Ortsbeirat West

Zwei PV-Freiflächenanlagen in Bensheim in Planung

Ein Gremium beschäftigte sich mit den verschiedenen Bauvorhaben. Um welche Bauvorhaben es ging und wie dort der aktuelle Sachstand aussieht.

Von 
Jeanette Spielmann
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Bensheim. Mit insgesamt drei Bauvorhaben hatte sich der Ortsbeirat Bensheim-West in seiner aktuellen Sitzung am Montagabend im Pfarrzentrum der Laurentiusgemeinde zu beschäftigen und entsprechende Beschlüsse zu fassen. Grundlage dafür waren kiloweise Papierberge, denn den Beschlussvorlagen waren in den vergangenen Monaten Offenlagen der Planunterlagen, Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange sowie die Abwägung dieser Stellungnahmen durch die Verwaltung vorausgegangen. Das füllte unzählige Seiten, die den Kommunalpolitikern in Papierform zur Verfügung gestellt werden.

Warum man sich im digitalen Zeitalter immer noch nicht in der Lage sieht, diese Verfahrensabläufe online zur Verfügung zu stellen, erschließt sich nicht, denn inzwischen dürfte vermutlich jeder Mandatsträger über ein entsprechendes Endgerät verfügen. Auch hier könnte seitens der Verwaltung viel Geld für Papier, aber auch Zeit der Mitarbeiter, die diese Pakete austragen müssen, gespart werden.

Diskussion um die Einrichtung eines Quartiertreffs

Die Durcharbeitung dieser Unterlagen ist eine andere Frage und für den einen oder anderen Mandatsträger sicher auch eine große Herausforderung. In der Sitzung des Ortsbeirates, die der stellvertretende Ortsvorsteher Harald Boeddinghaus für die erkrankte Ortsvorsteherin Ingrid Schich-Kiefer leitete, beschränkte man sich daher auch nur stichpunktartig auf einzelne von den Ortsbeiräten angesprochenen Aspekte.

Bevor es um die Bauvorhaben ging, diskutierte das Gremium aber recht ausführlich über die Bebauung auf dem ehemaligen EKZ-Gelände und dem Mehrfamilienhaus an der Wormser Straße, in dem die Wohnbau Bergstraße 25 Sozialwohnungen geschaffen hat. Nach wie vor ist der Ortsbeirat West daran interessiert, im Erdgeschoss des Gebäudes eine Art Quartierstreff einzurichten, was sich aber als ausgesprochen schwierig erweist.

Zur Information des aktuellen Sachstands war der Vorstandsvorsitzende der Wohnbau, Christoph Cranz in den Ortsbeirat gekommen und machte deutlich, wo das Problem ist. Die ursprüngliche Idee, auf den derzeit noch leerstehenden rund 240 Quadratmeter einen Bäcker oder ein Eiscafé anzusiedeln, scheiterte bislang am Bedarf und am Interesse der möglichen Gewerbetreibenden. Auch mit der Caritas seien Gespräche geführt worden, die aus finanziellen Gründen nicht erfolgreich waren. Um die Fläche als Treffpunkt für Vereine nutzen zu können, bedürfe es eines Ansprechpartners, der die Mietzahlung sicherstelle. Aus bekannten Gründen könne die Stadt Bensheim das nicht sein, so auch Baudezernentin Nicole Rauber-Jung.

Bauliche Erweiterung für den Zweckverband KMB

Deutlich machte Cranz aber auch, wo bei der Wohnbau die Prioritäten liegen. Bezugnehmend auf die eigentliche Aufgabe des Unternehmens und auch angesichts der unbestrittenen Wohnungsnot würde man die derzeit noch „im Rohbau“ befindliche Fläche am liebsten in drei Wohnungen umwandeln. Allerdings sei dieser Bereich des Erdgeschosses als Gewerbeeinheit ausgewiesen und zusätzlich auf bestimmte Gewerbebetriebe beschränkt. Wünschenswert wäre daher auch eine Ausweitung auf andere Gewerbebetriebe oder auch eine Kombination aus Wohnungsangebot und kleinerer Gewerbeeinheit.

Beim Bauleitplanverfahren „Neuwiesenfeld“ geht es darum, dem hier angesiedelten Zweckverband KMB die Möglichkeit einer baulichen Erweiterung einzuräumen. Aktuell liegt der infrage kommende Grundstücksteil als ausgewiesenes Sondergebiet der Zweckbestimmung „Kläranlage“. Nicht ganz nachvollziehbar waren die in diesem Zusammenhang geäußerten Bedenken von Walther Fitz (SPD), dass dies zu finanziellen Lasten der Stadt Bensheim gehen könne. Die Baudezernentin verwies darauf, dass es sich beim KMB um ein interkommunales Unternehmen handele, das nicht nur für Bensheim tätig sei. Außerdem sei der Zweckverband in den vergangenen Jahren durch weitere Mitgliedsunternehmen gewachsen und benötige mehr Platz im Verwaltungsbereich.

Die im vergangenen Jahr erfolgte Offenlage des geänderten Bebauungsplans ergab keine relevanten Veränderungen, so dass eine erneute Offenlage nicht erforderlich ist. Bei Enthaltung von Walther Fitz, stimmte der Ortsbeirat zu, den geänderten Bebauungsplan Neuwiesenfeld als Satzung zu beschließen.

Für die Aufstellung des Bebauungsplans ist weitere öffentliche Beteiligung erforderlich

Ebenso einstimmig wurden die weiteren Verfahrensschritte zur Errichtung einer Photovoltaik-Freiflächenanlage an der Hartbrücke beschlossen. Die an das Gewerbegebiet West angrenzende etwa 5,4 Hektar große Fläche befindet sich überwiegend im Eigentum der Stadt Bensheim und soll zur Errichtung und Betrieb der PV-Anlage an die GGEW AG verpachtet werden. Die geplante Anlage könnte etwa 2250 Haushalte mit Strom versorgen.

Nach der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit, der Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen ist jetzt im zweiten Verfahrensschritt für die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans sowie der Aufstellung des Bebauungsplans eine weitere öffentliche Beteiligung erforderlich. Für Doris Sterzelmaier (B 90/Die Grünen), die das Vorhaben grundsätzlich begrüßte, wäre es wünschenswert, wenn die Umsetzung noch in diesem Jahr erfolgen könnte.

Unter der Anlage soll eine insektenfreundliche Grünfläche geschaffen werden

Eine weitere Photovoltaik-Anlage soll am Ortsausgang nach Lorsch an der Zufahrt zum Naturschutzzentrum entstehen. Auch hier ist neben der Aufstellung eines Bebauungsplans eine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich, da es sich um eine Ackerfläche handelt, die umgenutzt wird.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine private Initiative, die ausdrücklich von Boeddinghaus (FDP) und Sterzelmaier begrüßt wurde. Kritik äußerte lediglich Alois Hillenbrand (FWG), der auf die Vernichtung von seit 30 Jahren genutztem Ackerland verwies. Neben der Hartbrücke noch weitere Flächen „zu überdachen“ sei für ihn übertrieben. Seine Frage nach möglichen Erschließungskosten verneinte die Baudezernentin, da das Gebiet durch die Straße zum Naturschutzzentrum und dem Kieswerk erschlossen sei. Sollten weitere Maßnahmen erforderlich seien, gingen diese zu Lasten des Bauträgers.

Die Bedenken bezüglich der weiteren Überdachung räumte Michael Schweiger von der Ingenieurpartnerschaft Schweiger + Scholz aus. Er verwies auf nachweisliche Untersuchungen, wonach die Errichtung von PV-Freiflächenanlagen durchaus positive Effekte auf die Ökologie habe. Auch werde unter der Anlage eine insektenfreundliche Grünfläche geschaffen.

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