Bensheim. Wie generell für Kulturveranstalter waren die vergangenen zwei Jahre auch für die Kunstfreunde Bensheim eine besondere Herausforderung. Durch die Corona-Pandemie kam es erstmals in der 74-jährigen Geschichte des Kammermusikvereins zu Konzertausfällen durch „höhere Gewalt“.
Bei der Mitgliederversammlung, die – ebenfalls pandemiebedingt – ein Jahr später stattfand als geplant, blickte die Vorsitzende Anne Dingler auf eine Zeit zurück, in der ein neuartiges Virus „alle Planungen und Gewohnheiten auf den Kopf gestellt hat“. Es mussten ständig neue Lösungen und neue Verfahren gesucht und gefunden werden. „Es war eine Zeit, in der viele Ideen, viel Flexibilität und schnelles Reagieren gefragt war“, so Dingler in ihrem Jahresbericht.
Nächstes Konzert am 12. Februar mit dem Carion Ensemble
Die Kammermusikreihe der Kunstfreunde Bensheim wird am Samstag, 12. Februar, 20 Uhr, fortgesetzt. Zu Gast im Parktheater ist das Carion Ensemble. Passend zur Jahreszeit steht das Konzert unter der Überschrift „Karneval von Venedig“ – mit Werken unter anderem von Ligeti, Stravinsky, Rossini, Vivaldi und Liszt.
Vor drei Jahren sorgte das Ensemble schon einmal mit einem besonderen Auftritt für Begeisterungsstürme im Parktheater. „Kammermusikperformer“ könnte man sie nennen, die Musiker des derzeit wohl innovativsten Bläserquintetts Europas: Das preisgekrönte dänisch-lettische Ensemble ist eine einzigartige Kammermusikerfahrung und macht seit Jahren durch „frischen Wind“ auf sich aufmerksam. Dafür gehen die Musiker immer wieder neue Wege, um die Grenzen ihres Genres auszuloten und zu erweitern.
Ohne Noten und im Stehen
Markenzeichen von Carion ist die außergewöhnliche Art der Bühnenpräsentation. Ganz ohne Notenständer und Stühle entsteht Platz für ausgeklügelte Choreografien, die der Musik ein theatralisches Element zur Seite stellen. Durch Schritte, Bewegungen und Formationen werden musikalische Strukturen visualisiert und die Rollenverteilung innerhalb der Instrumente sichtbar gemacht.
Karten für das Konzert in Bensheim gibt es online unter www.kunstfreunde-bensheim.de oder bei bekannten Vorverkaufsstellen. Für die Veranstaltung gilt – entsprechend der aktuellen Corona-Verordnung – wieder die Regel 2G-Plus. Im Parktheater besteht Maskenpflicht während des gesamten Aufenthalts. Die verfügbaren Sitzplätze sind an ein Abstandsmodell angepasst. red
In der Saison 2019/20 fielen ab April 2020 zwei Konzerte dem Lockdown zum Opfer. Das letzte Konzert im Juni mit Pianistin Anna Vinnitskaya fand ohne Publikum statt – es wurde aufgezeichnet und als Live-Stream über YouTube gesendet. Ein Projekt, das für die Kunstfreunde viel Aufwand in der Vorbereitung bedeutete, aber dem Verein auch viel Lob eingebracht hat.
Vor vielen Herausforderungen
„Die denkwürdige Pandemie-Situationen mit allen Aus- und Nebenwirkungen hat uns vor viele Herausforderungen gestellt: Entscheidungen, die ad hoc und schnell getroffen und kommuniziert werden mussten, und Entscheidungen, die für eine quasi nicht vorhersehbare nächste Saison oder auch nur für die nächste Veranstaltung die Weichen stellen mussten“, so Anne Dingler.
Im Frühsommer 2020 beschloss der Vorstand auf Anregung des damaligen Schatzmeisters Alfred Dasbach, alle Mitglieder für die nächste Saison beitragsfrei zu stellen und Karten nur noch im freien Verkauf anzubieten, wenn abzusehen war, dass Konzerte tatsächlich darstellbar sein würden – eine weise Entscheidung, wie sich rückblickend gezeigt habe. Zwei Konzerte konnten im September und Oktober 2020 noch stattfinden, dann folgte der zweite Lockdown und das Parktheater blieb für die gesamte weitere Saison geschlossen.
Auch für die aktuelle Saison 2021/22 entschied man sich, bei dem vorübergehend beitragsfreien Modell zu bleiben – allerdings mit der eingebauten Option, unterjährig zu einem verkürzten Abonnement zurückzukehren. Ein solches Modell wurde im Oktober in die Wege geleitet. Allen Mitgliedern der Kunstfreunde wurde für die verbleibenden sechs Konzerte ein Abo angeboten, was von immerhin 90 Musikliebhabern angenommen wurde.
Um den Konzertbesuch für das Publikum so sicher wie möglich zu machen, entschieden sich die Kunstfreunde bereits im Sommer 2021, ab der neuen Saison die 2G-Regel einzuführen. Was damals eher noch die Ausnahme war und den Kunstfreunden einige böse Briefe bescherte, stellte sich erneut als richtige Entscheidung mit Weitblick heraus. Schon bald wurde 2G im Kulturbereich zum Standard, mittlerweile greift sogar die 2G-Plus-Regel.
Bislang konnten in dieser Saison alle fünf geplanten Konzerte stattfinden – wenn auch jeweils mit einer deutlich reduzierten Besucherzahl. Man müsse die Finanzsituation sehr gut im Auge behalten, betonte die Vorsitzende. Noch gebe es ein finanzielles Polster, durch das fehlende Einnahmen aufgrund geringerer Besucherzahlen kompensiert werden könnten.
Das bestätigte auch Kai Spengler, der seit April 2021 als kommissarischer Schatzmeister im Vorstand aktiv ist. Er bezeichnete die Finanzlage trotz Corona-Situation als stabil. Die Kassenprüfer Winfried Fischer und Peter Zeyer bescheinigten eine korrekte Kassenführung, der Vorstand wurde daraufhin entlastet.
Anne Dingler weiter Vorsitzende
Turnusgemäß standen Vorstandswahlen auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung. Anne Dingler, seit 2006 an der Spitze des Kammermusikvereins, wurde für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Wiedergewählt wurde auch Stephan Morweiser als Erster Schriftführer. Kai Spengler wurde offiziell zum Schatzmeister gewählt, nachdem sich sein Vorgänger Alfred Dasbach zu Beginn des Jahres 2021 zurückgezogen hatte. Komplettiert wird der Kunstfreunde-Vorstand durch Helmut Schroth (zweiter Vorsitzender) und Andrea Bergner (zweite Schriftführerin).
Alfred Dasbach bleibt dem erweiterten Vorstand jedoch erhalten – als neues Mitglied des fünfköpfigen Beirats. Neu dabei ist auch Martina Bergler, wiedergewählt wurden Christine Reichardt, Barbara Cimander und Angelika Schwabe. Die Prüfung der Kasse wird erneut von Winfried Fischer und Peter Zeyer übernommen. Alle Wahlen erfolgten einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen. Unterstützt wird der Vorstand durch Winfried und Renate Fischer, die seit vielen Jahren ehrenamtlich und ohne Vorstandsamt die Geschäftsstelle der Kunstfreunde Bensheim leiten.
Anne Dingler dankte allen Mitstreitern für ihre engagierte Arbeit im Vorstand, Beirat und in der Geschäftsstelle. „Wir sind bisher nicht nur wirtschaftlich ganz gut über die Runden gekommen, wir haben auch als Team sehr gut auf die notwendigen Anforderungen reagiert – und vielleicht hat die besondere Situation sogar dazu beigetragen, dass wir als Team noch etwas mehr zusammengewachsen sind“, erklärte die Vorsitzende. „Danke an alle, die sich so unermüdlich für die Kunstfreunde engagieren, ganz besonders in diesen Zeiten.“ red
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