Kunstfreunde Bensheim

Famose Premiere für den Kontrabass im Parktheater Bensheim

Dominik Wagner und Lauma Skride begeisterten beim zweiten Saisonkonzert.

Von 
Klaus Ross
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Lauma Skride (Klavier) und Kontrabassist Dominik Wagner waren auf Einladung der Kunstfreunde Bensheim im Parktheater zu Gast. © Thomas Neu

Bensheim. Kontrabass plus Klavier: Diese beim zweiten Saisonkonzert zu erlebende Duo-Besetzung hatte es zuvor in fast acht Kunstfreunde-Jahrzehnten tatsächlich noch nie gegeben. Von Bach bis Gershwin reichte das außergewöhnlich vielseitige wie eingängige Programm, mit dem der junge Wiener Star-Kontrabassist Dominik Wagner (Opus Klassik 2022) und seine lettische Klavierpartnerin Lauma Skride im recht gut gefüllten Parktheater antraten. Wie Wagner beim Einführungsgespräch mit Christian Knatz im Eysoldt-Foyer verriet, herrsche an reizvollen Originalkompositionen für das tiefste Streichinstrument durchaus kein Mangel. Doch ausgerechnet auf diese verzichtete er beim Bensheimer Auftritt bis auf eine einzige Ausnahme und setzte stattdessen auf Übertragungen populären anderen Repertoires – darunter etliche Arrangements aus eigener Feder.

Erst als Zehnjähriger wechselte Wagner 2007 vom Violoncello zum Kontrabass. Seine gleichsam cellistische Wendigkeit bei der Behandlung des sonst oft sperrig daherkommenden Tieftöners mag auch daher rühren. Bachs heute meist auf dem Cello gespielte D-Dur-Gambensonate BWV 1028 jedenfalls bot der wunderbar entspannte Endzwanziger zu Beginn so tänzerisch-leicht (Allegro-Sätze) und gesanglich-elegant (h-Moll-Andante), dass wohl selbst eingeschworene Cellofans milde gestimmt gewesen sein dürften. Lauma Skrides dynamisches wie artikulatorisches Feingefühl sorgte für beste klangliche Balance. Im eigentlich der Violine zugedachten Duo-Meditationsstück „Spiegel im Spiegel“ (1978) des estnischen Jubilars Arvo Pärt (90. Geburtstag) führte Wagner danach exemplarisch vor, welch zarte Ausdruckswärme auf seinem Instrument möglich ist.

Einziges Originalwerk dieses Programms war die zwanzigminütige „Carmen Fantasy“ des mit zahlreichen einschlägigen Kompositionen hervorgetretenen amerikanischen Kontrabassisten Frank Proto (Jahrgang 1941) – ein spritziges viersätziges Potpourri über berühmte Themen aus Bizets Oper, in dem geistvolle Verarbeitungskunst und lässige jazzgeprägte Inspiration glücklich zusammenfinden. Dominik Wagner und Lauma Skride (Jahrgang 1982) ließen mit ihrer erfrischend dialog- und detailfreudigen Wiedergabe keinen Zweifel daran, dass diese 1991 entstandene Suite zu den gelungensten neueren Repertoire-Klassikern gehört. Weitere originale Virtuosenstücke wären insofern höchst willkommen gewesen – nicht zuletzt die brillanten Opernparaphrasen des legendären Italieners Giovanni Bottesini (1821-1889).

Perfekt adaptierte Schmankerln folgten nach der Pause in treffsicherster Auswahl: Astor Piazzollas unverwüstliche Erfolgsnummern „Ave Maria“ (1984) und „Le Grand Tango“ (1982) wurden von dem auch bereits CD-präsenten Duo ebenso kultiviert ausgekostet wie Henry Mancinis oscarprämierter Filmsong „Moon River“ (1961) und Charlie Chaplins finale Eigenkomposition „Smile“ aus „Modern Times“ (1936). Den krönenden Abschluss bildete Wagners verblüffend effektvolles Arrangement von George Gershwins „Rhapsody in Blue“ (1924), dessen Gewandtheit wohl sogar flammende Liebhaber der originalen Orchesterversion nicht leugnen konnten.

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Als ähnlich stimmige Zugabe erklatschten sich die Bensheimer Zuhörer Schuberts „Ständchen“ aus dem „Schwanengesang“-Zyklus D 957 in der apart jazzigen Fassung des finnischen Arrangeurs Jarkko Riihimäki (Jahrgang 1974). Beim nächsten Wagner-Gastspiel im Parktheater darf das Programm dann durchaus etwas anspruchsvoller sein: Wie wäre es etwa mit der Kontrabass-Sonate des Brahms-Zeitgenossen Robert Fuchs oder gar der unbegleiteten Solosonate des Schostakowitsch-Freundes Mieczyslaw Weinberg?

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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