Bensheim. Sieben Erzieherinnen haben in der Liebfrauen-Kita in den vergangenen Monaten gekündigt. Zwar nicht auf einen Streich, dennoch ist die Situation vor allem für die Eltern ein Umstand, der ihnen Sorgen bereitet, zumal der Kita nur sechs Angestellte inklusive einer Fsj-Kraft erhalten bleiben.
Die BA-Redaktion hat sowohl beim Träger der Kita als auch dem Zweckverband „Unikathe“ des katholischen Bistums Mainz nach den Gründen und den Auswirkungen auf die Betreuungssituation gefragt. In diesen Zweckverband soll auch die Trägerschaft der Bensheimer Kita – aktuell ist noch die Kirchengemeinde St. Georg zuständig – übergehen.
Gekündigt haben drei Mitarbeiterinnen bis Ende März und weitere vier Mitarbeiterinnen bis Ende Juni, informiert Christian Stamm, Pfarrer und Leiter des Pastoralraumes von St. Georg. Die Gründe hierfür seien ganz unterschiedlich: einmal das Alter, andere hätten für sich entschieden, den Erzieherberuf ganz niederzulegen und sich umzuorientieren. Dazu kommt, dass Erzieherinnen und Erzieher aktuell in der Position sind, sich ihren Arbeitgeber mehr oder weniger frei wählen zu können – denn sie werden überall gebraucht.
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„Die Motive für die Kündigungen sind individuell sehr verschieden und werden gerade reflektiert, um entsprechende institutionelle Gründe zukünftig ausräumen zu können“, ergänzt Jonas Ansorge, Referent für Verbandskommunikation beim Zweckverband Unikathe.
Die erste der Kündigungen sei im Oktober vergangenen Jahres eingegangen, sagt Stamm. „Die freien Stellen sind seit Januar ausgeschrieben und wir haben bereits erste Bewerbungen erhalten.“ Weitere nehme die nach wie vor gerne an. „Der momentane Fachkräftestand liegt in der Liebfrauen-Kita etwa 30 Prozent über dem Mindestpersonalbedarf. Wir gehen deswegen davon aus, dass die Einschränkungen sich für die Elternschaft in Grenzen halten werden“ beschwichtigt Ansorge.
Ganz gelassen haben die Eltern natürlich nicht auf die Nachrichten reagiert, was Stamm nachvollziehen kann. „Die meisten sind auf die Betreuung – und auch die bisherigen Betreuungszeiten bis 16.30 Uhr – angewiesen.“ Aktuell laufen gemeinsam mit Unikathe Prüfungen, in welchem Umfang die Betreuung ab April von 15 bis 16.30 Uhr sichergestellt werden kann. „Wir bemühen uns wirklich sehr“, so Stamm.
Vorerst werden in der Kita keine neuen Kinder aufgenommen
Derzeit werden in der Liebfrauen-Kita 74 Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Schuleintritt in einer U3-Gruppe und drei altersgemischten Gruppen betreut. In Absprache mit der Stadt Bensheim und dem Jugendamt werden nach Abgang der Schulkinder vorerst keine neuen Kinder aufgenommen. Für alle 54 verbleibenden Kinder des neuen Kindergartenjahrs 2024/2025 wird dann die Betreuung im bisherigen Umfang möglich sein. Bis Ende Juni, wenn alle Erzieherinnen, die gekündigt haben, die Kita verlassen, sollte es Stamm zufolge nicht zu Einschränkungen im Betrieb kommen.
„Im Juli könnte es dann etwas eng werden“ – in diesem Monat sei die Kita jedoch auch wegen der Sommerferien für drei Wochen (15. Juli bis 2. August) geschlossen, was die Situation ein wenig entzerre. Zudem hofft man in der Kirchengemeinde, die freien Stellen bis zu diesem Zeitpunkt neu besetzen zu können. Stamm weißt an dieser Stelle darauf hin, dass nicht alle der Personen, die gekündigt haben, auch Vollzeit in der Kita tätig seien. „Ab Juli werden etwa 30 Wochenstunden fehlen.“ Er zeigt sich zuversichtlich, dass sich eine Lösung finden wird.
Ansorge von Unikathe gibt zu: „Die Anzahl und Kurzfristigkeit der Kündigungen im Januar hat uns überrascht und war für uns nicht vorhersehbar. Im Jahr 2023 waren alle Stellen der Einrichtung voll besetzt, die pädagogischen Stunden lagen sogar deutlich über dem erforderlichen Mindestbedarf. Eine Teamsupervision wurde seit 2022 regelmäßig angeboten.“ Ob sie auch genutzt wurde, ließ er offen. Genauere Angaben hinsichtlich eines Plan B, sollten die Stellen nicht wieder besetzt werden können, machten Kirchengemeinde und Zweckverband bisher nicht.
Eine ähnliche Situation gab es kürzlich in Birkenau
Auch in Birkenau rückte erst kürzlich eine katholische Kita in den Fokus. In St. Anna drohte wegen Erzieherinnen-Mangel die Schließung zweier Gruppen. Das hätte bedeutet, dass von etwa 60 Kindern 40 ihren Platz verloren hätten. Wie Unikathe mitteilt, habe man „durch vereintes Engagement aller Prozessbeteiligten eine schnelle Lösung gefunden“, so dass die befürchteten Gruppenschließungen abgewendet werden konnten. Über 50 Kinder können bis auf Weiteres sicher betreut werden. Das gelingt unter anderem über „Platz-Sharing“, bei dem sich mehrere Familien einen Kita-Platz teilen, eine Mutter unterstützt als nicht-pädagogische Kraft und eine Partnereinrichtung im Ortsteil Nieder-Liebersbach hilft bei längeren Personalengpässen aus. Die Lage ist den Angaben nach aber nach wie vor angespannt.
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