Energie

Nahwärmenetz in Fehlheim im Betrieb nicht wirtschaftlich

Derzeit sind zu wenige Haushalte angeschlossen sind. Ändern soll sich das durch die weitere Bebauung und die neue Kita im Langgewann.

Von 
Anna Meister
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Perspektivisch soll das Blockheizkraftwerk klimaneutral betrieben werden. © Thomas Zelinger

Bensheim. Das Nahwärmezentrum der GGEW in Fehlheim liegt genau zwischen dem zum Großteil bereits bebauten Neubaugebiet und der Fläche für die geplante Neubebauung im Langgewann. Ausgelegt ist es für die Versorgung von 80 Prozent der Wohneinheiten im Neubaugebiet, doch davon ist man noch weit entfernt: Derzeit werden 28 Wohneinheiten versorgt.

Das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Nahwärmenetz besteht aus einer Trafostation, der Heiztechnik und einem 20 000 Liter fassenden Wassertank. Die Heiztechnik setzt sich aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einem klassischen Erdgaskessel zusammen, wobei rund 80 Prozent der gesamten Wärmeproduktion über das BHKW laufen.

Die Versorgung durch Nahwärme ist dem Energieversorger zufolge nicht nur klimaschonend, sondern auch für den Hauseigentümer komfortabel, denn er kann auf eine eigene Heizungsanlage im Keller oder die geräuschvolle Wärmepumpe im Garten verzichten.Wenn die Zusammenarbeit mit der benachbarten Firma Mehl durch die Nutzung der dort anfallenden Abwärme möglich wird, sieht die GGEW sogar die Möglichkeit, das Ziel des Dekarbonisierungsprozesses früher zu erreichen.

GGEW plant Förderung für Netzumbau zu beantragen

Bis Ende 2026 sind Wärmenetzbetreiber gesetzlich verpflichtet, einen sogenannten Dekarbonisierungsplan im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung vorzulegen. Diese Pflicht entfällt dann, wenn bis Ende 2025 ein Antrag für die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) gestellt wird. Mit der BEW wird der Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen erneuerbaren Energien sowie die Dekarbonisierung von bestehenden Netzen gefördert. Und genau das plant die GGEW.

Die klimaneutrale Wärmeversorgung spielt bei der Erreichung der Klimaziele eine wesentliche Rolle. Für den klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung sind treibhausgasneutrale Fernwärmenetze entscheidend, da diese nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringern, sondern auch die effiziente Wärmeversorgung von Verbrauchern mit erneuerbaren Energien ermöglichen. Mithilfe der Förderung soll ein Transformationsplan für das Netz erstellt werden. Basierend auf dieser Planung sieht die GGEW bei der Umsetzung eine vollständige Klimaneutralität bis 2045 mit den Zwischenzielen 30 Prozent Grünwärme im Jahr 20230 und 80 Prozent im Jahr 2040 vor.

Im Neubaugebiet Langgewann in Fehlheim sind bisher 28 Wohneinheiten an das Nahwärmenetz der GGEW angeschlossen. Die Kapazitäten sollen durch den Bau geplanter Mehrfamilienhäuser und der Kita weiter ausgenutzt werden. © Thomas Zelinger

Dass im Fehlheimer Neubaugebiet „Langgewann“ die möglichen Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft sind, hängt damit zusammen, dass es noch unbebaute Flächen gibt, insbesondere für die geplanten Mehrfamilienhäuser. Auch die dort geplante Kindertagesstätte ist noch nicht gebaut und soll – entgegen der ursprünglichen Planung – ebenfalls an das Nahwärmezentrum angeschlossen werden. An dieser Stelle war die Stadtverordnetenversammlung dem Wunsch des Fehlheimer Ortsbeirates nachgekommen.

Bisher ist der Betrieb des Netzes also nicht wirtschaftlich, erklärte die GGEW kürzlich auf Anfrage der Grünen-Fraktion. Das kann sich erst mit dem Bau der Mehrfamilienhäuser und einiger noch geplanter Einfamilienhäuser ändern. Wie die GGEW weiter mitteilt, betreibt der Energieversorger das Projekt mit dem eigenen unternehmerischen Antrieb, ein emissionsarmes Neubauquartier im Netzgebiet als „Leuchtturm“ zu verankern. Einen Anschluss- und Benutzungszwang gibt es nicht.

Auch Altbestand könnte angeschlossen werden

An das Netz könnten neben den Neubauten auch noch einige Häuser aus dem Altbestand in Fehlheim angeschlossen werden. „Priorisiert wird allerdings der Anschluss der Großverbraucher in Erzeugungsnähe. Das sind neben den geplanten Mehrfamilienhäusern im Neubaugebiet auch die Landmetzgerei Mehl, mit der wir in einem konkreten Austausch stehen, ebenso wie die vorgesehene Bebauung im nördlichen Ortseingang von Fehlheim.“

Im Sommer dieses Jahres hatte die Stadtverordnetenversammlung die Aufstellung des hierzu notwendigen Bebauungsplans „Rodauer Straße Nord I“ beschlossen. Der nächste Schritt im Genehmigungsverfahren ist die Offenlage der Planung mit der Beteiligung der Öffentlichkeit.

Nach der Offenlage werden die eingegangenen Anregungen und Bedenken durch die Verwaltung abgearbeitet und den Gremien zur Entscheidung vorgelegt. Erst wenn über diesen Verfahrensschritt abschließend entschieden wurde, kann der Bebauungsplan als Satzung verabschiedet und dann umgesetzt werden.

Denkbar wäre bei ausreichend hoher Anschlussdichte ebenso die Erweiterung des Nahwärmenetzes in der Wald- und der Falltorstraße. Eine konkrete Planung für den Ausbau solle im Rahmen des Transformationsplans erfolgen, erklärt die GGEW abschließend.

Redaktion

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