Kunstfreunde Bensheim

Mussorgskys „Bilder“ in besonderen Farben im Parktheater

Saisonauftakt mit dem Fauré-Quartett im gut gefüllten Parktheater.

Von 
Klaus Ross
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bbe,Benshiem, Partktheater, Fauré Quartett, von links: , Erika Geldsetzer (Violine), Dirk Mommertz (Klavier), Sascha Frömbling (Violine) , Konstantin Heidrich (Violoncello), , Bild: Thomas Neu © Thomas Neu

Bensheim. Publikumsmagnet zum Saisonauftakt der Kunstfreunde: Das renommierte Fauré-Quartett sorgte bei seinem vierten Bensheimer Gastspiel für ein überdurchschnittlich gut gefülltes Parktheater. Mit dem c-Moll-Klavierquartett opus 15 hatten Dirk Mommertz (Klavier), Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola) und Konstantin Heidrich (Violoncello) an diesem Abend endlich auch ein Werk ihres Namensgebers Gabriel Fauré (1845-1924) im Gepäck. Ihre eigene Bearbeitung von Modest Mussorgskys Zyklus „Bilder einer Ausstellung“ (1874) gab es dazu als Kunstfreunde-Premiere.

Bestens besucht war bereits der Empfang zur Saisoneröffnung im Eysoldt-Foyer, bei der Hans Hachmann im Gespräch mit Steinway-Techniker Pascal Monti auf die aufwändige mehrmonatige Generalüberholung des Kunstfreunde-Konzertflügels in Zürich zurückblickte. Den gelungenen musikalischen Rahmen lieferte der von Yaeko Albrecht begleitete Bensheimer Nachwuchs-Oboist Julian Heisner.

30 Jahre Fauré-Quartett in unveränderter Besetzung: Diese personelle und folglich künstlerische Konstanz ist innerhalb der internationalen Kammermusikszene wohl absolut einzigartig. Wie das Ensemble seine interpretatorische Leidenschaft und Detailsensibilität fernab aller gleichsam abgeklärten Routine immer noch bzw. immer mehr vertieft, bezeugen nicht zuletzt die beiden rund zwei Jahrzehnte auseinander liegenden Einspielungen der zwei Fauré-Klavierquartette. Gerade bei ihrem Lieblingskomponisten scheinen die vier Anfangfünfziger heute freier, farbenreicher und ausdrucksfreudiger unterwegs als je zuvor.

Das c-Moll-Quartett von 1879 war im Parktheater insofern ein echter Ohrenöffner: sehr suggestiv der atmende organische Gestus der feinstens ausdifferenzierten Ecksätze, grandios aber vor allem der kaum schwereloser vorstellbare Scherzo-Esprit und die von wahrhaft exzeptionellem Fauré-Touch kündende lyrische Adagio-Noblesse. Vier Lieder des französischen Meisters („Les berceaux“, „Notre amour“, „Clair de lune“, „Mandoline“) hatten den Abend in exquisiten Adaptionen des Dresdner Arrangement-Spezialisten Dietrich Zöllner (Jahrgang 1965) ideal eingeleitet.

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Repertoire-Erweiterungen auch auf unerwartetem Terrain lagen Mommertz, Geldsetzer, Frömbling und Heidrich schon immer besonders am Herzen. Mögliche Zweifel am Eigenwert der auf Grigory Gruzmans Triofassung basierenden Fauré-Quartettversion von Mussorgskys „Bildern“ waren im Parktheater denkbar schnell ausgeräumt. Die Bearbeitung wirkte so verblüffend werkgerecht, als sei der Zyklus eigens für diese (im 19. Jahrhundert ja durchaus gängige) Quartettbesetzung geschrieben worden – ein unbedingter Gewinn für das Repertoire und gewiss kein fauler kammermusikalischer Kompromiss zwischen dem Klavieroriginal und namentlich Ravels Orchesterversion.

Das Ensemble hat für die einzelnen Zyklusteile vielfältige satztechnische Lösungen gefunden, welche an instrumentaler Finesse und Balance nichts zu wünschen übrig lassen. Delikateste Klangkunst in „Das alte Schloss“ und „Die Katakomben“, sprühende Virtuosität im Kükenballett wie im Limoges-Tableau, satte Farbenpracht in den beiden knackig pointierten wie furios gesteigerten Finalnummern: Auch mit diesem Mussorgsky-Coup setzte das Fauré-Quartett erneut interpretatorische Maßstäbe. Langer begeisterter Beifall am Ende, Eduardo Huberts originales Widmungsstück „Faurétango“ und Dvoráks Lied „Als die alte Mutter sang“ opus 55/4 in gewohnt schmiegsamem Arrangement als genussvoll servierte Zugaben.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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