Konzert

Cocktail aus Humor, Wortwitz und Balladen im Parktheater

Im ausverkauften Bensheimer Parktheater begeisterte Pe Werner das Publikum mit musikalischen Streifzügen bis hin zu Jazz und Rock und originellen Wortspielereien.

Von 
Gerlinde Scharf
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Sängerin und Songwriterin Pe Werner wurde bei ihrem Konzert im Bensheimer Parktheater von Peter Grabinger am Klavier begleitet. © Thomas Neu

Bensheim. Mit einem unwiderstehlichen „Kribbeln im Bauch“ machten sich die Besucher am Freitagabend nach dem Konzert mit Pe Werner beseelt und glücklich auf den Nachhauseweg. Mit Liedern aus ihrem neusten Album „Vitamin Pe“, mit Geschichten und Anekdoten aus ihrem privaten Umfeld und ihrem Künstlerleben, hatte die Songwriterin ihr Publikum im vollbesetzten Parktheater - darunter ihre 90 Jahre alte Mutter - mit einem Vitamincocktail aus Humor, Wortwitz und nachdenklichen Momenten mehr als zwei Stunden begeistert und angefixt.

Einmal mehr überzeugte die Künstlerin – die es aus unerfindlichen Gründen nie auf die ganz große, internationale Bühne geschafft hat – mit ihren zumeist poetischen Wortschöpfungen fernab von Kitsch und Klischee, mit ihrer einzigartigen Stimme, ihren Balladen, Chansons und musikalischen Streifzügen bis hin zu Jazz und Rock. Und mit ihren originellen Wortspielereien und wie zufällig eingestreuten Pointen, die in keinem ihrer zeitlosen Songs fehlen.

Ein bisschen Nostalgie und eine kleine Prise Wehmut gehören ebenso zu ihren Geschichten über gescheiterte Beziehungen, über Einsamkeit und lange Nächte an der Bar, über Herz, Schmerz, wie ganz viel Lebenslust und Humor - und bei aller Liebe („Du bist ein Zauberer. Du machst Tränen zu Salz in der Suppe“) – perfekt gesetzte Spitzen in Richtung Mannsbild. Werner singt, tanzt, swingt, rockt, hüpft, scherzt und plaudert über ihr Faible für den Mond munter drauf los und verliert dabei keine einzige Sekunde die Aufmerksamkeit des Publikums, das jede Textzeile miterlebt, oftmals schmunzelt und das eigene Kopfkino in Gang setzt.

Für Pe Werner, die in „Rimbach an der Weschnitz“ aufgewachsen ist und mittlerweile seit 35 Jahren in Köln lebt, war das Konzert „im schönen Bensem“ so etwas wie ein Heimspiel („endlich wieder einmal in der Heimat“) mit einigen bekannten Gesichtern im Saal (unter anderem Gitarrenvirtuose Adax Dörsam). Begleitet wurde sie von dem aus Mannheim stammenden, wunderbaren Pianisten Peter Grabinger, den sie sich seit 28 Jahren für ihre Bühnenauftritte von dessen Ehefrau Gabi „ausleiht“, und bei einigen Stücken von Pit Lenz.

Begonnen hat ihre Karriere vor über 35 Jahren mit dem Lied „Weibsbilder sind subtil“ und ihrem ersten Fernsehauftritt bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Ziemlich bald schon war klar, dass sie als „weibliche Antwort auf Herbert Grönemeyer“ absolut nicht taugt und sich fix emanzipierte. Ihre musikalischen wie literarischen Ausflüge, geraderaus und ohne Chichi, machen bis heute ihre DNA aus.

Die meisten Lieder auf ihrer aktuellen Tour „Vitamin Pe“ hat die Allroundkünstlerin schon früh „zur Adoption freigegeben“ (Originalton). Will heißen, die Texte hat sie für andere Künstlerinnen und Künstler geschrieben. Unter anderem für Barbara Schöneberger, für die sie den Song „Prima Essen gehen“ über die Liebe zum Essen verfasst hat – was der Blondine allerdings gar nicht gefiel. Stattdessen schaffte es „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss“ in das Programm der Schöneberger.

Zu den weiteren Auftraggebern von Werner gehören unter anderem Bernd Stelter („Liebe geht bekanntlich durch den Magen“), Marc und Alexander, Mireille Matthieu und ihre Freundinnen Katja Epstein („eine unermüdliche Seele“) und Mary Roos. Letztere verwöhnte sie beim gemeinsamen Frühstück nicht nur mit einer Riesenportion Spiegeleier, mit ihr verbindet Pe Werner auch die Liebe zum Meer und lange Spaziergänge. Der Titel „Unbemannt“ stammt ebenso aus ihrer Feder wie die Roos-Autobiografie, die sie mitverfasst hat. Letztendlich hat sie Klassiker von Bert Kaempfert mit Zustimmung dessen Familie gecovert und neue Texte dazu geschrieben.

Dass sie mit ihrem Song beim Vorentscheid des ESC im Jahr 2008 knapp den „No Angels“ unterlegen ist und das Management von Anett Louisans sich an der Textzeile über DDR-Strohsterne mokierte und daran die Zusammenarbeit scheiterte, hat sie längst verschmerzt. Sie komme sich mit der Gitarre vor dem Körper „ein bisschen wie Taylor Swift vor“, frozzelt Pe Werner und zieht ganz uneitel ein persönliches Fazit: „Besser eine Klampfe vor dem Bauch als Fett absaugen.“

Mit den wunderschönen Balladen „Kribbeln im Bauch“, „Hinterm Horizont“ und „Segler aus Papier“ sagte Pe Werner dem Publikum im Parktheater nach mehreren heftig eingeforderten Zugaben Tschüss.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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