Bensheim. Es war eine lauschige Nische für ein intimes Privatkonzert vor blühender Kulisse: Zum zweiten Mal gastierten Mimi Grimm am Kontrabass und ihr Mann Steffen Zäuner an der Gitarre im Hospizgarten an der Kalkgasse. Das Publikum auf der Terrasse, darunter auch einige Hausgäste, genoss den schlanken akustischen Sound des spielfreudigen Duos, das mit seinem beschwingten Repertoire aus bekannten Stücken im Swing- und Latin-Kleid für eine kurzweilige Stunde gesorgt hat.
Im Sommer 2020 hatte der Soroptimist International Club Bensheim/Heppenheim an gleicher Stelle mit einer kleinen Open-Air-Konzertreihe begonnen, um den Kulturschaffenden der Region eine Bühne zu bieten und gleichermaßen durch die Auswahl der Veranstaltungsorte (Hospiz und Seniorenheime) den Bewohnern eine kleine musikalische Abwechslung im Corona-Alltag zu ermöglichen.
Hintergrund: Soroptimist International
Auch der 2007 formierte Sorotimist Club Bensheim/Heppenheim agiert lokal und regional, stets dem internationalen SI-Credo folgend.
Die zentralen Themen sind Frauenrechte, Bildung, wirtschaftliche Souveränität, Gleichberechtigung, Gewaltfreiheit und Frieden.
Auf lokaler Ebene ist etwa der jährliche Bücherflohmarkt am Bensheimer Bürgerwehrbrunnen zu nennen. Zudem setzt sich der Club seit vielen Jahren für ein Berufsbildungszentrum in Burkina Faso ein.
Kathrin Zwissler verwies auf die weltweit über 3000 Clubs, in denen mehr als 80.000 Soroptimisten in 127 Staaten der Welt organisiert sind.
Der Name leitet sich von lateinisch „sorores optimae“ ab: die besten Schwestern.
In Deutschland gibt es aktuell 221 Clubs mit mehr als 6700 Mitgliedern.
Im Club Bensheim/Heppenheim engagieren sich derzeit 25 berufstätige Frauen in monatlichen Clubtreffen und verschiedenen Projekten.
Auch während der Pandemie habe man die monatlichen Treffen – oftmals virtuell – beibehalten. Auch die amtierende Präsidentin Irene Schmidt war beim Bensheimer Konzert anwesend. tr
Nicht zuletzt wollen die Clubschwestern aber auch den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in den sozialen Einrichtungen für ihr Engagement in diesen besonderen Zeiten danken, wie die zweite Vizepräsidentin Kathrin Zwissler in ihrer Begrüßung betonte: „Besonders für alte und kranke Menschen ist es schmerzlich, auf die gewohnten Kontakte verzichten zu müssen.“ Die Devise laute leider noch immer „Abstand halten“ – allerdings mit der Hoffnung, dass sich die Umstände bald wieder bessern mögen.
Harmonisch und inspirierend
Als „Das Mädchen mit dem Kontrabass“ ist Mimi Grimm seit einigen Jahren mit ihrem Begleiter unterwegs, um bei öffentlichen Veranstaltungen und privaten Festen mit Gesang, Kontrabass und Gitarre Klassiker sowie eigene Kompositionen zu präsentieren.
Das harmonische und inspirierende Zusammenspiel der beiden Musiker, die im Hospizgarten erneut ihre weite stilistische Bandbreite und kreative Leidenschaft bewiesen haben. Beispielhaft für die fantasievolle und leichte Interpretationskunst des Duos waren eine laszive Version von Kylie Minogues Popnummer „Can’t Get You Out of My Head“ und einem äußerst charmanten „La Vie En Rose“, das wunderbar zur grünen Umgebung des Auftrittsortes gepasst hat.
Bereits seit ihrer Kindheit ist Mimi Grimm mit der Musik liiert. In der Liebfrauenschule hatte sie unter anderen in Schulbands gespielt und das Spektrum von Rock und Pop bis zur geistlichen Musik kennengelernt. Ihren weißen Kontrabass hat sie bald aus seiner traditionellen Nebenrolle befreit: Ihr Spiel zeigt sich melodiös und treibend, gefühlvoll und lebendig. So viel Klangfülle, Vielfalt und Raffinesse hatte mancher von den dickbauchigen Holzkasten, die in der Hierarchie der Streichinstrumente nicht gerade an erster Stelle rangiert, kaum erwartet. Mimi Grimm bewältigt aber nicht nur die hohen technischen Anforderungen des Instruments – sie versteht es auch, ihm eine außergewöhnliche Dynamik und Mehrdimensionalität zu verleihen.
Saitenbetonter Musikstil
Es ist aber vor allem die unprätentiöse und entspannte Art, mit der die beiden Künstler – keine Berufsmusiker – ihre Idee eines saitenbetonten Musikstils live umsetzen und dabei keine stilistischen Grenzen oder Scheuklappen zeigen. Selbst Coldplays „Viva La Vida“ erstrahlt in ungewöhnlicher Dichte in einer reduzierten, aber keineswegs blutarmen Variante. Die bewegliche Gesangsstimme der Bassistin changiert zwischen samtener Wärme und verliert auch beim zumeist bruchlosen Eintritt in die höheren Spannungsbögen kaum die Balance.
Beim Blick vom unteren Kirchberg auf die Bensheimer Innenstadt genossen die Zuhörer Oldies wie „Hey Jude“ von den Beatles und „Dream a Little Dream“ (Mama Cass Elliot), aber auch jüngere Kompositionen wie Namikas „Lieblingsmensch“. Das selbstgeschriebene Stück „Beautiful People In A beautiful World“ wird auf dem demnächst erwarteten Album enthalten sein, wie Mimi Grimm im Hospizgarten ankündigte, wo sie mit „Stand by me“ von Ben E. King von ihrem Publikum verabschiedet hat.
Als Musikerin, die ihren künstlerischen Traum verwirklicht, passt sie ideal zu den Grundsätzen von Soroptimist International: Unter dem Motto „Bewusstmachen, Bekennen, Bewegen“ setzen sich die Mitglieder im Sinne einer echten Gleichberechtigung für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen ein. Im Namen des stationären Hospizes dankte Elke Mayer dem Club für das erneute musikalische Gastspiel.
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