Michaelskirche - Orgelwochen-Auftakt mit dem jungen Warschauer Organisten Michal Markuszewski

Polnische Entdeckungen

Von 
Klaus Ross
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Michael Markuszewski gestaltete den Auftakt der Bensheimer Orgelwochen in der Michaelskirche.

© Ernst Lotz

BENSHEIM. Mit Michal Markuszewski konnte Propsteikantor Konja Voll zum Auftakt der Bensheimer Orgelwochen einen der renommiertesten polnischen Orgelvirtuosen in der Michaelskirche begrüßen. Der mehrfach preisgekrönte Musiker (Jahrgang 1980) hatte neben populären Standardwerken aus Barock und Romantik erfreulicherweise auch einige heimische Repertoirespezialitäten im Gepäck, die sich ausnahmslos als lohnende Entdeckungen erwiesen.

Liebevoll nuanciert

Sein starkes Interesse für frühe Orgelmusik bezeugte Markuszewski eingangs anhand dreier liebevoll nuancierter Kostproben aus polnischen Tabulaturbüchern des späten 16. Jahrhunderts. Sweelincks heiter leuchtende Liedvariationen "Onder een linde groen" bildeten danach eine perfekte Brücke zu Markuszewskis eigenem "Präludium pro Organo Pleno", das als à la Bach stilisierte Choralfantasie über "Nun danket alle Gott" großen Eindruck machte.

Besonders entdeckenswert erschienen die 1847 entstandenen E-Dur-Konzertvariationen über die damalige russische Nationalhymne "Gott schütze den Zaren" opus 2 von August Freyer (1803-1883). Dieses ebenso gediegen wie effektsicher gearbeitete Stück des jahrzehntelang höchst erfolgreich in Warschau wirkenden sächsischen Organisten und Komponisten brauchte den Vergleich namentlich mit Mendelssohns zeitgleich herausgekommenen Orgelwerken keineswegs zu scheuen.

Feines Verständnis

Markuszewskis feines Verständnis für das romantische Repertoire überzeugte auch in Liszts süffigem "Tannhäuser"-Arrangement (Pilgerchor), in Viernes harmonisch delikatem "Lied" opus 31/17 und nicht zuletzt in den beiden sehr flüssig gestalteten Franck-Klassikern "Prélude, Fugue et Variation" sowie "Pièce héroique". Dem herzlichen Schlussbeifall ließ der an der Chopin-Musikhochschule seiner Heimatstadt lehrende Warschauer Gast noch eine ausgedehnte Improvisationszugabe folgen, bei der gerade die zarteren Farben der Michaelskirchen-Orgel wunderbar zur Geltung kamen.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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