/ 1966), Stefan Balazsovics (Auszug aus Sequenza VI für Viola/ 1967) und Christian Fritz (Wasserklavier/ 1965). Das war eine feine kleine Hommage zu Berios 100. Geburtstag.
Stürmischer Beifall und der Wunsch nach einer Zugabe wurde laut
Sparks Auswahl an attraktiven (eigenen) Bach-Arrangements enthielt den Kantatenchoral „Zion hört die Wächter singen“ aus BWV 140, drei Sätze aus der h-Moll-Suite BWV 1067 und das flötistisch besonders effektvolle a-Moll-Konzert BWV 1065; dazu kam die von Daniel Koschitzki höchst brillant gespielte Corrente aus der a-Moll-Solosuite BWV 1013. Knackig erfüllt vom Geist der Minimal Music wirkten die Eigenkompositionen der Ensemblemitglieder: Vertreten waren Christian Fritz (Jahrgang 1988) mit dem zitatgespickten „Triple B“ und dem durch Bachs f-Moll-Konzert BWV 1056 inspirierten „Neo Largo“ sowie Victor Plumettaz (Jahrgang 1986) mit dem an Bachs Darmstädter Rivalen Christoph Graupner erinnernden Reißer „The Eternal Second“. Bachs Präludien BWV 851 (d-Moll) und 855 (e-Moll) erklangen in ähnlich minimalistischen Versionen des Stuttgarter Komponisten Sebastian Bartmann (Jahrgang 1979).
Schönste Farbenvielfalt herrschte bei den köstlich zelebrierten Beatles-Bearbeitungen „Blackbird“ (Ritter), „Honey Pie“ (Plumettaz), „Norwegian Wood“ (Koschitzki), „Lucy in the Sky with Diamonds“ (Fritz), „Michelle“ und „Help“ (beide aus den besonders erfolgreichen Beatles-Concerti des 1957 geborenen Slowaken Peter Breiner). Pure Spark-Ekstase folgte dann erst recht im alle drei Größen versammelnden Programmfinale „B(e) to B(e)“ von Sebastian Bartmann und in der mit stürmischem Beifall geforderten Zugabe „Scotch Club“ von Victor Plumettaz. Im Mai übrigens ist Spark mit vier Konzerten Residenzensemble bei den Schwetzinger Festspielen.
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