Geburtshilfe

Leon ist das erste Baby 2022 im Bensheimer Geburtshaus

Von 
Barbara Cimander
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Bensheim. Gleich zwei Babys haben in den ersten Tagen des neuen Jahres im Geburtshaus in Bensheim das Licht der Welt erblickt. Das erste war der kleine Leon, der am 2. Januar um 9.14 Uhr geboren wurde. Die glücklichen Eltern Tanja und Jan Bender konnten ihren Sohn, 50 Zentimeter groß und 3030 Gramm schwer, schon acht Tage vor dem errechneten Termin in die Arme schließen. Es ist das erste Kind der jungen Familie aus Darmstadt.

Bei seiner Geburt hatte es Leon recht eilig: Um vier Uhr morgens hatten leichte Wehen eingesetzt, um halb acht machten sich die werdenden Eltern auf den Weg nach Bensheim. Im Geburtshaus dauerte es dann keine 90 Minuten, bis Leon seinen ersten Schrei machte. „Nach der Geburt hatten wir alle Zeit der Welt“, lobt Tanja Bender die besondere Atmosphäre im Geburtshaus. Betreut wurde die junge Mutter von zwei Hebammen, „sie haben sich sehr viel Mühe gegeben“. Bis 14 Uhr blieb die junge Familie in Bensheim, dann traten sie zu dritt die Heimfahrt nach Darmstadt an.

Für eine Entbindung im Geburtshaus hatte sich Familie Bender schon sehr früh entschieden. Doch der errechnete Termin bereitete zunächst Schwierigkeiten. Zwei Häuser bei Darmstadt und in Frankfurt waren über den Jahreswechsel geschlossen – das kam für die Benders nicht in Frage. In Frankfurt erhielt das Paar dann den Tipp, in Bensheim nachzufragen – mit Erfolg. „Das war ideal“, ist Tanja Bender glücklich über die reibungslose Geburt ihres Sohnes in Bensheim. „Ich kann es nur weiterempfehlen – und würde es wieder so machen“, betont die 29-Jährige.

51 Geburten im Jahr 2021

Im Jahr 2021 wurden im Geburtshaus Bergstraße insgesamt 51 Babys zur Welt gebracht – eine Zahl, mit der das Hebammen-Team um Annett Haase und Birgit Heidkamp sehr zufrieden ist. Neben diesen 51 Frauen, die seit April 2021 im Geburtshaus geboren haben, waren weitere werdende Mütter für das Geburtshaus angemeldet, konnten dann aber ihr Kind aus medizinischen Gründen nicht außerklinisch zur Welt bringen. Außerdem werden Familien während und nach der Schwangerschaft betreut, es gibt Vorbereitungskurse, Massage oder Yoga für Schwangere sowie Rückbildungsgymnastik und Stillberatung – nicht nur für Mütter, die im Geburtshaus entbinden.

Das Einzugsgebiet des neuen Hauses ist groß: Familien kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern zum Beispiel auch aus dem Raum Mannheim/Heidelberg, aus Worms, Wiesbaden oder dem Odenwaldkreis, um in Bensheim ihr Kind zu gebären. Bensheimer Familien sind ebenfalls darunter – und auch manche, die besonders großen Wert darauf legen, dass ihr Baby ein echter „Bensemer“ wird. Das sei aber eher die Ausnahme.

Beratung und Vorsorge

In den Vorgesprächen ist es dem Team unter anderem wichtig, in Erfahrung zu bringen, mit welcher Intention die Eltern ins Geburtshaus kommen. Eine außerklinische Geburt sei immer etwas Besonderes und der Abschluss eines gemeinsamen Wegs von Familie und Hebamme, betonen Haase und Heidkamp. Der Schwerpunkt der Arbeit liege auf Beratung, Hilfeleistung und Vorsorge in der Schwangerschaft.

Dass die neue Einrichtung bei den jungen Familien gut angenommen wird, zeigen auch die vielen Anmeldungen, die bereits für das laufende Jahr vorliegen. Da die Kapazitäten im Geburtshaus begrenzt sind, raten die Hebammen, sich bereits frühzeitig zu Beginn der Schwangerschaft anzumelden. Auch für das Externat – den praktischen Teil der Hebammenausbildung – ist das Geburtshaus eine beliebte Anlaufstelle. „Da sind wir schon völlig ausgebucht in diesem Jahr“, so Birgit Heidkamp. Bis zu drei Monate verbringen Hebammenanwärterinnen im Rahmen von Ausbildung oder Studium am Bensheimer Geburtshaus. Auch Pflicht-Praktika sind möglich.

Eine besondere Herausforderung war für das Hebammen-Team im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen. Gerne würde man das Geburtshaus noch stärker im Bewusstsein der Bergsträßer verankern und sich vermehrt der Öffentlichkeit präsentieren, was im vergangenen Jahr nicht möglich war. Einen Tag der offenen Tür oder ein Sommerfest – das würden sich die beiden Hebammen in diesem Jahr wünschen.

Ganz ähnlich äußert sich Doris Walter, zweite Vorsitzende des Trägervereins Geburtshaus Bergstraße, die ebenfalls hofft, die Einrichtung in diesem Jahr in Bensheim und der Umgebung noch bekannter zu machen. Der gemeinnützige Verein würde sich über weitere Mitglieder freuen – derzeit sind es rund 60.

Doris Walter zieht eine positive Bilanz des ersten Jahres: 51 Babys – das sei eine stattliche Zahl. „Toll, dass das Haus so gut angenommen wird, wir sind sehr zufrieden.“

Der Start sei allerdings nicht ganz leicht gewesen – auch deshalb, weil finanzielle Unterstützung, die das hessische Sozialministerium in Gesprächen zugesagt habe, am Ende nicht in Bensheim angekommen sei. Der Engpass wurde durch zwei zinslose Darlehen zweier Vorstandsmitglieder überbrückt. „Das Geburtshaus steht auf sicheren Füßen“, betont Doris Walter, deren Dank auch den Vereinsmitgliedern, Sponsoren und dem Vorstandsteam gilt. „Wir sind sehr gut aufgestellt.“ Erster Vorsitzender ist der ehemalige Bürgermeister Rolf Richter, den Walter als „großen Motor“ des Vereins bezeichnet.

Oberstes Ziel des Trägervereins ist es, dass die Familien sich im Geburtshaus wohlfühlen und zufrieden sind. „Wir sind beständig dabei, das Haus und seine Einrichtung noch schöner zu machen.“ Doris Walter blickt positiv in die Zukunft: „Wir freuen uns auf die nächsten Jahre. Das Geburtshaus ist unser Baby, das von uns gehätschelt wird.“

Rund ums Geburtshaus

Die Bestürzung in Bensheim war groß, als 2019 bekannt wurde, dass das Heilig-Geist-Hospital seine Geburtsstation schließen muss – der Klinik war es nicht gelungen, neue Belegärzte für die Station zu gewinnen.

Als eine neue Option für Bensheim wurde bald ein Geburtshaus ins Gespräch gebracht.

Im Sommer 2020 gründete sich ein Trägerverein für die neue Einrichtung, ein passendes Gebäude wurde ebenfalls gefunden: die ehemalige Zentrale der Diakoniestation Bensheim/Zwingenberg. Das Gebäude in der Fehlheimer Straße wird von der Michaelsgemeinde an den Trägerverein vermietet.

Am 1. April 2021 nahm das Hebammen-Team im Geburtshaus seine Arbeit auf. Neben Entbindungen finden auch Beratung, Vorbereitungs- und Rückbildungskurse im Geburtshaus statt.

Am 19. April 2021 wurde das erste Baby im Geburtshaus geboren – die kleine Elloisa Rode. Familie Rode kam aus Stockstadt ins Bensheimer Geburtshaus.

Im Geburtshaus steckt neben Engagement von Sponsoren auch viel ehrenamtliche Arbeit: Zum Beispiel kümmert sich der Verein Oald Bensem um den Garten des Hauses.

Der Trägerverein – mit Rolf Richter und Doris Walter als Vorsitzenden – freut sich über weitere Mitglieder und Unterstützer ebenso wie über Spenden.

Kontakt per E-Mail: hallo@geburtshaus-bergstrasse.de (Trägerverein) oder hebammeninfo@geburtshaus-bergstrasse.de; Homepage: www.geburtshaus-bergstrasse.de

Redaktion Redaktion Bensheim

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