Parktheater

Sopranistin Lauren Francis als "Diva aller Diven" Maria Callas

Sopranistin Lauren Francis begeistert im Parktheater mit einem intimen Solo über Maria Callas. One-Woman-Show über die Diva aller Diven.

Von 
Thomas Tritsch
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Die Sopranistin Lauren Francis präsentierte am Freitag im Parktheater ihr Programm „Maria und die Callas“. © Thomas Zelinger

Bensheim. Das Leben als Oper. Eine Biografie voller Dramatik, Liebe und Leidenschaft. Geboren in New York, ihre Asche verstreut im Ionischen Meer. Dazwischen nur kurze 53 Jahre. Aber was für welche. Die bedeutendste Sopranistin des 20. Jahrhunderts ist die Diva aller Diven. Und wer sich auf ihre Spuren begibt, balanciert auf Messers Schneide.

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Lauren Francis kann das. Mit ihrem Solo „Maria und die Callas“ gastierte die walisische Opernsängerin am Freitagabend im Bensheimer Parktheater, wo sie das Publikum mit auf eine ganz persönliche Reise genommen hat. Beim Abo „Nah dran“ sitzen die Zuschauer an Tischen direkt auf der Bühne, die gleichzeitig Zuschauerraum ist. Die Atmosphäre eines Theaterbistros mit Werkstattbühnencharakter – die rund 70 Plätze waren alle belegt – kam der Aufführung enorm zu Gute.

Lauren Francis' Rolle braucht Nähe und Unmittelbarkeit

Denn die Darstellung von Lauren Francis braucht Nähe und Unmittelbarkeit, damit dieses sehr persönliche Kammerspiel seine Wirkung entfalten kann. In dem Theaterstück, das von Wolfgang Schukraft eigens für Lauren Francis geschrieben wurde, geht Maria Callas zwischen Träumen und Wachen auf eine Reise durch ihr Leben. Die Inszenierung von Franz Garlik, ihrem Ehemann, beleuchtet sensibel sämtliche Facetten eines besonderen Lebenswegs. Er zeigt die Callas enttäuscht, verletzt und egoistisch, aber auch dünnhäutig, zerbrechlich, egoman und aggressiv. Dabei gelingt es, den Mythos vom Menschen zu trennen und die inneren wie äußeren Abgründe deutlich zu machen.

Lauren Francis zeigt alle Nuancen einer Persönlichkeit, die als Kind von der Mutter zum Singen gezwungen wird (obwohl sie lieber Schlager als Oper hört) und sich zu einer starken und selbstsicheren Künstlerin entwickelt, vor der die kulturelle Welt ihrer Zeit wie vor einer Königin in die Knie geht.

Parktheater bietet Kulisse für lebendiges Theater-Erlebnis

Tragödien und Triumphe reihen sich aneinander in einem szenischen Monolog, der die Höhen und Tiefen ausleuchtet und aus dem Fundus privater Erinnerungen ein lebendiges Theatererlebnis mit famosen musikalischen Einlagen macht. Die großartige Arie „Ebben, n’andrò lontana“ aus der Oper „La Wally“ von Alfredo Catalani ergießt sich geschmeidig, wehmütig und elegant über die Hinterbühne des Parktheaters, wo die Sängerin auf einem Sessel aus verschiedenen Episoden aus Callas’ Leben berichtet – als ob es das eigene wäre. Weitere Stücke sind „Casta Diva“ und „Vissi d’Arte“. Und weitere mehr. Ein höhensicherer, farbenreiches Sopran, der von einem Wunderkind ohne Kindheit erzählt.

Maria Callas geht in die Heimat der Eltern nach Griechenland zurück, erlebt den krieg und singt im August 1942 an der Nationaloper Athen zum ersten Mal die Partie der Tosca. 1949 heiratet sie den italienischen Unternehmer und Mäzen Giovanni Battista Meneghini und nimmt die italienische Staatsbürgerschaft an.

Zehn Jahre lang ist der deutlich ältere Mann, den sie in der Arena von Verona kennenlernt, ihr Förderer und Manager. Sie steigt schnell auf und wird in Mailand nur „die Göttliche“ genannt.

Ihr Tod in Paris macht Maria Callas zur Legende

Neben einem Tonumfang von fast drei Oktaven besaß ihre Stimme große Biegsamkeit. Die Callas beherrschte alle stimmlichen Tontechniken des Belcanto-Gesangs. Über ihre zwei Jahre ältere Konkurrentin Renata Tebaldi („die Engelsstimme“) sagt sie: Die klinge wie ein Schluck warmes Wasser, während ihre eigene Stimme wie Champagner sei.

Nach einer Affäre mit dem griechischen Milliardär Aristoteles Onassis kommt es zur Scheidung mit Meneghini. Doch dieser lässt sie für Jacqueline Kennedy sitzen. Dennoch lassen sich beide weiter zusammen im Jet Set sehen. Nach ihrem Tod durch Herzinfarkt im Paris des Jahres 1977 wird sie endgültig zur Legende. Manche sagen, sie sei an gebrochenem Herzen verstorben.

„Man kann sie nicht lieben, man muss sie bewundern“, so Lauren Francis auf der Theaterbühne, wo sie zwischen Sessel und Flügel hin- und her schwebt, zwischen Monologen, Arien und Traumsequenzen spaziert und dem Publikum einen unverbauten Einblick ins Leben einer Jahrhundertsängerin bietet. Dabei schenkt sie Maria Callas so viel Empathie und Sympathie, dass man diese Frau – fast genau 100 Jahre nach ihrer Geburt am 2. Dezember 1923 – nach knapp 90 Minuten irgendwie zu kennen glaubt.

Lauren Francis kann auf eine beeindruckende Theater-Biographie zurückblicken

Francis gelingt es, die inneren Turbulenzen des Weltstars glaubwürdig darzustellen und den Kontrast von Diva und Privatperson durch ein sehr differenziertes Spiel nachzuzeichnen. Sie lässt die Callas strahlen und glühen, aber auch weinen und verzweifeln.

Lauren Francis begann ihre Karriere in Deutschland an der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf und am Stadttheater Freiburg als Königin der Nacht. Danach folgten Engagements an den Staatstheatern Darmstadt und Wiesbaden sowie in ihrer Heimat an der Welsh National Opera. Sie gastierte im Vereinigten Königreich, in der Schweiz, in Frankreich, in Polen, den Niederlanden, Belgien und Vietnam.

Sie feierte große Erfolge mit der Rheinischen Philharmonie, der Philharmonie Südwestfalen, den Düsseldorfer Symphonikern, den Münchner Symphonikern, dem Deutschen Filmorchester Babelsberg, der Philharmonie Baden-Baden und dem Johann Strauss Orchester Budapest. Francis war Siegerin des Internationalen Jan-Kiepura-Gesangswettbewerbs, sie studierte an der Guildhall School of Music and Drama in London, an der Musikhochschule Mannheim und am Royal College of Music in London.

Lauren Francis spielte in Bensheim die Rolle nicht nur zwischen kindlicher Naivität und göttlicher Stärke, sie lebte sie buchstäblich. Bis zum bitteren Ende. Langer Applaus für eine intensive, intime und bei allem Glamour erfrischend unprätentiöse One-Woman-Show.

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