Michaelskirche

Lieblingsstücke zum Abschied von Konja Voll aus Bensheim

Von 
Klaus Ross
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Unter dem Titel „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ gab der scheidende Propsteikantor Konja Voll sein Abschiedskonzert in der Michaelskirche. © Zelinger

Bensheim. Nach genau 17 Jahren beendet Konja Voll in diesen Tagen seine höchst ergiebige Amtszeit als Propsteikantor an der Bergstraße. Ab Februar wird der gebürtige Wiesbadener wie berichtet als Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche für Mecklenburg-Vorpommern und als Domorganist in Greifswald wirken. Von seiner Bensheimer Heimatgemeinde verabschiedete er sich am Sonntag mit einem facettenreichen Orgelkonzert rund um das Thema „Licht“, das mit gut 130 zugelassenen Besuchern auf verdiente große Resonanz stieß.

Volls stets anregende Neugier zeigte sich einmal mehr darin, dass er auch zu diesem Anlass neben erklärten Lieblingswerken wieder noch nie zuvor gespielte Fundstücke darbot. Ein Abschied mit spannendem Repertoire also, der viel Lust auf Entdeckungen machte.

Zu Volls herausragenden Qualitäten zählt zweifelsohne sein unermüdliches Engagement für die insgesamt eher wenig bekannte Orgelmusik vor Bach, deren luzide Klangwelten gerade die Bensheimer Ott-Orgel sehr stimmig abbildet. Dietrich Buxtehudes wunderbar spielerisch-leicht tönende Variationen über den Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ BuxWV 223 hätten insofern als Auftakt des Abschiedskonzerts nicht aussagekräftiger gewählt werden können.

Als frühbarockes Repertoirejuwel entpuppte sich die in charakteristisch herbem Glanz erstrahlende Hymnus-Bearbeitung „Christe qui lux es et dies“ SSWV 133 aus der 1624 gedruckten Sammlung „Tabulatura nova“ des von Voll besonders geschätzten Hallenser Meisters Samuel Scheidt.

Bestens ergänzt wurde dieses älteste Stück des Konzertprogramms durch Bachs prächtige „Morgenstern-Fantasie“ BWV 739, die zu den kaum geläufigen Frühwerken wohl noch aus seiner Teenagerzeit gehören dürfte.

Besonders interessante Repertoirefunde ergaben sich durch Volls Begegnungen mit skandinavischen Organistenkollegen bei seiner dortigen Studienreise vor einigen Jahren. Seine in der Michaelskirche produzierten YouTube-Videos mit Stücken von Fridthjov Anderssen (1876 – 1937) sind sogar auf der norwegischen Wikipedia-Seite des Komponisten verlinkt.

Ein eingängiges Schmankerl

Anderssens unüberhörbare Mendelssohn-Verehrung kam auch im diesmal präsentierten Festpräludium über den Morgenstern-Choral („Av høyheten opprunnen er“) sehr süffig zum Ausdruck – ein weiteres eingängiges Schmankerl auf bislang wenig betretenem Orgelterrain.

Ähnlich lohnend ist wohl der in vielen Genres erfolgreich hervorgetretene Finne Joonas Kokkonen (1921 – 1996), von dem Konja Voll das apart zwischen Spätromantik und Impressionismus pendelnde Stimmungsbild „Lux Aeterna“ aus dem Jahre 1974 vorstellte. Keine Frage: Die Namen Anderssen und Kokkonen hat der scheidende Propsteikantor seinem Bensheimer Publikum fest eingeprägt.

Am Ende stand dann mit Max Regers monumentaler Choralfantasie „Wie schön leucht uns der Morgenstern“ opus 40/1 (1899) ein für Voll absolut zentrales Werk, das einst schon bei seinem Bewerbungsvorspiel und seinem hiesigen Debütkonzert erklungen war. Die ebenso plastische wie emphatische Wiedergabe bestätigte erneut beispielhaft, wie klar und suggestiv zugleich auch Regers einzigartig opulente Orgelmusik auf der Ott-Orgel der Michaelskirche darstellbar ist.

Spenden für die bald geplante Inspektion des Instruments sind also allemal angezeigt und willkommen. Als heiteren letzten Abschiedsgruß ließ Konja Voll nach den stehenden Ovationen seiner Zuhörer noch das 1893 erschienene Kabinettstück „Fiat Lux“ des französischen Romantikers Théodore Dubois folgen.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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