Musiktheater Rex

Klassiker aus alten Hardrock-Zeiten

Im ausverkauften Saal begeistert John „Jaycee“ Cuijpers mit seiner Band „Dio Alive“ die Fans mit einer Hommage an Ronnie James Dio, die „Voice of Metal“.

Von 
Thomas Wilken
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Das Musiktheater Rex in Bensheim war beim Auftritt von „Dio Alive“ ausverkauft. © Thomas Wilken

Bensheim. Das muss eine Band erst einmal schaffen: 2023 wurde die Gruppe gegründet, vor einem Jahr hatte sie ihren ersten Auftritt, und jetzt war das Musiktheater Rex beim Auftritt von „Dio Alive“ ausverkauft. Der Fünfer hat sich ganz der Musik des 2010 verstorbenen Ronnie James Dio verschrieben, einem der bedeutendsten Sänger des Hard Rock und Metal. Mit „Rainbow“ und „Black Sabbath“ sowie mit seiner eigenen Band feierte der US-Amerikaner vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren große Erfolge.

Dass die Tribute Band so kurz nach ihrer Gründung bereits so große Hallen füllt, hat sie ihrem Frontmann zu verdanken: John „Jaycee“ Cuijpers. Der beherrscht „seinen“ Dio in allen Stimmlagen bis ins Effeff. Und wird nicht müde, dessen Mano-cornuta- oder Devil-Horns-Handgeste, die inzwischen ein Markenzeichen des Genres ist, unter die Fans zu bringen.

Doch ohne die vier Männer hinter und neben ihm wären die Songs nur die halbe Miete. Mit Dominik Stotzem (Bass) und Andreas König (Keyboards) sind zwei dabei, die bereits bei der Deep-Purple-Coverband „Purple Rising“ den alten Hardrock-Zeiten frönen. Gitarrist Frank Pané ist ein Meister auf den sechs Saiten, was er sonst bei „Bonfire“ beweist. Tom Wetzels bearbeitet die Schießbude normalerweise bei „Van Hagar“.

Die Setliste ist eine Zeitreise durch die verschiedenen Schaffensphasen des großen Vokal-Meisters. Alle Epochen kommen zu ihrem Recht, die durchaus unterschiedlichen Charakter haben. Mit Rainbow ging‘s durch den Einfluss des Gitarrenvirtuosen Ritchie Blackmore eher virtuos-verspielt zu. Bei den Songs von Black Sabbath überwiegt etwas mehr die (melodische) Düsternis durch die schweren Rhythmen. Und Dios eigene Stücke glänzen zumindest in den Anfangsjahren mit mystischen, sehr bildhaften Texten.

Dass als Zugabe Rainbow- und Black Sabbath-Lieder erklingen, ist in gewisser Hinsicht symptomatisch, denn sie sind am meisten im Gedächtnis der Fans geblieben. Die schwelgen in der dichtgedrängten alten Güterhalle selig in Erinnerungen, als mit „Temple of the king“ und „Long live Rock‘n‘Roll“ zwei absolute Klassiker zu hören sind. „Heaven and Hell“, das Titelstück des ersten Album von Black Sabbath mit Dio aus der Zusammenarbeit mit Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward, ist wiederum das Glanzstück aus dieser Ära. Es ist bis heute eines der meistverkauften Black-Sabbath-Alben.

Doch schon zuvor macht Cuijpers immer wieder deutlich, warum er ein vielgefragter Sänger ist, der unter auch bei „Praying Mantis“ und „Ayreon“ am Mikro steht. Sein stimmliches Volumen und der Umfang seines Organs sind bemerkenswert. Er beherrscht die schnellen Metal-Stücke wie „Stand up and shout“ ebenso wie das gefühlvolle „Catch the Rainbow“. Allesamt werden sie mit großer Begeisterung im Saal aufgenommen.

Über eine Stunde ist bereits vergangenen, als die Band die Pause einläutet. Davor waren unter anderem „Man on the silver mountain“ oder „Neon Knights“ ebenso wie „The last in line“ zu hören. Natürlich gab es massig Stoff für die noch längere zweite Hälfte. „Kill the King“, „Holy Diver“ oder „Stargazer“ zeigen, welch große Hitdichte in diesem Musikgenre sich Dio in seiner Zeit erarbeitete. Die wollen alle gespielt werden.

Zum Schluss sind es dann knapp drei Stunden Musik, in denen Cuijpers, unterstützt von seinen Kollegen, seinem Vorgänger wieder musikalisches Leben einhaucht. Seine Leidenschaft, wie er für die Songs brennt, zieht die komplette Band mit, bei der es manchmal so scheint, als würde sie hinter seinem übermächtigen Schatten einen Gang zurückschalten.

Doch spätestens bei den frenetischen Zugaberufen nach einem sphärischen „Stargazer“ sind sie alle wieder da und runden die Hommage an die „Voice of Metal“ perfekt ab.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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