Kunstfreunde Bergstraße - Werkschau mit Malerei von Alex Bär im Damenbau des Fürstenlagers

Neue Einfälle überlagern ursprüngliche Bild-Idee

Von 
Petra Maria Fliess
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Bilder von Alexander Bär sind noch bis 29. September im Damenbau des Auerbacher Fürstenlagers zu sehen. © Lotz

AUERBACH. Weite Landschaften und ein Ball? Oder doch eher nur ein Garten mit einer ruhenden Frau. Die Bilder von Alex Bär erzeugen Stimmungen mit leuchtenden, starken Farben und vieldeutigen Formen. Die Kunstfreunde Bergstraße luden zur Eröffnung einer kleinen Werkschau mit seinen Bildern in den Damenbau des Fürstenlagers in Auerbach.

Unter dem Titel „Landschaft-Raum-Figur“ sind groß- und kleinformatige Bilder auf Leinwand und Papier zu sehen. Ein gutes Dutzend Besucher nutzte die Gelegenheit, den Maler persönlich kennenzulernen, der gerne Einblick in seine Arbeit und die Entstehung einzelner Bilder gab.

Denn selbst wenn man die Titel der Bilder liest, bleiben viele Fragen offen. „Herbst“, „Dasein“, „Im Garten“ sind doch eher generische Titel, die viel Raum für Interpretationen lassen. Und das sollen sie laut Bär auch: „Eine Atmosphäre oder eine Erinnerung kann mich inspirieren. Im Prozess, der durchaus jahrelang sein kann, entsteht ein Bild, das ich nicht mit einem Titel überfrachten will.“

Das Originalbild ist nicht mehr erkenn-, aber deutbar. Die ursprüngliche Idee verschwindet hinter einer Schicht neuer Einfälle und wird dem Betrachter zur Inspiration überlassen. Der eine ist verzaubert von der Farbenpracht der Naturdarstellung, der nächste interpretiert ein Bild politisch. Denn neben Landschaften lässt er sich in seiner Kunst auch von gesellschaftspolitischen Themen beeinflussen. Besonders das Bild mit dem längsten und eindeutigsten Titel der Ausstellung regt hier zur Diskussion an: „Nicht sicher, ob die Arche noch rechtzeitig fertig wird“. Zukunftssorgen und Gesellschaftskritik in Trump- und Bolsonaro-Zeiten? Durchaus. Das Kunstwerk soll den Betrachter anregen, mit dem Fragen nicht aufzuhören, nicht gleichgültig zu werden.

Bär beschäftigt sich in einer modernen Auffassung mit Farbe und Form und findet seine Entsprechung in der Abstraktion von Landschaften oder Frauenfiguren und löst sie gleichsam auf. Er hält einzelne Flächen allein durch Farbe offen und kontrastiert dazu angefüllte Formen mit Linien verschiedenster Art. So entsteht keine klar wiedererkennbare Person, sondern eine Art Ur-Bild einer Frau.

Bär bringt seine eigene Note in die figurative Malerei. Leichtigkeit wird durch immer neue Ebenen geschaffen, je länger man ein Bild betrachtet. Durch das Experiment mit Farbe und Form verschwimmen Personen mit Hintergründen und Gegenständen oder werden an anderer Stelle hart konturiert begrenzt.

Der malerische Reichtum gründet zudem auch auf dem Material. Seit 1999 kombiniert er die Eitempera mit der Ölmalerei zu einer komplexen Mischtechnik, um eine ganze eigene Wirkung zu erzielen: Es entsteht eine hoch differenzierte Oberfläche, in der noch der kleinste Bildausschnitt durch eine besondere Qualität fasziniert. Eitempera besteht aus wasserverdünntem Eigelb als Bindemittel und einem Pigment.

Alex Bär, 1967 in Zürich geboren, ist ein umfassend ausgebildeter Künstler. Seine Ausbildung als Grafik-Designer begann er bei G. Anderegg, setzte 1996 sein Studium für Freie Malerei bei W. Mutzenbecher an der Schule für Gestaltung Basel fort. Von 1997 bis 2002 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Arno Rink und Neo Rauch als deren Meisterschüler. Von 2003 bis 2005 begann er ein Aufbaustudium bei Prof. Ulrich Klieber, Th. Rug und Otto Möhwald an der Hochschule für Kunst und Design Halle.

Mit 29 Jahren gab er seinen Brotberuf als Grafiker auf, um sich ganz der Kunst zu widmen. Er ist Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Dozent an diversen Institutionen. Alex Bär lebt und arbeitet in Mannheim, Ludwigshafen und Zürich.

Alex Bär ist in mehreren Galerien vertreten und hat seine Werke bereits in vielen Ausstellungen präsentiert. Die Kunstfreunde Bergstraße hatten vor zwei Jahren in der Jahresausstellung in Alsbach-Hähnlein bereits einen großen Teil seiner Arbeiten gezeigt. Seine Arbeiten sind noch bis zum 29. September im Damenbau im Staatspark Fürstenlager zu sehen.

Freie Autorin

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