Varieté-Theater - Im Pegasus geben sich erneut internationale Künstler die Ehre / Christine Gogolin führt exzentrisch durchs Programm

Märchenhafte Show der Extraklasse

Von 
Gerlinde Scharf
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Oleg und Yulia zählen zu den Künstlern, die in der Wintershow des Varietés Pegasus auftreten. Am Freitag war Premiere. © Funck

Bensheim. „Das war die schönste und beste Show, die ich je im Pegasus gesehen habe“, schwärmte eine hingerissene Besucherin nach der Premiere der zauberhaften Märchenshow im Bensheimer Varieté. Einerseits muss man ihr zustimmen, anderseits ist jede Show unter den Fittichen des bekannten geflügelten Pferdes einmalig und absolut sehenswert.

Und immer bringen internationale Top-Artisten die Augen der Zuschauer – die erfahrungsgemäß aus der ganzen Region in das einzige Varieté-Haus zwischen Frankfurt und Stuttgart kommen – zum Leuchten. Oftmals stockt den Besuchern zudem der Atem, wenn Körper-Künstler und Magier halsbrecherische Kunststücke vollführen, die jedwede Schwerkraft scheinbar ad absurdum führen.

Wo Träume wahr werden

Im glamourösen Wintermärchen „Once upon a time – Es war einmal“ nimmt eine ziemlich durchgeknallte, exzentrische Märchenkönigin „aus dem Nahen Osten“ – gemeint ist Thüringen – die Gäste mit auf eine aufregende Reise durch die Welt der Fantasie, in der alles möglich scheint. Wo Träume wahr werden, Wunder geschehen und alle Sinne wachgekitzelt werden.

Christine Gogolin heißt die schrille Dame von hohem Rang, die mit einer atemberaubend komischen Conférence durch das Programm führt. Mal schwebt sie mit sieben Meter großen Victoria-Secret-Flügeln auf ihrem Thron sitzend durch die Luft, mal verdreht sie als Barbie in Pink, exzentrisch-wilde Carmen oder mit Vogelkäfig und Torte auf dem Kopf den Männern den Kopf und bringt den einen oder anderen mächtig ins Schwitzen.

Gogolin ist der absolute Knaller und zudem eine begnadete Opernsängerin mit Mega-Stimme, die ihr komisches Talent und ihre Verwandlungslust und Kunst voll ausspielt. Man muss die gebürtige Erfurterin, die die Zuschauer immer wieder zu Lachanfällen hinreißt, einfach lieben. So zeigt die Kanadierin Sarah Louis-Jean, die die Zirkusschule in Montreal besucht hat und in diesem Jahr schon im Cirque de Soleil aufgetreten ist, eine beinahe magisch anmutende Performance mit einem ausgefallenen und seltenen Requisit: Boleadoras. Ursprünglich handelt es sich dabei um eine argentinische Jagdwaffe. Die bezaubernde Künstlerin hingegen wirbelt die beiden Schnüre, an deren Enden sich jeweils harte Kugeln befinden, wie in Trance und in schnellem Rhythmus durch die Luft.

Aus Kanada kommt eine weitere Zirkusartistin und Musikerin, die zum ersten Mal im Pegasus auftritt und bei der diesjährigen Newcomer-Show im Krystallpalast in Leipzig außer dem Grand Award der Jury den Sonderpreis des Varietés Pegasus abgestaubt hat. Die zierliche Shena Tschofen dreht mit ihrem Cyr Wheel – einem Sportgerät, das dem Rhönrad ähnelt – nicht nur wunderbare Pirouetten und mystische Figuren, sie flirtet und tanzt mit dem Reif wie mit einem Partner aus Fleisch und Blut.

Kraftpaket und Elfe

Oleg und Yulia – er ein Kraftpaket, sie eine Elfe mit Power –, die als Paar mit artistischen Höchstleistungen und Kraftakten faszinieren, haben den Weg von der Ukraine nach Bensheim gefunden. Federleicht wirbelt Yulia auf einem Arm auf, um und über ihrem Partner und hält dabei immer bombensicher die Balance: eine exstatische Love Story mit viel Emotionen.

Mit Sand, der durch die Finger rinnt, hat sich Polina aus Russland einer vergänglichen Kunst verschrieben, die jeden, der ihr dabei zusieht, verzaubert und Gefühle freisetzt. Mit nur einem Handstreich erzählt die anmutige Sand- und Lichtmalerin Geschichten und zaubert Kunstwerke, die im nächsten Augenblick wieder Vergangenheit sind.

Ganz großes Kino zeigen die Impac Brothers mit ihrer Spiegelakrobatik. Marcos und Alejandro Ponce aus Malaga haben als Breakdance-Artisten in ihrer Heimat Spanien schon zahlreiche Preise gewonnen. Im glitzernden, winterlich glänzenden Pegasus-Eispalast faszinieren sie mit unglaublicher Synchronität und verbinden spielerisch Tanz, Hand-auf-Hand-Akrobatik mit wilden Stürzen, Überschlägen und Salti am laufenden Band.

Von ganz anderem Kaliber präsentieren sich die beiden „Spinnenfrauen“ Friedi & Lea am sechs Meter hohen Chinesischen Mast. Dynamisch, synchron und elegant hangelt sich das Duo mit Körperkraft und Eleganz auf allen Vieren den Mast empor und lässt sich im nächsten Augenblick kopfüber nach unten rutschen. Friedi & Lea scheinen sich mit ihren Gliedmaßen am Mast zu verknoten und zu verheddern. Am Ende aber stehen sie mit beiden Beinen auf der Bühne.

Schnee zum Finale

Und weil die Wintershow „Once upon a time“ ein Märchen ist, rieselt beim großen Finale nicht nur Schnee auf die Köpfe der Besucher, sondern die Künstler haben sich allesamt in Märchenfiguren, in Prinzessinnen, Hexen und Könige, in Robin Hood, Cinderella, Dornröschen und Schneewittchen verwandelt.

Als Märchen stellte sich im Nachhinein auch eine „Grußbotschaft“ von Landrat und Bürgermeister heraus, die Pegasus-Chefin Heike Grammbitter verlas. Nur „fake news“ kommentierte sie schelmisch die Nachricht, die verdeutlichen sollte, dass man Engelhardt und Richter gern einmal als Gäste begrüßen würde.

Aufführungen bis zum 2. Februar

Die Wintershow wird jeweils bis zum 2. Februar von Donnerstag bis Sonntag aufgeführt. Veranstaltungsbeginn ist um 20.30 Uhr, sonntags um 16 Uhr. Immer samstags und ausnahmsweise am 26. Dezember findet um 16 Uhr eine zweite Vorstellung statt.

Karten für die Show im Vorverkauf gibt es in der Musikbox im Kaufhaus Ganz und im Pegasus-Ticketshop.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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