Bensheim. Mario Barth deckt auf. Der Comedian hat es sich in seiner Sendung zur Aufgabe gemacht, die Verschwendung von Steuergeldern anzuprangern. Die neuen Folgen laufen seit vergangener Woche. In der aktuellen Ausgabe hatte auch Bensheim die zweifelhafte Ehre einer Erwähnung.
In einem kurzen Gespräch im Studio durfte sich der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, zum Hessentag äußern. Er erwähnte Bensheim als Ausrichter, lobte die "gute Idee", die dahintersteht, kritisierte aber Ausgaben in Höhe von 20 Millionen Euro - eine Aussage, die viel Raum für Interpretationen auf lokaler Ebene ließ und vor Ort deshalb zu Irritationen führte. Kommentare in den sozialen Netzwerken, Anrufe in der Redaktion, verbunden mit leichtem Protestgeschrei: Hat der Hessentag Bensheim tatsächlich 20 Millionen Euro gekostet?
Zuschussbedarf: 4,9 Millionen
Wie der Bund der Steuerzahler auf die Summe kommt, wird bei Mario Barth nicht aufgeschlüsselt. Fakt ist aber: Die Stadtverwaltung geht nach wie vor von einem Zuschussbedarf für das Landesfest in Höhe von maximal 4,9 Millionen Euro aus. Vervierfacht hat sich der Betrag demnach innerhalb der vergangenen Wochen und Monate mitnichten. Eine endgültige Abrechnung steht zwar noch aus, sollte aber bis Jahresende vorliegen. Vermutlich im Dezember können belastbare Zahlen veröffentlicht werden.
Unstrittig ist, dass Bensheim für den Hessentag natürlich Ausgaben im zweistelligen Millionenbereich hatte, auf der anderen Seite aber auch Einnahmen durch Ticketverkäufe und Standgebühren. Unterm Strich dürfte das bekannte und ausführlich kommunizierte Defizit von knapp fünf Millionen Euro übrigbleiben.
15 Millionen für Bauprojekte
Hinzu kamen Investitionen in die Infrastruktur. Vom Land Hessen gab es 14 Millionen Euro, die in den Bau von Kreiseln, der Westtangente oder in die Sanierung der Mittelbrücke und die Neugestaltung der B 3 in Bensheim und Auerbach flossen. Die Stadt schoss - über mehrere Haushaltsjahre verteilt - ebenfalls rund 15 Millionen Euro zu.
Diese Projekte mussten schon aus praktischen Gründen bis zum Hessentag fertiggestellt werden und wurden auch immer wieder im Zusammenhang mit dem Großereignis genannt. Nur: Auch ohne das Landesfest wären sie mit hoher Wahrscheinlichkeit umgesetzt worden - mit größerem zeitlichen Abstand und deutlich weniger Fördermitteln aus Wiesbaden. Apropos Geld aus der Landeshauptstadt: Hofgeismar profitiert als erste Hessentagsstadt von einer konzeptionellen Änderung durch das Land. Erstmals wird ein Zuschuss in Höhe von 3,5 Millionen Euro für den Festbetrieb gewährt. Bisher gab es "nur" Fördermittel für Investitionen. Die Neuregelung soll auch Städten, die sich unter dem Schutzschirm befinden, die Ausrichtung ermöglichen.
Im nächsten Jahr wird im nordhessischen Hofgeismar gefeiert. Für 2016 und 2017 haben sich Herborn und Rüsselsheim angemeldet. Die Zukunft des Landesfestes scheint demnach gesichert. Die Landesregierung bekräftigte erst kürzlich, dass man Turnus und Dauer nicht ändern werde. Allerdings sollen die Kosten ab 2018 von zehn auf neun Millionen Euro reduziert werden.
Kritik gab es daraufhin vom Bund der Steuerzahler, der die tatsächlichen Kosten für das "teuerste Landesfest Deutschlands" auf 15 bis 20 Millionen Euro schätzt - womit wir wieder am Anfang und bei der Show von Mario Barth wären.
Die Bensheimer können so gesehen - und falls gewünscht - weiter in Erinnerungen an ihr Sommermärchen mit 1,33 Millionen Besuchern schwelgen.
Von einer Kostenexplosion für den Hessentag kann keine Rede sein. Bei der Stadtverwaltung nachgefragt haben Mario Barth und seine Verschwendungsfahnder übrigens nicht. Das bestätigte die städtische Pressestelle auf Anfrage.
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