Bensheim. Drei Teenager der Jahrgänge 2005 bzw. 2006 machten das achte Saisonkonzert der Kunstfreunde zur Besonderheit: Ein jüngeres Ensemble als das 2019 gegründete Frankfurter Zeisig-Trio gab es noch nie in der traditionsreichen Reihe.
Neben den Gründungsmitgliedern Yuanzhen Sun (Klavier) und Aaron Woyniewicz-Böer (Violoncello) war diesmal Erich Wenge als Ersatz für die wegen einer Sehnenscheiden-Entzündung länger ausfallende Stammgeigerin Leila Fahtali mit von der Partie.
Auskunftsfreudige Musiker beim Einführungsgespräch
Sehr auskunftsfreudig zeigten sich die Musiker beim Einführungsgespräch mit Hans Hachmann im Eysoldt-Foyer: lockere Kommunikation über das eigene Metier als heute unverzichtbarer Bestandteil einer beginnenden Karriere.
Der Pianist bekräftigte hier nicht zuletzt ihre Neigung zu thematisch verbundenen Werkkombinationen wie im Bensheimer Programm, das Klaviertrios des Ehepaares Clara und Robert Schumann stimmig zusammenführte.
„Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben und dann zu hören. Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube, ist es auch in der Form ziemlich gelungen.“: Auf ihr einziges Klaviertrio g-moll opus 17 von 1846 war Clara Schumann trotz nachgeschobener Koketterien über diese „Frauenzimmerarbeit“ durchaus stolz. Zu Recht: Das ebenso klassisch gebaute wie eingängig erfundene, stilistisch eher an Mendelssohn und Chopin als an ihrem Gatten orientierte Stück braucht als eines der schönsten romantischen Gattungsbeispiele keinen prominenten Vergleich zu scheuen.
Komponistin Clara Schuhmann ist unbedingt entdeckenswert
Die Bensheimer Aufführung des knapp halbstündigen Viersätzers durch das Zeisig-Trio beeindruckte durch feines kammermusikalisches Gespür, trefflich entwickeltes Balanceverständnis und sorgfältig ausdifferenzierte Klangkultur.
Vor allem der nie unnötig sich vordrängende Pianist und der fabelhaft geschmeidige Cellist verrieten dabei beachtliche künstlerische Reife. Dass der Geiger noch nicht ganz an Leila Fathalis impulsstarke Präsenz herankam, schien angesichts der Einspringersituation allemal nachvollziehbar. Eine klare Botschaft vermittelten Sun, Wenge und Woyniewicz-Böer freilich ohne jeden Zweifel: Die Komponistin Clara Schumann ist unbedingt entdeckenswert. Ähnliche Repertoire-Originalität bewiesen die jungen Musiker mit den auch als Zugaben geeigneten beiden „Liebesliedern“ (1977) von Detlev Glanert (Jahrgang 1960), deren revidierte Fassung sie 2020 sogar uraufführen durften. Diese französisch angehauchten Miniaturen mit Anklängen etwa an Fauré boten jedenfalls viel Gelegenheit, subtil abgestimmte Farbdelikatesse vorzuführen.
Nachwuchsmusiker unterstrichen ihr hohes Niveau
Im nach der Pause folgenden d-moll-Klaviertrio opus 63 (1847) von Robert Schumann unterstrichen die Frankfurter Nachwuchsmusiker ihr herausragend hohes Niveau, ließen dabei aber durchaus auch Steigerungsmöglichkeiten erkennen.
So hätte man sich den vom Komponisten „mit Energie und Leidenschaft“ geforderten Kopfsatz gerade von einem derart jungen Ensemble noch feuriger vorstellen können – bei aller formidablen Geschliffenheit im Detail.
Beachtlich abgerundet wirkten hingegen das tatsächlich „nicht zu rasch“ genommene Scherzo, der ausdrucksverinnerlichte langsame Satz und das beweglich jubilierende Finale: Für diese bemerkenswert souveräne Schumann-Leistung gab es großen Applaus im Parktheater, das wohl wegen des ungünstigen Osterferientermins leider nur etwa halb gefüllt war.
Yuanzhen Suns gelungenes Trio-Arrangement von Robert Schumanns berühmtem Lied „Widmung“ opus 25/1 erklang als wunderbar passende Zugabe.
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