Langwaden. 1250 oder 1225 Jahre? Wie alt Langwaden tatsächlich ist, war viele Jahre lang zweifelhaft, aber dennoch gilt der an der Bevölkerung gemessene kleinste Bensheimer Stadtteil als einer der ältesten Orte in der Region. So vermuten Historiker, dass die in der Haarnadelschleife des alten Neckarbettes gelegene Siedlung schon von den Menschen der Jungsteinzeit (4000 bis 1600 vor Christus) bevorzugt wurde.
Bezüglich des genauen Alters bezieht man sich heute auf belegbare und vor allem datierte Dokumente und die stammen aus dem Jahre 795. Claudia Sosniak vom Bensheimer Stadtarchiv weiß dazu mehr. Sie verweist auf die Urkunde 6a im Lorscher Codex mit der Grenzbeschreibung der Mark Heppenheim in der erstmals Langwaden als „Langwata“ erwähnt wird.
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Allerdings ist dieses Dokument nicht datiert und wird von den Historikern zwischen die Urkunde 6 – Schenkung Karls des Großen in Heppenheim – datiert auf den 20. Januar 773 und die Niederschrift von August 795 mit der Grenzbeschreibung der Mark Heppenheim eingeordnet. Da eine eindeutige Zuordnung der undatierten Urkunde 6a nicht möglich ist, wird zur sicheren Datierung die unmittelbar folgende Niederschrift von Mitte August 795 herangezogen.
Schon vor über 30 Jahren hatte sich die Stadtteildokumentation Langwaden mit dieser Problematik befasst und im Rahmen einer Wanderausstellung der Stadtteildokumentation der Stadt Bensheim darauf aufmerksam gemacht.
Teile dieser Ausstellung dürften auch ab Sonntag (18.) in der Ausstellung zur Geschichte des Ortes und seiner Vereine zu sehen sein, die zum Auftakt des Veranstaltungsreigens im Jubiläumsjahr eröffnet wird. Bis zum Kerwesamstag am 2. September wird Langwaden mit einem interessanten vom örtlichen Organisationskomitee vorbereiteten Programm auf seine 1225 Jahre alte Dorfgeschichte zurückblicken – mit drei Jahren Verspätung, denn Corona ließ 2020 solche Feierlichkeiten nicht zu.
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag (18.) um 11 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus und wird dort bis zum 25. Juni zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind am Montag (19.), Dienstag (20.), Freitag (23.) und Samstag (24.) jeweils von 17 bis 19 Uhr und am Mittwoch (21.) von 14 bis 16 Uhr. Abschluss ist dann am Sonntag, 25. Juni, im Rahmen des Neubürgerempfangs im Dorfgemeinschaftshaus Langwaden von 11 bis 13 Uhr.
Interessant ist im Zusammenhang mit dem Ortsjubiläum auch eine Geschichte, über die der damalige Ortsvorsteher Günter Bischof im Rahmen eines Ortsrundganges berichtete. Danach hatte der Ort in früheren Zeiten auch europäische Bedeutung.
Veranstaltungen zum Ortsjubiläum in Langwaden
Sonntag, 18. Juni: Eröffnung der Ausstellung zur Geschichte Langwadens im Dorfgemeinschaftshaus um 11 Uhr, offizieller Festakt mit dem Gospelchor Getogether ab 13 Uhr, Kaffee und Kuchen mit musikalischer Umrahmung durch den Posaunenchor Groß-Rohrheim sowie Spiel- und Spaßangebot für Kinder und Jugendliche auf dem Freigelände ab etwa 15 Uhr
Montag, 26. Juni: Kinderkino „Die Biene Maja“ (Kinofilm) im Dorfgemeinschaftshaus ab 16 Uhr
Samstag, 1. Juli: Konzert mit „Sams‘ Living Room“ auf dem Gelände am Dorfgemeinschaftshaus ab 19 Uhr (Vorverkauf bei Lichtblick Zwingenberg, Tourist-Info Bensheim)
Sonntag, 9. Juli: Boule-Turnier am Dorfgemeinschaftshaus ab 10 Uhr (bei schlechtem Wetter am 16. Juli)
Samstag, 15. Juli: Lesung mit Jürgen Drawitsch im Dorfgemeinschaftshaus ab 19 Uhr – Kurzgeschichten aus dem Dorfleben der Sechzigerjahre
Donnerstag, 31. August: Märchenkonzert für Erwachsene mit Ursula Stöckl in der Kirche ab 19 Uhr
Freitag, 1. September: Eröffnung der Langwärer Kerb mit Bieranstich am Dorfgemeinschaftshaus, 19 Uhr
Samstag, 2. September: Festliches Dinner mit Rahmenprogramm zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten im Dorfgemeinschaftshaus ab 19 Uhr (Kartenvorverkauf ab dem Festakt am 18. Juni, danach bei Ortsvorsteher Robert Loreth unter Telefon 0179/ 2691729 oder E-Mail ortsbeirat-langwaden@web.de). js
So gehörte Langwaden zum Kloster Lorsch und dann den Grafen zu Erbach. 1621 wurde der Ort für 20 000 Gulden an Hessen-Darmstadt verkauft, um das Lösegeld für Graf Albrecht I. zu Erbach aufzubringen. Dieser war 1617, nachdem er in Malta ein Schiff nach Neapel bestiegen hatte, von korsischen Piraten überfallen und entführt worden. Nach vier Monaten schwerer Sklavenarbeit und überstandener Krankheit war er mit neun weitern Gefangenen für 27 000 Gulden freigekauft worden. js
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