Varieté - Die Premiere der Wintershow „Magic Colors“ im ausverkauften Pegasus wurde mit stehenden Ovationen gefeiert

Körperkunst und Humor von Weltrang

Von 
Gerlinde Scharf
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Die Rolle des Publikumslieblings in der Wintershow des Varietés Pegasus hat Herr Kasimir, alias Aaron Dewitz, mit feinem Humor und rasanten Jonglagen übernommen. © Thomas Neu

Bensheim. Weltklasse! Eine Show wie ein einziger, nicht enden wollender Rausch: Mit „Magic Colors“ – einem explosiven Feuerwerk aus Licht und Farben –, mit zauberhafter Magie und entzückender Poesie, mit begnadeter Körperkunst und atemberaubender Artistik, feinem Humor, exzentrischem Blödsinn, einem Füllhorn voller Emotionen und noch mehr Leidenschaft hat sich das Varieté Pegasus selbst übertroffen. Die Wintershow, die am Freitag vor vollem Haus Premiere feierte und mit stehenden Ovationen bejubelt wurde, ist fraglos ein Highlight inder langen Geschichte des Bensheimer Varietés.

„Wir sind hier in Bensheim, aber wir könnten mit unserem Programm genausogut in New York bestehen“, stapelten die Pegasus-Dompteure Heike Grammbitter und Thorsten Dewald kein bisschen hoch. Die internationalen Künstler aus Deutschland, Luxemburg, Russland, Frankreich und Japan brachten die Besucher im schillernden „Eispalast“ des Pegasus-Winterwunderlandes mit ihrem magischen Spiel aus Licht und Farben, Tanz und Musik, mächtig ins Schwitzen und Staunen.

Roter Faden

Den roten Faden zwischen Pantomime, Jonglage, Zauberei, Lichtspielerei und Artistik spannte gekonnt und völlig ungeniert Andi Steil in seiner Rolle als Slapstick-Conferencier, oder um es mit seinen eigenen Worten zu sagen, als „Ganzkörpertrommler“. Und tatsächlich gelang es dem hippeligen Musik-Komiker und Tausendsassa eine Melodie auf dem Slivovic-Fläschchen zu blasen. Anschließend reizte er mit einer ziemlich skurrilen Performance mit Obstschale und Türstopper auf dem kahlen Kopf sowie „Alleskönner Roland“ – dem elektronischen Trommelpad – die Lachmuskeln der Zuschauer bis zum Anschlag.

Mit Eleganz, Kraft und einer einzigartigen Choreografie begeisterte die professionelle Kontorsionistin Manuela Mücke. Gummigleich verbiegt und dreht die Schlangenfrau ihren Körper in alle nur erdenkliche Stellungen und stützt sich dabei oftmals nur mit ihrem Mund auf einem sogenannten Zahnpanzer ab. Weltweit einzigartig ist ihr Marinelli-Trick, bei dem sie in rückwärtiger Handstand-Stellung mit ihren Füßen und Pfeil und Bogen einen Ballon abschießt.

International unterwegs

Muskelpaket Ernest Palchikov zelebrierte mit perfektem Body, absoluter Körperbeherrschung, geschmeidigen Bewegungen und bewusster Langsamkeit seine innovative und ebenso gefühlvolle wie technisch anspruchsvolle Equilibristiknummer. In atemloser Stille folgte das Publikum den ballettähnlichen Traumbildern des Ausnahmekünstlers, der schon in Paris, Monte Carlo und im Cirque du soleil aufgetreten ist.

Luftakrobat Romain Cabon aus Paris zeigte mit spielerischer Leichtigkeit und gewagter Eleganz eine höchst ausgefeilte und hochkarätige Tanz-Choreografie am Stoffseil. Der junge Artist räkelte und wand sich dabei kopfunter hoch in der Luft und faszinierte mit seiner romantischen, erotisch-prickelnden Darbietung.

Die Rolle des Publikumslieblings gebührt aber ohne Zweifel Herrn Kasimir, alias Aaron Dewitz. Mit feinem Humor und exzentrisch-hintergründigem Blödsinn, mit rasanten Jonglagen, clownesken Pantomimen und unverwechselbarer Mimik schafft es der staatlich anerkannte Clown und Schauspieler im Handumdrehen und fast ohne Worte die Zuschauer zu bezirzen. Wenn er mit den Nasenlöchern seine Version von „Freude schöner Götterfunken“ auf zwei Flöten bläst, gibt es kein Halten mehr.

Eines von zahlreichen Highlights in der Wintershow ist zweifelsohne die magische, einer feuergleichen Explosion an Farben ähnliche Licht-Zauberei von Till Pöhlmann. Seine programmierbaren LED-Jonglierstäbe, -keulen und -bälle – synchron zur Musik programmiert – wechseln nicht nur im Takt die Farben, sie erzählen auch fantastische Geschichten, entführen in weit entfernte Traumwelten, komponieren zauberhafte Bilder und versetzen den Zuschauer in einen ekstatischen Gefühlstaumel.

Grandios auch die Performance von Naoto aus Japan, der mit seinem JoJo Dinge anstellt, die man so nicht für möglich hält. Der zierliche zweifache JoJo-Weltmeister und japanische Meister begeistert mit präzisem Spiel, unglaublicher Fingerfertigkeit, mit rasanter Schnelligkeit und mitreißender Choreografie. Absolut sehenswert!

Bühne frei für zwei Newcomer hieß es dann kurz vor dem emotionalen Finale der Winter-Show mit Schnee und Eis. Das Pegasus, bekannt dafür, dem Nachwuchs eine Chance zu geben, überrascht beim Weihnachts-Spezial mit dem Duo Aramelo, zwei jungen Absolventen der Kunsthochschule Rotterdam. Auf dem Trampolin zeigen die jungen Artisten Hand-zu-Hand- und Partnerkarobatik, drehen Luft-Pirouetten, machen Luftsprünge, schlagen Salti und sorgen nicht nur für Nervenkitzel, sondern auch für ganz viel Spaß. Heike Grammbitter hat die ehemaligen Straßenkünstler als Jurymitglied bei einem Festival in Usedom kennengelernt und es vom Fleck weg engagiert.

Die Wintershow im Varieté Pegasus läuft bis zum 3. Februar, jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Vorstellungsbeginn ist um 20.30 Uhr, sonntags um 16 Uhr oder 20.30 Uhr. Karten sind im Vorverkauf erhältlich bei der Musikbox im Kaufhaus Ganz und beim Pegasus-Ticketshop an der Platanenallee in Bensheim.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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