Auerbach. Die traditionsreiche Geschichte der Krone in Auerbach ist um ein Kapitel reicher - es ist aber einmal mehr kein ruhmreiches. Das Parkhotel musste am Donnerstag schließen, weil die Betreibergesellschaft offenbar Insolvenz angemeldet hat. Das bestätigte zumindest eine Sprecherin der Best-Western-Gruppe.
"Das Haus ist vorübergehend geschlossen. Für Best Western Deutschland als Markengeber ist der Standort weiterhin interessant", teilte eine Referentin des Unternehmens mit. Weitere Auskünfte konnte sie nicht geben, weil der weltweit agierende Hotel-Konzern - wie in einem Franchise-Modell - lediglich seinen Namen verleihe. Die Betreiber vor Ort "arbeiten eigenständig und selbstverantwortlich", so die Sprecherin. Einmal jährlich würden allerdings die Qualitätsstandards überprüft.
Prozess vor dem Arbeitsgericht
Für die Mitarbeiter sicherlich nur ein ganz schwacher Trost. Seit Wochen gab es Gerüchte über eine mögliche finanzielle Schieflage des Hauses und unzufriedene Angestellte, die nach eigenen Angaben monatelang nicht bezahlt worden seien. Im Oktober wird es deshalb einen ersten Prozess vor dem Darmstädter Arbeitsgericht geben.
Erst Anfang dieses Jahres hatte der Betreiber gewechselt, verbunden mit dem Wunsch, dass im Parkhotel etwas mehr Kontinuität einziehen würde. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Für Auerbach ist die Schließung des einstigen Renommierbetriebs ein herber Rückschlag im Bemühen um einen attraktiven Ortsmittelpunkt.
In den vergangenen Jahren hat sich im größten Bensheimer Stadtteil einiges bewegt - nicht zuletzt aufgrund des Engagements der Bürger in der Zukunftswerkstatt. Der Kronepark wurde und wird für einen sechsstelligen Betrag umgestaltet, das benachbarte Auerbacher Haus erhält zurzeit eine Rundumerneuerung. Da passt der Leerstand in der prominenten Krone nicht ins Konzept. Zumal das Haus ohnehin eine bewegte Geschichte hinter sich und eine ungewisse Zukunft vor sich hat. Nach dem Schloss ist das Anwesen immerhin das zweitälteste in Auerbach.
Der Grundstein für das damalige Gasthaus wurde 1655 gelegt. Landgräfin Sophie Eleonore ließ damals die "fürstliche Herberge zur güldenen Krone" errichten. Über 200 Jahre lang, ab 1717, bewirtschafte die Familie Diefenbach die Krone.
Eine große Rolle spielte das Hotel in der Revolutionszeit 1848/49. Für badische Beamte und Professoren bot es einen geschützten Raum. Zusammen mit dem Schriftsteller Viktor von Scheffel weilten hier Heidelberger Professoren wie der spätere Minister Jolly oder der Historiker Heuser.
Am 30. September 1906 wurde das Haus ein Raub der Flammen. Im Eiltempo baute man es wieder auf. Ein Jahr später feierte man Einweihung. Architekt war Professor Georg Metzendorf. Die beiden Weltkriege überstand das Gebäude unbeschadet, notwendige Sanierungen wurden allerdings nicht immer stilgerecht ausgeführt.
Ende der 1990er Jahre wurde das Hotel nach einigen Turbulenzen versteigert. Es gab nur einen Bieter, der für 2,3 Millionen Mark die Immobile erwarb. Sieben Jahre später kam die Krone dann erneut unter den Hammer. Der britische Hotelier Prince Minaz Nasser erhielt für 750 000 Euro den Zuschlag. Nach einer umfassenden Sanierung stieg die Choice-Gruppe als Betreiber ein. Deren Engagement dauerte etwas mehr als zwei Jahre. Am 1. August 2009 kam Best Western als Namensgeber ans Ruder und deutlich sichtbar an die Fassade.
"Für Auerbach als Luftkurort ist die Schließung mehr als bedauerlich, denn ein Hotel in dieser Größe ist aus verschiedenen Gründen absolut notwendig. Die Krone war leider schon oft in den Schlagzeilen und nicht immer positiv. Ich hoffe natürlich, dass sie - wie schon oft in ihrer Geschichte - wieder auferstehen wird", erklärte der Auerbacher Ortsvorsteher Robert Schlappner.
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