Bensheim. Nach einigen Jahren Pause heißt es jetzt wieder „Mach mal Kunst!“. In Kooperation zwischen dem Caritaszentrum Franziskushaus und der Psychiatrischen Tagesklinik in Bensheim geht es am Mittwoch, 21. Mai, und Donnerstag, 22. Mai, zwei ganze Tage lang um die Begegnung von Menschen ganz unterschiedlicher Zusammenhänge beim gemeinsamen kreativen Tun. Nicht nur die Pandemie hatte der beliebten Veranstaltung ein vorübergehendes Ende bereitet, sondern auch das Ausscheiden von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Caritas, die Kreativkurse anbieten konnten. Doch 2025 ist wieder ein entsprechendes Team zusammengekommen, das um zwei externe Honorarkräfte erweitert werden konnte.
Die meisten der insgesamt sechs Angebote erstrecken sich über zwei Tage, jeweils von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr. In der Kursgebühr von 35 Euro (ermäßigt 15 Euro) sind nicht nur alle Materialien enthalten, sondern auch ein vegetarisches Mittagessen an beiden Tagen. Der moderate Preis soll die Teilnahme für Menschen aller sozialen Gruppen möglich machen – und kann nicht vollständig aus eigenen Mitteln der Veranstalter finanziert werden. Spenden dafür sind deshalb hochwillkommen.
Aber warum eigentlich „Mach mal Kunst!“? „Kunst tut gut, ist unsere Erfahrung“, sagen die Organisatorinnen. Gemeinsame Kunstprojekte fördern den sozialen Zusammenhalt, indem sie Menschen unterschiedlicher Herkunft und Altersgruppen zusammenbringen. Sie stärken das Gemeinschaftsgefühl und ermöglichen einen kreativen Austausch. Durch die Zusammenarbeit entstehen gegenseitiges Verständnis und Empathie. Außerdem können gemeinsame Erfolge das Selbstwertgefühl der Beteiligten steigern und soziale Barrieren abbauen.
Gezielt werben die Verantwortlichen deshalb nicht nur in ihren Häusern, sondern auch in der Tagespresse und mit im Museum und im Buchhandel ausgelegten Flyern. Jeweils zwei der maximal acht Plätze sind für tagesklinische Patienten reserviert, alle anderen stehen für jeden offen. Veranstaltungsort sind Räume und Freiflächen des Franziskushauses in der Klostergasse, das damit auch den Aspekt des Mehrgenerationenhauses betonen möchte.
Die Angebote im Einzelnen:
- „Gesichter und Köpfe“: Mit unterschiedlichen Techniken wird das Wesen von Gesichtern und Köpfen erforscht – durch Kritzeln und Skizzieren oder Malen mit geschlossenen Augen. Im Mittelpunkt stehen die Beobachtung sowie die Verbindung von Geplantem und Zufälligem. Künstlerische Vorerfahrungen sind dabei nicht wichtig, eher Neugierde und Freude beim Experimentieren. Der Kurs wird geleitet von Marie Wohlgemuth, Fachkraft Soziale Arbeit und Cornelia Trautmann, Sozialpädagogin und Kunstassistentin. „Es ist immer erstaunlich, zu welchen Ergebnissen man schnell kommt, wenn die ersten Barrieren überwunden sind“, äußert sich Cornelia Trautmann begeistert über die spontane Herangehensweise, die im Kurs vermittelt wird.
- „Shibori“: Bei dieser japanischen Textilfärbetechnik entstehen faszinierende und spannende Muster mit einfachen Mitteln. Stoff wird gefaltet, abgebunden, genäht oder verdreht und anschließend gefärbt. Neben dem traditionellen Blau werden im Kurs auch andere Farben eingesetzt und auch eigene Baumwoll-Textilien wie T-Shirts dürfen mitgebracht werden. „Bitte an alte Kleidung und eine Schürze denken“, rät die Kursleiterin, die Ergotherapeutin der Vitos Psychiatrische Tagesklinik Bensheim Imke Reichard.
- „Der Kopf der Eule“: Aus einem Sandsteinwürfel mit 20 Zentimetern Kantenlänge wird ein dekorativer Eulenkopf gehauen. Kursleiter ist der Steinbildhauer Holger Schinz-Sauerwein, der sowohl Grundkenntnisse der Steinbearbeitung vermittelt als auch Varianten der vorgeschlagenen Form ermöglicht, um Raum für die eigene Kreativität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu lassen. „Werkzeuge, Schutzbrillen und Arbeitstische stehen für Sie bereit. Aber bitte erscheinen Sie in festen Schuhen und staubfester Kleidung – sonst weinen Sie“, sagt der freie Künstler, der unter anderem in seinem Atelier in Lampertheim viele Workshops, Kurse und Aktionen anbietet.
- „Upcycling von alten Stühlen & Hockern“: Anne-Sophie Delgado, Fachkrankenpflegerin für Psychiatrie, und Julia Ulrich, Sozialpädagogin, bieten diesen Workshop an, in dem alte Stühle und Hocker kreativ gestaltet werden. Dafür haben sie zwei Möglichkeiten ausgewählt, die leicht umzusetzen sind. Beim Upcycling via Découpage wird Papier konturengenau zugeschnitten oder aber in kleinere und größere Teile gerissen. Anschließend werden die Papierstücke mit einem speziellen Kleber verklebt und zur Fixierung schließlich mit einem speziellen Lack bestrichen. Beim Upcycling via Acrylfarben werden die ausrangierten Möbel bemalt. Die Acrylfarben sind nach dem Trocknen wasserfest und werden zusätzlich mit einer Lackschicht versiegelt.
- „Von INNEN nach AUSSEN“: Jeweils nur nachmittags findet dieses auf sechs Personen beschränkte Angebot von Andreas Waldenmeier, Supervisor, Coach und Psychotherapeut, statt, der es so beschreibt: „Angeregt durch eine Phantasiereise bringen wir unsere Gedanken und Gefühle mit Acrylfarbe auf eine große Leinwand. Wir arbeiten überwiegend im Stehen.“
Ausschließlich für 5- und 6-jährige Kinder der Tagesstätte St. Albertus in Bensheim zur Verfügung steht der Kurs „Kinder-Kunst“ zum Thema Freundschaft. Unter Anleitung von Karin Kallup, Kulturcoach, können insgesamt 19 Kinder auf zwei Vormittage verteilt verschiedene Materialien und künstlerische Techniken kennenlernen.
Anmeldungen über das den Flyern angehängte Formular oder ganz einfach telefonisch beim Caritas Zentrum Franziskushaus unter 06251-854250. Wer nicht selbst mitmachen möchte, sondern einfach nur neugierig ist, hat am 22. Mai um 16.30 in der Turnhalle des Franziskushauses Gelegenheit, die entstandenen Werke zu bewundern.
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