Bensheim. Reine Mozart-Programme sind im Konzertbetrieb trotz der Popularität des Komponisten erstaunlicherweise eine Seltenheit. Umso willkommener war die Zusammenführung der beliebten „Krönungsmesse“ KV 317 und der weniger bekannten „Vesperae solennes de Confessore“ KV 339 beim von Gregor Knop geleiteten zweiten Konzert der Bensheimer Musiktage. Als Ergänzung gab es Instrumentalwerke ebenfalls aus Mozarts Salzburger Zeit. Knops Kammerchor Sankt Georg und das bewährte Heidelberger Kantatenorchester durften sich über eine sehr gut besuchte Bensheimer Stadtkirche freuen.
Mozarts Sakralstücke stammen – bis auf rare spätere Ausnahmen wie die c-Moll-Messe KV 427 oder das Requiem KV 626 – aus jenen Jahren, in denen er als Hoforganist des Fürsterzbischofs Colloredo seinen ziemlich ungeliebten Dienst am Salzburger Dom versah. Diese Kompositionen mögen für ihn zwar „nur“ pflichtschuldige Routinearbeiten gewesen sein, wahren aber dennoch stets höchste professionelle Ansprüche und somit den unverwechselbaren Mozart-Ton. Hierzu passt eine Briefstelle von 1778: „Hinschmieren könnte ich freilich den ganzen Tag fort; aber so eine Sache kommt in die Welt hinaus und da will ich halt, dass ich mich nicht schämen darf, wenn mein Name darauf steht.“
Stilsichere Präsenz in den Solopartien
Mit ihrer bezwingend vitalen Aufführung der 1780 entstandenen Vesper-Vertonung KV 339 machten Gregor Knop und seine durch vier junge Vokalsolisten vervollständigte Musikercrew beste Werbung für diese vor allem auf Psalmtexten basierende Rarität. Dem ebenso homogenen wie flexiblen Kammerchor Sankt Georg und dem ebenbürtig engagierten Heidelberger Kantatenorchester mit seiner exzellenten Bläserfraktion glückte schon in den Auftaktsätzen „Dixit Dominus“, „Confitebor“ und „Beatus vir“ ein wunderbar kraftvoll pulsierender, fein ausbalancierter wie ausdifferenzierter Mozart-Sound.
Besonders eindringlich wirkten der von expressiver Chorpolyphonie getragene d-Moll-Satz „Laudate pueri“, das ariose F-Dur-Juwel „Laudate Dominum“ mit der empfindungsstarken Bensheimer Sopranistin Ramona Schmöker und der vielgestaltig verdichtete „Magnificat“-Finalsatz. Stilsichere Präsenz in den kleineren Solopartien bewiesen Knops derzeitige Assistentin Anna Kobinger (Mezzosopran), Sebastian Munsch (Tenor) und Michael Kieslich (Bassbariton).
Inspirierendes Dirigat
Auch in der wohl dank vieler Festaufführungen zu ihrem Namen gelangten „Krönungsmesse“ von 1779 fanden Chor, Orchester und Solisten unter Knops vorbildlich inspirierendem Dirigat zu schönster Geschlossenheit. Die werkspezifische Pracht kam vor allem in den chordominierten Mittelsätzen „Gloria“ und „Credo“ so zündend heraus, wie man es sich nur wünschen konnte. Bewegende Akzente setzte einmal mehr Ramona Schmöker, deren Eingangssolo im finalen „Agnus Dei“ kaum inniger darzubieten schien. Anna Kobinger, Sebastian Munsch und Michael Kieslich überzeugten erneut als untadelige Ensemblepartner.
Spritzige Mozart-Sinfonik en miniature hielten die einsätzigen C-Dur-Kirchensonaten Nr. 14 KV 278 (1777) und Nr. 16 KV 329 (1779) parat, die als Präludien zu den beiden Großwerken ideal gewählt waren – eine stimmige Erinnerung an ein selten gewürdigtes Exotengenre des Komponisten.
Den begleitenden Orgelpart übernahm Wolfgang Runkel. Nach langem Schlussbeifall folgte mit Mozarts C-Dur-Andante KV 315 (dem alternativen Mittelsatz für das Flötenkonzert KV 313) noch eine echte Überraschungszugabe, bei der Gregor Knop auch als Soloflötist beeindrucken konnte.
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