Auerbach. So voll hat man die Heilig-Kreuz-Kirche selten erlebt. Beim traditionellen Weihnachtskonzert des Bensheimer Eventchors und des Ensembles "Wings Of Joy" herrschte im Wortsinn eine "kuschelige" Atmosphäre. Unter dem Titel "S(w)inging Christmas" genoss das Publikum ein stilistisch wie klanglich facettenreiches Musikprogramm, das sich von vielen Adventskonzerten wohltuend abhob.
Viel beklatschtes Sahnehäubchen zwischen den Auftritten der Chöre war das Intermezzo der Nowak Sisters. Die vier Schwestern bilden seit fast fünf Jahren ein fein abgestimmtes Vokalquartett, das mit feinen Arrangements und glasklaren Stimmen überzeugt. So auch am Mittwoch in Auerbach. Gleich zu Beginn begeisterten Ramona, Ronja, Riana und Regina Nowak mit ihrer Version des walisischen Weihnachtslieds "Deck The Halls". Die rhythmisch wiederholten Strukturen im luftigen Motettenstil erklangen ebenso spielerisch wie präzise ausformuliert.
Zwei Sopran-, zwei Altstimmen
Mit der berühmten "Weihnachtshymne" auf Englisch nach einer Melodie von Felix Mendelssohn-Bartholdy und einem Text von Charles Wesley ("Glory To The New Born King") schlugen die Sisters einen Bogen zu den populären Weihnachtssongs. Darunter das "Red Nosed Reindeer" und - ein Höhepunkt - John Lennons "Happy Xmas (War Is Over") in einer ruhigen, sehr bewegenden Variante.
Am Klavier wurden die Sängerinnen begleitet von Lisa Jeck. Die vier talentierten Töchter von Chorleiterin Gudrun Nowak, zwischen 19 und 26 Jahre jung, sind im AKG-Jugendchor groß geworden, wo sie von Markus Detterbeck gefördert wurden. Als A-cappella-Ensemble haben sie sich schnell einen wohlklingenden Namen gemacht.
Die jeweils zwei Sopran- und Altstimmen überzeugen durch blitzsauberen Harmoniegesang sowie Kraft und Dynamik bis in die Spitzen. Als Zugabe gab's das klassische "Kling Glöckchen".
Langer Applaus in Heilig-Kreuz für die Nowak Sisters, die gerade ihre erste CD veröffentlicht haben.
Eröffnet wurde das Konzert von den "Wings Of Joy". Der 2003 gegründete Chor der Musikschule Bensheim wird seit letztem Jahr vom Darmstädter Dirigenten Raphael Darius geleitet. Mit dem spanischen Weihnachtslied "Feliz Navidad" startete das Ensemble im beschwingten Latin-Rhythmus. Das angejazzte "Santa Claus Is Coming To Town" wurde von Darius für den Chor arrangiert, ebenso wie das leise "All Is Well". Die Sängerinnen und Sänger zeigten eine prägnante Phrasierung und setzten immer wieder Akzente durch ein dynamisches Spiel mit Höhen und Artikulation.
Der Eventchor ist ein Baby von Gudrun Nowak. Die 30 Stimmen offenbaren eine transparente Tonsprache und ein homogenes Klangbild, das wunderbar zum Ausdruck kam. Anspruchsvoll, aber durchaus mit Blick auf die Realisierbarkeit, hat die Chorleiterin ein bemerkenswertes Werkspektrum geschaffen.
"Zu Bethlehem geboren" ist ein christliches Volks- und Weihnachtslied aus dem 17. Jahrhundert, das auch im evangelischen Gesangbuch zu finden ist. Der Chor zeigte viel expressives Verständnis, Sinn für variable Rhythmik und eine Vielgestaltigkeit der Ausdrucksmittel.
So auch beim zerbrechlich gebauten "Abendlied" von Joseph Rheinberger aus dem Jahr 1855. Die Motettenkomposition, die der Liechtensteiner Komponist im Alter von 15 Jahren verfasste, geriet zu einem weiteren Höhepunkt des Abends. Wunderbar die deutlich artikulierte Polyphonie und die fein aufeinander hörenden Sänger, die dem Publikum Klangkultur in unterschiedlichen Farben dargeboten haben. Auch in moderneren Schattierungen: Mit John Rutters "Jesus Child" wurde es vitaler, und bei "A doo-wop Christmas" sprudelte es vor Energie und Lebensfreude.
Zum Finale sangen alle Mitwirkenden ein festliches "Süßer die Glocken nie klingen". Ein atmosphärisches Weihnachtskonzert, das seine große Kulisse mehr als verdient hat. Die informative wie straffe Moderation übernahmen Dagmar Kary und Marina Preuß. tr
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