Pipapotheater

Popsongs im Jazz-Gewand in Bensheim

Beim Auftaktkonzert des Jazzkeller spielten die „New Orleans Originals“ nicht nur klassischen Dixieland, sondern auch kreative Arrangements

Von 
Eva Bambach
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Die „New Orleans Originals“ gaben im Jazzkeller des erste Konzert der neuen Saison. © Thomas Neu

Bensheim. „Kultur braucht Freunde, mehr denn je!“ Bevor die „New Orleans Originals“ am Sonntagabend im PiPaPo-Jazzkeller richtig loslegten, machte Garvin Brod auf die prekäre Lage des gemeinnützigen Förderkreises Kleinkunst und Kultur Bensheim hin. Wie bei den anderen Vereinen im Stadtgebiet stellt die Stadt ihre Förderung aufgrund der Haushaltslage völlig ein. Kulturelle Angebote wie das Pipapo-Kellertheater und der Jazzkeller und in Teilen auch der „Vogel der Nacht“ und das „Sundaze-Open-Air“ sind deshalb nun in hohem Maß auf Spenden angewiesen – und auf die Mitgliedsbeiträge des Förderkreises. An alle Freunde örtlicher Kulturveranstaltungen richtete der zweite Vorsitzende des Vereins deshalb den dringenden Appell Mitglied zu werden, was schon ab einem Jahresbeitrag von 30 Euro möglich ist.

Doch dann war er da, der Auftakt zur neuen Jazz-Saison: Die vier „New Orleans Originals“ – zuletzt 2019 in Bensheim zu hören - ließen im voll besetzen Keller die gute alte Zeit des Dixieland auferstehen. Den Anfang machten Standards wie die auf einem amerikanischen Traditional beruhende Ballade „Careless Love“. Heiko Hubmann (Trompete), Christian Seeger (Klarinette), Florian Hofmann (Banjo) und Garrelt Sieben (Sousaphon) kontrastierten sie anschließend temporeich mit musikalischen Bildern aus dem Dschungel. Und ja, viel New-Orleans-Sound gab es den ganzen Abend über zu hören – vom temporeich und beschwingten Standard „My Baby just cares for me“ bis hin zum Ende und einer von freudigem Applaus geforderten zweiten Zugabe, einem nachdrücklich vorgetragenen „When the Saints Go Marching In“.

Zu Gehör brachte die Band aber nicht nur die typischen afro-amerikanischen, karibischen, kreolischen und europäischen Einflüsse, sondern sie probierten - in Erweiterung des Ursprungsgedankens sozusagen – auch aus, wie zum Beispiel Justin Biebers/Ed Sheerans „Love Yourself“ im New-Orleans-Jazz-Sound klingen könnte. Oder was das mit Dick Dales Surf-Gitarrensound bei „Misirlou“, weltbekannt geworden durch Tarantinos „Pulp Fiction“ in den 1990ern macht? Klar, dass schon die Auswahl der Instrumente dabei für unverwechselbare Atmosphäre sorgte.

Es gab aber nicht nur die Arrangements der „New Orleans Originals“, sondern auch ein echtes Original. „Carrousel du Sud“ wurde vom Tubisten Garrelt Sieben einst im Frankreichurlaub komponiert, mit humorvollen Einschüben bekannter Melodien, die das Ganze ziemlich französisch klingen ließen.

Humor auch nach der Pause: Bobby McFerrins Welthit „Don‘t Worry, Be Happy“ forderte lustige Klangeffekte heraus, bei denen die Klarinette schon mal zur Pfeife wurde. Noch so ein Hit: „So Lonely“ von The Police, arrangiert von Florian Hofmann, mit viel zu tun für Trompeter Heiko Hubmann. Auch sonst wurde der gefordert: In zwei aufeinanderfolgenden Louis-Armstrong-Stücken bewies er, dass er den richtigen Groove verinnerlicht hat. Natürlich hatten auch die anderen Instrumente ihre Sternstunden – die sehr präsente Tuba, mitunter im feinziselierten Dialog mit dem rhythmisch agierenden Banjo, und eine Klarinette mit überaus geschmeidigen Melodielinien.

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