Wilmshausen. „Wir wussten, was kommt“, so Ortsvorsteher Tobias Kindinger auf die Anmerkung von Bürgermeisterin Christine Klein, dass die Wünsche im Stadtteil in diesem Jahr so bescheiden ausgefallen waren. Auch in Wilmshausen hat man erkannt, dass die fetten Jahre erst einmal vorbei sein dürften. Wenngleich das Defizit im Ergebnishaushalt 2023 in Höhe von rund 7,9 Millionen Euro aus Rücklagen ausgeglichen werden kann und für das nächste Jahr sogar eine „schwarze Null“ angepeilt wird, wie der Fachbereichsleiter Finanzen Markus Loser sagte, so zeigt sich die allgemeine Finanzsituation doch angespannt.
Neue Spritze für Feuerwehr
Insgesamt fließen im kommenden Jahr Mittel in Höhe von mehr als 13 000 Euro aus dem Ergebnishaushalt und gut 25 000 Euro aus dem Finanzhaushalt für direkte Maßnahme nach Wilmshausen, wie Bürgermeisterin Christine Klein skizzierte. Das Geld wird für die Anschaffung einer Tragkraft-Spritze für die örtliche Feuerwehr ausgegeben. Hinzu kommen kleinere Beträge für die Ausrüstung der Einsatzkräfte sowie nochmals 5500 Euro aus dem Topf für die allgemeine Bauunterhaltung am Stützpunkt.
Aus diesem Haushaltsregal werden auch bauliche Maßnahmen am Gemeinschaftshaus Schönberg/Wilmshausen finanziert (insgesamt 12 000 Euro), die – wie man bei der Sitzung am Donnerstag hier und da wahrgenommen hat – auch durchaus nötig sind. Der Verschönerungsverein erhält 512 Euro, der Schützenverein ganze 13 Euro. Ohne Gegenstimmen befürwortete das Gremium die erläuterten Punkte.
Obwohl der einzige Wunsch des Gremiums unerfüllt blieb, allerdings aus rein politischen Gründen: Wie etliche andere Ortsbeiräte auch hätte man gerne die alljährlichen 1000 Euro zurück, die den lokalen Gremien bis 2021 für kleinere Maßnahmen zur freien Verfügung gestellt wurden.
Doch für das Haushaltsjahr 2022 wurde das Mini-Budget aus finanziellen Gründen von der Stadtverordnetenversammlung auf Eis gelegt. Und nur dort kann die Entscheidung rückgängig gemacht werden. „Das obliegt nicht der Verwaltung“, betonte die Bürgermeisterin auf der ersten Haushaltstour nach dem Ausscheiden von Finanzdezernent Adil Oyan. Bei seiner letzten Sitzung im Mai hatte sich der Ortsbeirat einstimmig dafür ausgesprochen, die 1000 Euro für die Stadtteile wieder einzuführen.
Bereits im Sommer war in Wilmshausen ein anderes Thema von öffentlichem Belang hochgekocht: Die Schließung der Tankstelle, die neben einer Waschanlage auch einen kleinen Shop umfasst, in dem einige elementare Dinge des täglichen Gebrauchs angeboten werden. Die Service-Station soll nun durch eine vollautomatische Karten-Tanke ersetzt werden.
Es ist aber weniger der unpersönliche Bezahlvorgang denn der potenzielle Verlust der kleinen Einkaufsmöglichkeit, was für kollektiven Unmut sorgt. In den letzten Monaten haben sich auf einer Unterschriftenliste gegen eine Schließung des Shops sage und schreibe 1860 Menschen verewigt, wie Tobias Kindinger mitteilt. Leute aus Wilmshausen und Schönberg, aber auch aus Elmshausen und dem weiteren Lautertal, die an der Tankstelle täglich vorbeifahren und bei einem Stopp Snacks, Getränke, Zeitschriften oder Zigaretten mitnehmen.
Über eine Petition will man erreichen, dass die Benzinstation als kleiner Nahversorger bestehen bleibt. Der Ortsvorsteher teilte weiter mit, dass die Betreibergesellschaft offenbar in Erwägung zieht, den Shop als unbemannte Station weiterführen zu wollen. Konzepte lägen aber wohl nicht vor, die Kindinger der Korrespondenz mit der Initiative entnahm. Der Ortsbeirat bittet nun das Rathaus um Unterstützung dahingehend, mit dem Betreiber in Kontakt zu treten, um Näheres über die konkreten Perspektiven in Erfahrung zu bringen.
Nach sieben langen Jahren – und zehn weiteren davor – ist das Dauerprojekt Grillhütte nun tatsächlich abgehakt, wie Kindinger betonte. Die letzten Ausstattungsdetails sind durch die Feuerwehr eingebaut worden, die Küche ist betriebsfähig. Damit geht ein Klassiker im Ortsbeirat ins Finale. Vermissen wird die zähe Debatte über Standort-, Kosten- und Gestaltungsfragen künftig wohl keiner.
Neue Erkenntnisse zur Wilmshäuser Geschichte
Behandelt wurde am Donnerstag im Ortsbeirat Wilmshausen der Prüfauftrag bezüglich des Radverkehrs auf der Nibelungenstraße und die gewünschte Prüfung bezüglich einer möglichen Absenkung der Bordsteine gegenüber der Straße Am Katzenrech und Siegurd-Rascher-Straße, um ein Auffahren auf den Radweg zu erleichtern und sicherer zu machen.
Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) hält dies laut seiner Stellungnahme allerdings nicht für nötig.
Die GGEW AG weist in einem Schreiben darauf hin, dass der Ausbau des Glasfaser-basierten Highspeed-Internets in Wilmshausen vorangeht und bis 2025 abgeschlossen sein soll. Einige Teilbereiche entlang der Nibelungenstraße seien bereits angebunden, teilte der Ortsvorsteher mit.
Gespannt wie seine Kollegen erwartet Tobias Kindinger demnächst neue Hinweise zur Historie des Ortes. Claudia Sosniak aus dem Bensheimer Stadtarchiv hat das Gremium wissen lassen, dass zur Geschichte Wilmshausens, konkret zu seiner Entstehung, neue Erkenntnisse vorlägen. Die erste urkundliche Nennung erfolgte nach bisherigem Wissensstand im Jahr 1329.
„Vielleicht müssen wir bald ein anderes Jubiläum feiern“, so Kindinger. Näheres soll der Ortsvorsteher demnächst bei einem Termin mit Claudia Sosniak erfahren. Wilmshausen ist übrigens einer der wenigen Bensheimer Stadtteile, die nicht über eine eigene Stadtteildokumentation verfügen. Vielleicht ändert sich das ja nach dem Besuch im Stadtarchiv. tr
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