Bensheim. In der Tradition der „Bensheimer Orgelnacht“ steht in diesem Jahr wieder ein besonderer Stummfilm auf dem Programm, der durch die Kriege in der Ukraine und in Israel traurige Aktualität bekommt – der erste Antikriegsfilm überhaupt: „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahr 1930, dessen Stoff nach dem Roman von E. M. Remarque ja in der Folge noch mehrere Verfilmungen erfahren hat.
Am Samstag, 18. November, um 19 Uhr beginnt das Konzert mit dem Würzburger Domorganisten Stefan Schmidt. Er ist erfahrener Film-Improvisator und war in dieser Funktion auch schon in Sankt Georg in Bensheim zu hören. Er wird den rund zweistündigen Film live mit Orgelmusik illustrieren.
Carl Laemmle Sr., nach Amerika ausgewanderter Oberschwabe und Gründer der Universal Filmstudios, wurde bei einem Deutschlandbesuch 1929 auf den Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque aufmerksam. Selbst kriegserfahren war er vom Realismus des Buches fasziniert und entschloss sich zu einer Verfilmung. Der Film erhielt seinerzeit zwei Oscars (bester Film, beste Regie, weitere Nominierungen) und wurde ein internationaler Erfolg.
Schon bald wurde der Film in mehreren Ländern verboten, zuerst unter Reichspropagandaminister Goebbels in Deutschland, aber auch in Österreich, Italien und der Sowjetunion. In Frankreich wurden die Szenen zensiert, in denen sich französische Frauen mit deutschen Soldaten abgaben.
Improvisationen an der Orgel
Weil in den 1930er Jahren noch nicht alle Kinos über eine Technik zur Tonwiedergabe verfügten, gab es neben einer Tonversion eine Stummfilmversion mit Untertiteln, die heute zu sehen ist. Eine originale Filmmusik existiert nicht. Große Kinosäle waren in der Stummfilmzeit mit Kinoorgeln ausgestattet. Falls keine Originalmusik mit Orchester vorgesehen war, gab es für den Kinoorganisten die anspruchsvolle Aufgabe, das Geschehen des Films live und improvisierend zu begleiten. Die Orgelmusik, die bei der Orgelnacht zum Film gespielt wird, ist also ebenfalls komplett improvisiert.
„Im Westen nichts Neues“ zählt heute zu den Klassikern der Filmgeschichte und gilt als erster echter Antikriegsfilm und wurde ausgewählt, um an das Ende des ersten Weltkrieges vor etwas mehr als hundert Jahren zu erinnern. red
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