Ausstellung

Künstlergruppe bringt Weltentheater ins Eysoldt-Foyer

Zehn Künstlerinnen aus der Region zeigen unterschiedliche Aspekte des Weltgeschehens.

Von 
Thomas Tritsch
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Die Künstlergruppe Valentines zeigt im Eysoldt-Foyer ihre Werke unter der Überschrift „Weltentheater“. Museumsleiter Christoph Breitwieser sprach bei der Vernissage am Sonntag die einführenden Worte. © Thomas Neu

Bensheim. Das Welttheater gilt seit der Renaissance als Metapher für die Nichtigkeit der Welt, deren gesamte überhebliche Existenz lediglich ein flüchtiges Schauspiel mit irdischen Mitteln sei. Der Mensch hat auf dieser Bühne seine Rolle zu spielen – wie an vom Schicksal geführten Schnüren in einem Puppentheater.

Das Leben als Traum, das Sein ein Schauspiel, und alles Irdische bloß eitler Schein. Wenn die ganze Welt eine Inszenierung ist, dann gewährt die aktuelle Ausstellung im Bensheimer Parktheater vielschichtige Einblicke in dieses besondere Kunstwerk. Unter dem Titel „Weltentheater“ hat die 2017 formierte Künstlergruppe Valentines eine facettenreiche Sicht auf dieses riesige Sujet zusammengestellt. Bis 7. Mai sind rund 50 Arbeiten im Gertrud-Eysoldt-Foyer zu sehen.

Erstes Treffen am Valentinstag

Die zehn Künstlerinnen aus der Region zeigen unterschiedliche Aspekte des Weltgeschehens. Sie reflektieren und thematisieren politische, gesellschaftliche und historische Aspekte des Lebens und lassen dabei oftmals auch biografische Erfahrungen mit einfließen. Die Gäste der gut besuchten Vernissage am Sonntag erlebten eine überaus kontrastreiche wie persönlich gefärbte Werkschau, die von Bürgermeisterin Christine Klein eröffnet wurde. Die einführenden Worte sprach Museumsleiter Christoph Breitwieser. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Jesko Nelles am Saxophon.

Ein Kennzeichen dieser weiblichen Künstler-Gemeinschaft, die sich an einem 14. Februar, also am Valentinstag, erstmals als Kollektiv getroffen hatte, ist das Zusammentreffen verschiedener Nationalitäten, Professionen und künstlerischen Ansätze.

Die gemeinsamen Ausstellungen – auch in unterschiedlicher Formation – reflektieren ein Thema immer in der Mannigfaltigkeit seiner individuellen Wahrnehmung und Auseinandersetzung. Das macht die öffentlichen Auftritte der Valentines zu einem kontrastreichen Kunstgenuss, der ein hohes Maß an innerer Spannung und Energie offenbart.

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So auch das „Weltentheater“. Inspiriert wurden die Arbeiten von Motiven aus Mythologie, Literatur und dem aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Zeitgeschehen. Die ausgestellten Bilder reichen von gegenständlichen Darstellungen bis zu abstrakter Kunst in allen Dimensionen.

Dass die Gruppe ein Theater als Schauraum ausgewählt hat, zudem noch mitten während der Woche Junger Schauspielerinnen und Schauspieler und gleichsam als Rahmen der anstehenden Verleihung des Getrud-Eysoldt-Rings, ist nicht nur eine glückliche Fügung, sondern auch räumlich-ästhetisch eine harmonische Konstellation: Im hellen Foyer kommen vor allem die großformatigen Werke wunderbar zum Ausdruck.

Die kleinen Formate kommen in den Vitrinen zur Geltung. Darunter Arbeiten von Sabine Nelles, Barbara Gertitschke und Ursula Schlosser, die theatralische Reflexionen aus verschiedenen Epochen und Blickwinkeln präsentieren.

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Gertitschke nimmt in ihren großen abstrakten Kompositionen antike Sagen auf, während Nelles tendenziell figürliche Szenen abstrahiert und in ihrer ganz eigenen, typischen Bildsprache auf die Leinwand bringt. Ursula Schlosser zeigt Theaterszenen und tragische Momente, spaziert von der Göttlichen Komödie bis zu revolutionären Bewegungen der Gegenwart: Jugendliche, die auf der Straße protestieren. Susa Zimmer zeigt gegenständliche Arbeiten mit minimalistischer Prägnanz: Frauen, die nach Freiheit schreien stehen im Gegensatz zu einer leisen Hommage an den Schauspieler Rainer Frieb in der Rolle des Nestor.

In der gleichen Theater-Nische haben die Gastgeber Monika Rudzkis Zyklus zum Ikarus-Mythos platziert. Neben Tusche nutzt sie auch Wachs – ganz wie das sagenhafte Vorbild auf den kleinformatigen, äußerst prägnanten Arbeiten, die mit ihrem reduziert expressionistischen Klang die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Der Absturz und Tod des Übermütigen als Strafe der Götter für den unverschämten Griff nach der Sonne – auch in diesem Kapitel der griechischen Mythologie wird der Begriff des Welttheaters auf einer anderen Ebene angerissen.

Symbolische Energie

In vier floral geprägten Motiven von hoher symbolischer Energie behandelt Leila Ajiri den weiblichen Widerstand gegen das Regime im Iran – ein Streben nach Licht in einer dunklen Zeit. Roswitha Sequenz nimmt sich der Figur der Lysistrata des griechischen Dichters Aristophanes an und damit den Kampf der Frauen gegen die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden. Sexuelle Verweigerung wird zum Druckmittel gegen menschliches Unheil. Mit Erfolg. Der Krieg wird beendet, und die finale Botschaft lautet: Make Love, Not War!

Anette Bundschuhs Motive zeigen eine tiefe Leidenschaft für Philosophie, Mythologie, Sagen und ikonografische Symbolik. Im Parktheater widmet sie sich dem Sujet 1001 Nacht („Die Verzauberung“) und präsentiert ein Triptychon aus theatralischer Maskerade und frivolem Mummenschanz.

Die ausgestellten Arbeiten von Emili Sahakian fallen durch ihre schroff-brüchige Strukturen ins Auge, bei Bahareh Abooghadareh offenbart sich eine kalligrafische Semiotik („Wasser“) neben Motiven, die von poetischer Zartheit und Harmonie geprägt sind.

Die Ausstellung ist jeweils zu den Veranstaltungen im Parktheater sowie donnerstags von 9 bis 16 Uhr und an folgenden Sonntagen jeweils von 11 bis 16 Uhr zu besichtigen: am 26. März, am 2., 16. und 30. April sowie am 7. Mai.

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