Interview

Nicht alle Kino-Gäste in Bensheim waren einsichtig

Von 
Dirk Rosenberger
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Bensheim. Man kann von den aktuellen Corona-Vorschriften halten, was man will. Aber unabhängig davon, wie sehr sie zur Eindämmung der Pandemie beitragen, lässt sich eines festhalten: Zum Gedächtnistraining taugen sie allemal.

Wer ins Restaurant will, Sport im Fitnessstudio treiben möchte, mit den Kindern in den Zoo mag oder eine paar unterhaltsame Stunden im Kino verbringen möchte, muss an einiges denken. Und zwar nicht nur an die Klassiker wie Handy, Geldbeutel, Schlüssel und Eintrittskarten. Je nachdem, wie man seine persönliche Freiheit, ungeimpft durchs Leben zu stapfen, in Verbindung zum gesundheitlichen Nutzen abgewogen hat, braucht es einen Impfnachweis, einen aktuellen Coronatest oder eine Bescheinigung, dass man Covid-19 schon hinter sich hat, für den Einlass.

Vor Ort kommt dann noch das Nachverfolgen der Kontakte hinzu, was wahlweise mit Stift und Papier, Luca- oder Corona-Warn-App angeboten wird. Vergesslich sollte man da besser nicht sein. Bezogen auf einen Abstecher ins Kino lässt sich aber konstatieren: Es lohnt sich. Denn selten kamen in kurzer Zeit so viele mit Spannung erwartete Filme auf die Leinwand wie zurzeit – und das nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder.

Im Luxor-Filmpalast sind – wie berichtet – seit dem 1. Juli die Türen wieder geöffnet. Für die Betreiber ging damit eine lange Leidenszeit zu Ende. Seitdem darf das im Dezember 2011 eröffnete Kino zwar nicht alle der 1150 Plätze in seinen sieben Sälen besetzen, aber besser als ein Lockdown sind die momentanen Vorgaben allemal. Ein Dreivierteljahr dauerte die behördlich verordnete Zwangspause, aber auch in den Monaten davor waren die Lichtspielhäuser der Republik keine massenwirksame Anlaufstellen, vor allem, weil es an Neuerscheinungen mangelte. Im Spätsommer 2021 deutet jedoch wenig darauf hin, dass die Lichter in den Kinos Corona-bedingt wieder ausgehen könnten, zumindest nicht nach den aktuellen Beschlüssen der Landesregierung.

Im Gespräch mit dieser Zeitung blickt Udo Neudecker, Geschäftsführer des Luxor-Filmpalasts am Berliner Ring, auf die vergangenen Wochen zurück.

Wie zufrieden sind Sie mit den ersten zwei Monaten seit der Wiedereröffnung?

Udo Neudecker: Die Wiedereröffnung war in der Kinobranche von den Besucherzahlen ganz in Ordnung, allerdings mussten wir die ersten Wochen alle Gäste auf die Testpflicht hinweisen. Es waren halt noch nicht so viele Menschen geimpft. Das war wirklich anstrengend und leider mussten wir auch viele Besucher wieder wegschicken – oder die Gäste haben es nicht eingesehen, sich extra noch testen zu lassen.

Für uns war das ein enormer Mehraufwand. Gegen Ende des ersten Monats sind die Fallzahlen noch gesunken und wir mussten nicht mehr auf den Testnachweis bestehen. Bekanntlich ging die Inzidenz im Kreis dann über 100. Seitdem müssen wir die 3G-Regel umsetzen. Allerdings sind die Auswirkungen nicht ganz so gravierend wie zu Beginn. Man merkt, dass mehr Menschen geimpft sind, viele haben sich an die Testpflicht gewöhnt.

Sind die Besucherzahlen wieder zurückgegangen, nachdem die 3G-Regelung in Kraft getreten ist?

Neudecker: Ich glaube nicht, dass es an der 3G-Regel liegt, denn eigentlich ist das ja nicht nur im Kino so, sondern überall. Seit mehr als zwei Wochen sind die Sommerferien vorbei und dadurch sinken die Besucherzahlen natürlich auch.

Wie hoch ist der Kontrollaufwand für die Mitarbeiter vor Ort? Neben den Eintrittskarten müssen sie sich einen 3G-Nachweis zeigen lassen und überprüfen, ob die Luca-App auf dem Handy läuft, wenn kein Kontaktformular ausgefüllt wurde.

Neudecker: Wie bereits gesagt: Der Aufwand ist schon groß. Jeder Gast muss kontrolliert werden. Das ist ja fast schon wie am Airport beim Einchecken.

Wie groß ist das Verständnis der Besucher für das ganze Prozedere?

Neudecker: Die ersten zwei Wochen nach der Wiederöffnung waren anstrengend. Viele Gäste haben es nicht wirklich eingesehen. Es ist mir manchmal so vorgekommen, als hätten wir die Covid-Regeln erfunden, aber wie gesagt: Jetzt sind alle Besucher ganz entspannt und es ist viel einfacher geworden, da die meisten schon alles griffbereit haben und vorzeigen.

Die Blockbuster-Dichte ist zurzeit ja enorm. Auf welche Filme freuen Sie sich in diesem Jahr noch?

Neudecker: Da haben Sie Recht. Momentan freuen sich alle auf den James Bond. Er kommt endlich in die Kinos, nachdem er ja mehrmals verschoben wurde und normalerweise schon im vergangenen Jahr gezeigt werden sollte. Start für „Keine Zeit zu sterben“ – wohl zum letzten Mal mit Daniel Craig – ist jetzt am 30. September.

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