Bensheim. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir härter durchgreifen werden“, betont Ralf Schepp vom Forstamt Lampertheim (Hessen Forst). Immer wieder habe man auf illegale Mountainbike-Strecken hingewiesen, die sogenannten Trails zurückgebaut oder teilweise unbefahrbar gemacht. Ohne erkennbaren Erfolg. Die Nutzer haben sich davon bislang nicht den Spaß verderben lassen.
Rund um den Melibokus gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von ungenehmigten Strecken, die steil und querfeldein durch den Wald führen, der hier als Naturschutz- beziehungsweise als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) deklariert ist. Das aktuelle Ausmaß sei nun nicht mehr zu tolerieren. „Zumal es dabei zu gefährlichen Begegnungen mit anderen Waldbesuchern kommen kann“, ergänzt der Bensheimer Revierförster Dirk Ruis-Eckhardt, der das Problem schon seit Jahren immer wieder in die Öffentlichkeit bringt.
Tibia-Trail führt steil bergab
Einer der längsten und bei Insidern bekanntesten Downhill-Touren ist der sogenannte Tibia-Trail, der vom Melibokus bergab führt und dabei auch den Commoder Weg oberhalb der Not-Gottes-Kapelle kreuzt. Um auf die verbotenen Pfade für hartgesottene Biker aufmerksam zu machen, wurden in der vorletzten Woche Schilder an den jeweiligen Einfahrten aufgestellt. „Radfahren aller Art verboten“ steht da unter Verweis auf Paragraf 15 Absatz drei im Hessischen Waldgesetz.
Danach ist Radfahren nur auf befestigten oder naturfesten Wegen erlaubt. „Wir haben diese Strecken deutlich als illegal markiert“, so Ruis-Eckhardt, der damit auch Mountainbiker von außerhalb erreichen will, die womöglich gar nicht wissen, dass das Befahren solcher Kreuz-und-Quer-Strecken nicht gestattet ist. Denn mancher Pfad ist bereits so ausgefahren, dass man meinen könnte, es handele sich um einen legalen Weg. Durch die Schilder gäbe es nun keine Ausreden mehr.
Verwarnung, Bußgeld, Anzeige
Gemeinsam mit der Bensheimer Stadtpolizei hat Hessen Forst am Samstag Präsenz gezeigt. Und zwar genau dort, wo der Tibia Trail (Tibia ist lateinisch für Schienbein) den befestigten Waldweg schneidet. „Wir werden zunächst mündlich verwarnen“, kündigt Ralf van den Dungen an, der mit seinem Kollegen Silvio Franz gekommen ist. „Wenn sich jemand einsichtig zeigt, haben wir unser Ziel erreicht.“ Wenn nicht, kann es zu Bußgeldern oder zur Anzeige der Ordnungswidrigkeit kommen.
Für Forst und Straßenverkehrsamt, dem die Stadtpolizei zugeordnet ist, war das Treffen ein weiteres Signal, mit dem man in der Szene Aufmerksamkeit erregen will. „Es wird in den kommenden Wochen weitere Kontrollen vor Ort geben“, so Ralf van den Dungen zum BA. Er verweist auf ein weiteres Problem, das mit dem Bau illegaler Wege verbunden sei: Die Behörden kennen sie nicht. Kommt es zu einem Unfall und wird beispielsweise die Feuerwehr alarmiert, ist eine Orientierung praktisch unmöglich.
In der Vergangenheit war das Forstamt weitgehend damit beschäftigt, illegale Trails zu zerstören, die fast immer mit Sprungschanzen, Steilkurven und anderen Hindernissen ausgestattet sind. „Diese Mountainbiker stören die Tierwelt. Auch Bäume nehmen dadurch Schaden“, so der Revierförster, der mit seinem Team schon so manche Strecke unpassierbar gemacht hat. Teilweise war Hessen Forst schon mit dem Kleinbagger angerückt. An manchen Stellen wurden schon schwere Bäume auf den Kurs gezogen.
Dass im Wald viele sehr unterschiedliche Interessen kollidieren, wissen alle Beteiligten nur zu genau. Wanderer und Läufer, Hundebesitzer und Erholungssuchende sowie Radfahrer aller Art begegnen sich hier nicht immer in gegenseitiger Rücksichtnahme und in einem gefahrlosen Begegnungsverkehr, wie das eigentlich laut Waldgesetz der Fall sein sollte.
Es ist schwer, alle unter einen Hut zu bringen. Immer wieder hatte man eine gemeinschaftliche Lösung im Dialog vorgeschlagen und auf das Verständnis der Szene gehofft. Beinahe jährlich fanden Pressetermine mit Fuchstrail-Bikern, Geopark-Mitarbeitern und den Verantwortlichen der Landesbehörde statt. Viel verändert habe sich nicht, bedauern die Förster.
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