Bensheim. Rund eine Stunde beste Unterhaltung bietet die neue Eigenproduktion im PiPaPo-Theater, und das nicht nur für die eigentliche Zielgruppe. Als Kinder- und Familienstück kündigen die Theaterleute ihr neues Stück „Die Schöne und das Biest“ folgerichtig an.
Für Kinder ist die Produktion im Gegensatz zu den mit Reizen überladenen Disney-Produktionen zum Thema unter anderem deshalb attraktiv, weil die Handlung in kurze, leicht verdauliche Szenen gegliedert ist.
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Die optische Gestaltung nach traditionellem Muster bei Bühnenbild und Requisite – mit historisierenden Kostümen und viel Glitzer – ist in Bezug auf die Texte geschickt mit kindgerechtem Wortwitz kombiniert und wartet mit einigen Running Gags auf, die nicht nur das Kinderherz erfreuen, sondern auch den Erwachsenen Spaß machen. Die intime Atmosphäre im Theaterkeller bringt darüber hinaus alle Zuschauer ganz nah dran ans Geschehen.
Und das folgt einer Geschichte, die sich die Menschen in Variationen wohl seit Jahrtausenden erzählen, wie Regisseur Jürgen Rehm bei der Premiere erläuterte. Die aktuell gespielte Fassung ist eine Adaptation eines im 18. Jahrhundert aufgeschriebenen französischen Märchens durch die in Hamburg lebende freie Theaterautorin Christa Maria Rieken.
Klassische Elemente wie Hexen, Prinzen und Flüche
Sie reduziert die Handlung auf acht Personen: Ein gutmütiger Tuchhändler (Jürgen Kotrade) gerät in das Visier zweier Steuereinnehmer (Alexander Vogel und Josefine Lustig), weil er wegen der schlechten Zahlungsmoral seiner Kunden selbst kein Geld hat. Ihm zur Seite steht seine couragierte Tochter Bella (Luise Clever), die ihm das Liebste ist, was er auf der Welt hat. Eine Hexe (Monika Hartz) lockt ihn mit einem Trick in das Schloss des seit 100 Jahren von ihr verfluchten Prinzen (Tamás Svajda), der von ihr gemeinsam mit seinem Diener (Tjark Hirsch) und der Kammerzofe (Jana Meister) für ihre Hartherzigkeit bestraft wurde: Fortan sollen sie als abstoßende Wesen, halb Tier, halb Mensch, außerhalb der Gesellschaft leben und nur erlöst werden, wenn sie sich zum Guten ändern.
Andernfalls sollen sie nach Ablauf der 100 Jahre sterben. Die Frist ist fast um, doch will die Hexe allen doch noch eine Chance geben. Wenn der Prinz Bellas Liebe erwirbt, soll alles gut werden. Die Schlossgesellschaft will den armen Tuchhändler erpressen, die Tochter auszuliefern.
Doch dazu kommt es nicht, denn empört läuft diese selbst zum Schloss, um ihren Vater zu verteidigen. Sie wird gefangengenommen und nach eigen Verwicklungen wendet sich am Ende natürlich alles zum Guten. Zum Erlebnis wird das Stück nicht zuletzt durch die ideale Besetzung der Charaktere mit den Mitgliedern des PiPaPo-Ensembles (Technik Luke Hofacker), die schon allein wegen des Alterspektrums von 16 bis rund 70 Jahren überzeugt, aber auch durch die lebendig vorgetragenen Dialoge, die den Bühnenfiguren ihr je ganz eigenes Gepräge geben.
Vorweihnachtliche Pause für die ganze Familie
Ein wiederkehrendes Highlight sind die Passagen des zum Esel gewordenen Kammerdieners und der als halbes Huhn durch die Welt pickenden Kammerzofe. Großartig ist auch die Darstellung von Vater und Tochter. Sehr anrührend wird der Vater nicht als Autoritätsperson gezeigt, sondern als gutmütiger Trottel, der der tatkräftigen Liebe seiner ihm haushoch überlegenen Tochter bedarf.
Nichts ist, wie es scheint, lautet eine im Stück mehrfach vorkommende Erkenntnis. So ist es auch bei der Hexe, von der der Zuschauer naturgemäß zunächst nichts Gutes erwartet, und die doch nur ihren Job macht und dabei ganz sympathisch rüberkommt. Auf der anderen Seite ist der Steuereinnehmer Graf Horstmann vom Horst ein durchaus überzeugender „Vollhorst“: Der dümmlich eitle Graf bietet sich als Zielscheibe des Spotts geradezu an.
Kurzum: Ein Tipp zum Beispiel für alle, die sich mit ihren Kindern ab dem höheren Kindergartenalter im Vorweihnachtstrubel eine vergnügliche Pause gönnen wollen.
Im Dezember 2023 ist das Stück jetzt noch viermal zu sehen, jeweils ab 15.30 Uhr: Samstag (9.) und So. (10.) sowie 16. und 17. Dezember (nur an diesem Termin schon ab 14 Uhr).
Im Januar und Februar 2024 gibt es vier Termine: Sonntag. 14. Januar, und Samstag, 20. Januar, sowie Samstag. 3. und Sonntag, 4. Februar.
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