Bensheim. Das Bensheimer Lesefestival ist eine feste Größe im kulturellen Veranstaltungskalender der Stadt. Ob Thriller, Krimi, historischer Roman, Sachbuch oder Familiengeschichten: Vorhang auf für die Literatur heißt es auch in diesem Herbst wieder - und das bereits zum 23. Mal. Dem Organisationsteam um Heidi Scharschmidt, Susanne Hellwig-Jungmann und Vanessa Schwöbel aus dem Team der Stadtkultur ist es einmal mehr gelungen, ein vielfältiges Programm für alle Generationen zusammenzustellen. Insgesamt elf Lesungen sind zwischen 23. September und 28. Oktober geplant, darunter drei nichtöffentliche Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche.
Am Donnerstag wurden im Sitzungssaal des Bensheimer Rathauses die Kapitel des diesjährigen Festivals vorgestellt. Bürgermeisterin Christine Klein, die sich selbst als große „Leseratte“ bezeichnete, freut sich auf die neue Auflage: „Das Festival ist eine Bereicherung für unsere Stadt.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, in finanziell schwierigen Zeiten eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Ihr Dank galt insbesondere den Unterstützern und lokalen Sponsoren, ohne deren Hilfe die Ausrichtung des Literaturfests nicht möglich wäre. Die Lesungen sollen sowohl Erwachsene als auch Kinder motivieren, öfter mal zum Buck zu greifen, betont Klein. Auch in Zeiten der Digitalisierung sei das Lesen auf Papier unverzichtbar.
Eröffnet wird das Lesefestival 2025 in der neuen Bibliothek in der Alten Faktorei, die bis dahin ihre Türen geöffnet haben wird. Wer es spannend mag, darf sich auf den Besuch von Arno Strobel am 23. September, 20 Uhr, freuen: Strobel zählt zu den bekanntesten Thriller-Autoren des Landes, der in Bensheim ganz frischen Lesestoff im Gepäck haben wird: Sein neuestes Werk erscheint erst am 27. August. In „Welcome Home“ zieht eine junge Familie in ihr Traumhaus – doch schon bald wird klar: Die Idylle trügt. Strobel liebt Grenzerfahrungen und seziert meisterhaft die Urängste seiner Figuren – und die seiner Leserinnen und Leser.
Neues Preismodell für das Lesefestival
- „Pay what you want“ (zahl, was du willst) – so nennt sich das neue Preiskonzept des Lesefestivals, das Vanessa Schwöbel bei der Programmvorstellung am Donnerstag erläuterte. Ziel sei es, die Ticketpreise möglichst niedrig zu halten. Deshalb habe man sich für eine freiwillige Preisstaffelung entschieden.
- Es gibt drei Preiskategorien, die die Besucherinnen und Besucher frei auswählen dürfen: Für Einzellesungen 7,50 Euro, 10 Euro oder 12,50 Euro. Für Doppellesungen liegen die Preise bei 10, 12,50 oder 15 Euro.
- Die Wahl des Ticketpreises steht nicht in Verbindung mit der Qualität oder einem bestimmten Sitzplatz. Bei allen Lesungen gilt freie Platzwahl.
- Besucherinnen und Besucher sollen so viel für das Ticket bezahlen, wie ihm oder ihr die Veranstaltung wert ist. „Jeder soll sich den Besuch leisten können“, betonte Vanessa Schwöbel. Durch freiwillige Preiskategorien lasse sich eine generelle Preiserhöhung für alle vermeiden. Stattdessen setze man auf die Wertschätzung des Publikums.
Weiter geht es am Freitag, 26. September, ab 19 Uhr im Pipapo-Theater mit einer Doppellesung, die gleichzeitig ein Novum beim Lesefestival ist: In dem neuen Format „Die Historische Nacht“ stehen zwei packende Romane im Mittelpunkt, die im Paris und London des 18. Jahrhunderts spielen. Mit „Die Farben der Revolution“ entführt Autorin Jeanette Limbeck in die Zeit der Französischen Revolution. Die junge Malerin Éléonore Duplay begegnet in Paris dem Politiker Robespierre und gerät in den Strudel politischer und persönlicher Umbrüche. Sieben Jahre hat Jeanette Limbeck, die in der Nähe von Heidelberg lebt, an ihrem Roman gearbeitet und die Schauplätze ihrer Geschichte persönlich besucht. „Die Brücke von London“ von Julius Arth spielt im Jahr 1749: Die frisch verwitwete Tuchhändlerin Juliana Hamley kämpft um ihre Existenz auf der London Bridge – und entdeckt ein uraltes Geheimnis inmitten von Armut, Schmuggel und Aberglauben. Zwei Romane, die zeigen, wie lebendig Geschichte sein kann.
Christine Bilkau, Jahrgang 1974, zählt zu den wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Ihr neuester Roman „Halbinsel“, den sie am 27. September, 20 Uhr, mit ins Foyer des Parktheaters bringt, wurde im Frühjahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Es geht um eine sensible Mutter-Tochter-Beziehung: Die junge Umweltaktivistin Linn kehrt nach einem Zusammenbruch zu ihrer Mutter Annett zurück, auf eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Zwischen Nähe und Unverständnis treffen dort zwei Lebenswelten aufeinander – ein feinfühliges Porträt zweier Generationen im Wandel.
Der junge preisgekrönte Hamburger Wissenschaftsjournalist Bent Freiwald lädt am 29. September, 19 Uhr, in der Mediathek der Liebfrauenschule ein zu einer spannenden Reise durch die geheimnisvolle Welt des Gehirns. „Wer denkt, ist klar im Vorteil“ heißt sein Buch. Anhand eines völlig normalen Tages erklärt der Kognitionswissenschaftler auf unterhaltsame Weise, was das menschliche Gehirn jeden Tag Erstaunliches vollbringt.
Ein bekanntes und beliebtes Schauspieler-Ehepaar ist am 30. September, 20 Uhr, zu Gast im Bensheimer Parktheater. Ihre Erfolgsserie „Bei aller Liebe“ beleuchtet ehrlich und humorvoll den Beziehungsalltag. Mit frischem Blick und viel Selbstironie erzählen sie vom Leben zwischen Elternpflichten, Partnerschaft und dem ganz normalen Wahnsinn. Live lesen sie in Bensheim aus den Drehbüchern der Serien sowie aus ihren beiden Bestsellern – und plaudern dabei offen aus dem Nähkästchen des echten Lebens.
Ein Klassiker des Lesefestivals ist die Kriminacht im Pipapo-Theater, mit der das Lesefestival in diesem Jahr zu Ende geht. Zu Gast im Pipapo-Theater sind am 24. Oktober ab 19 Uhr zwei regionale Autoren. „Tatort Kettenhofweg“ von Franziska Franz, bekannt für ihre Krimis und den erfolgreichen True-Crime-Podcast „SpurenElemente“, spielt im Frankfurt der 1990er Jahre und handelt von einem echten, nie ganz geklärten Mordfall: Sechs Leichen – fünf Frauen und ein Mann – werden 1994 in einer Stadtvilla im Westend entdeckt.
Michael Kibler hat mit seinen Darmstadt-Krimis längst Kultstatus erreicht. In seinem neuesten Roman „Bunkermädchen“, der erst Anfang Oktober erscheint, geht es um einen 40 Jahre alten Cold Case, der von Privatdetektiv Steffen Horndeich neu aufgerollt wird. Schauplatz ist ein ehemaliger Weltkriegsbunker auf dem Gelände des alten Darmstädter Bahnhofs. Was hat es mit dem Bunker auf sich – und was verbergen die einstigen Bewohner?
Die speziell auf junge Zielgruppen zugeschnittenen Kinder- und Jugendlesungen finden im Rahmen des Festivals in enger Kooperation mit lokalen Schulen statt. Silke Schellhammer ist mit Band 8 ihrer beliebten Reihe „School of Talents“ in Bensheim zu Gast, Max Osswald präsentiert sein erstes Kinderbuch „Graf Dackula“. An Jugendliche richtet sich der Coming-of-Age-Roman „Der Sommer mit dir“, aus dem Adriana Popescu vorlesen wird.
Das Lesefestival Bensheim wird ermöglicht durch die Unterstützung zahlreicher Partner: Sparkasse Bensheim, GGEW AG, Dr. Franz Köhler Chemie GmbH, Rotary Club Bensheim-Heppenheim sowie Hotel Bacchus zählen zu den Förderern. Zudem wird das Festival unterstützt vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie hr2 kultur.
Weitere Informationen: www.lesefestival-bensheim.de
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