Bensheim. Vor wenigen Tagen wurde Richtfest am im Bau befindlichen Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Werner-von-Siemens-Straße und Georg-Moller-Weg in Bensheim gefeiert. Es ist das letzte Grundstück auf dem Neubaugelände der „ehemaligen Brotfabrik“, das nun bebaut wurde und damit die letzte Lücke schließt.
1974 hatte die Pfarrei Sankt Georg einen Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück an der Werner-von-Siemens-Straße mit der Bäckerei Groß aus Gronau (Gronauer Brot) abgeschlossen, die dort eine große Brotbackfabrik errichtete. Über die Jahrzehnte wechselte der Besitzer bis nach dem Jahrhundertwechsel an die Firma Lieken (Urkorn) in Westfalen. Ab 2010 wurde die Brotfabrik stillgelegt und die Gebäude wurden im Jahr 2016 abgerissen.
Grundstücke in Erbpacht vergeben
Im gleichen Jahr wurde auch der Erbbaurechtsvertrag mit der Firma Lieken rückabgewickelt. Nun war der Weg frei, die Fläche neu zu bebauen. Anfang 2018 wurde ein neuer Bebauungsplan, der einige Änderungsschleifen durchlaufen hat, von der Stadt endgültig freigegeben. Der Verwaltungsrat der Pfarrei Sankt Georg entschied, die Erschließung des Geländes (mit Zustimmung des Bistums Mainz) in Eigenregie durchzuführen. Mit der Stadt Bensheim wurde der notwendige städtebauliche Vertrag abgeschlossen. Die Planung der Erschließungsanlage wurde an Herrn Scholz vom gleichnamigen Ingenieurbüro vergeben. Dieser erstellte den Erschließungsplan, der von der Stadt Bensheim und dem KMB genehmigt wurde.
Im Juni 2018 begannen die ersten Erdarbeiten. Parallel dazu wurde das Gelände in Grundstücke aufgeteilt, sowie das Wegesystem festgelegt. Es entstanden elf Parzellen für Einfamilienhäuser sowie ein größeres Grundstück für sozialverträglichen Wohnungsbau mit sechs Wohnungen. Im vorderen Bereich zur Werner-von-Siemens-Straße hin gab es zwei große Grundstücke, das erste zum Bau eines Wohn- und Geschäftshauses, das zweite für den sozialen Wohnungsbau mit zwölf Wohneinheiten. Die Grundstücke wurden alle relativ schnell in Erbpacht vergeben.
Planungsgemäß wurde die Erschließung Ende März 2019 fertiggestellt, im April 2019 mit dem Bau der Häuser begonnen. Die ersten Häuser wurden auch schon 2019 bezogen. Das Grundstück an der Werner-von-Siemens-Straße war an eine Firma mit Standort in Bensheim für den Bau von Büroflächen und Wohnungen vergeben. Durch Umstrukturierungen innerhalb des Betriebes ist die Geschäftsleitung an den Grundstücksbesitzer herangetreten, um den Erbbaurechtsvertrag wieder aufzulösen. Der Verwaltungsrat von Sankt Georg stimmte diesem Wunsch zu. Daraufhin beschloss der Verwaltungsrat in Abstimmung mit dem Bistum Mainz, das Grundstück selbst zu bebauen. Im Juli 2021 genehmigte das Bistum in Mainz das Bauvorhaben.
Die Planung umfasste ein Kellergeschoss mit Tiefgarage sowie Abstell- und Versorgungsräumen. Im Erdgeschoss entstehen zwei gewerblich zu nutzende Flächen (im Bebauungsplan vorgeschrieben), im ersten und zweiten Geschoss sowie im Dachgeschoss sind Wohnungen vorgesehen. Alle Wohnungen und Gewerbeflächen werden vermietet.
Das Haus wird als Energieeffizienzhaus KW 55 ausgebaut, besitzt einen Aufzug und auf dem Dach wird eine PV-Anlage installiert. Das Haus wird vollkommen unabhängig von fossilen Energien sein, die Energieversorgung wird über ein System von Wärmepumpen sichergestellt, heißt es von Seiten des Verwaltungsrats.
„In großen Schritten voran“
Im März dieses Jahres begannen die Baumaßnahmen mit der Anbringung eines „Berliner Verbaus“ für die Tiefgarageneinfahrt, im Mai wurde mit der in diesem Gebiet notwendigen Pfahlgründung begonnen. Diese bestand aus circa 180 Stahlröhren, die in den Boden getrieben und anschließend mit Beton ausgefüllt wurden. Ende Juni wurde die Bodenplatte gegossen. Nach und nach wurden dann die einzelnen Geschosse hochgezogen.
„Es ging wirklich in großen Schritten voran und an jeden Tag, den ich auf der Baustelle verbrachte, konnte ich immer wieder neue Situationen vorfinden. Der Ablauf war gut koordiniert. So konnte man zusehen, wie der Bau in die Höhe wuchs“, berichtet Otmar Roth, der als Projektleiter für die Pfarrei Sankt Georg den Bau betreut.
Mitte November war der Rohbau soweit fertiggestellt und die Zimmerleute konnten mit dem Dachstuhl beginnen. Auch hier lief alles reibungslos – auch die Materialbeschaffung war kein Problem – so dass für den 24. November das Richtfest angesetzt wurde.
Dazu waren alle Mitarbeiter der aktuell am Bau beschäftigten Firmen eingeladen – mittlerweile wurde bereits mit der Installation der Sanitäreinrichtungen begonnen, auch der Innenausbau sowie die Elektroinstallationen laufen bereits. Die Mitglieder des Verwaltungsrates der Pfarrei Sankt Georg fanden sich ebenfalls ein. Von der Bistumsverwaltung waren ebenfalls Vertreter anwesend.
Pünktlich um 16 Uhr fanden sich alle auf dem Georg-Moller-Weg an der Stirnseite des fertiggestellten Rohbaus ein. Nach dem Richtspruch vom Gerüst sprach Pfarrer Christian Stamm einen Segensspruch und segnete die anwesenden Gäste sowie das neugebaute Haus.
Für die Gäste lud dann Projektleiter Otmar Roth zu einer Führung durchs komplette Gebäude ein und erklärte die Besonderheiten. Während des gemütlichen Beisammenseins gab es noch viele Gespräche, Diskussionen und Erklärungen auch mit den Herren aus Mainz. Die Vertreter des Bistums zeigten sich beeindruckt von der Komplexität des Neubaus und auch vom kompletten Baugebiet „ehemalige Brotfabrik“, das vor dem Richtfest besichtigt wurde. „Es ist enorm, was die Pfarrei Sankt Georg hier geleistet hat“, betonte Klemens Käsmann vom Bistum Mainz. red
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