Stadtklima

Bensheimer Klimaprojekt liefert wertvolle Daten

Die BASF zeichnet - im Rahmen des Wettbewerbs „Gemeinsam Neues schaffen“ - das Projekt „Urban-Climate“ der Karl-Kübel-Schule aus.

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Dirk Timmermann
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Initiator Rainer Wieland (5.v.r.) stellt im Viernheimer Rathaus das Projekt „Urban-Climate“ vor. © Dirk Timmermann

Bensheim/Viernheim. Hohe Temperaturen, Dürre und Starkregen – Extremwetterereignisse sind auch in Deutschland zunehmend spürbar. Wie man Klimaveränderungen intelligent begegnet, ist Gegenstand eines Pilotprojekts in Viernheim. „Wir werden Klima-Hotspots identifizieren und spezifische Lösungen für ein verbessertes Wassermanagement und Stadtklima entwickeln“, erklärt Rainer Wieland.

Der Informatik-Lehrer an der Bensheimer Karl-Kübel-Schule (KKS) ist Mitinitiator des Projekts „Urban-Climate“, bei dem er Erfahrungen aus einer zuvor gestarteten Studie nutzt: Schon beim „Urban Weather Project“, gefördert durch die Hopp Foundation in Weinheim, wurden Wetterdaten zwischen Heidelberg und Darmstadt gesammelt. Nun nimmt man sich Viernheim vor.

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300 Bodensensoren und 50 teils solarbetriebene Wetterstationen werden im Stadtgebiet installiert, beginnend im Vogelpark, einem der Kooperationspartner. Gemessen werden Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Windstärke, Windrichtung, UV-Level und Lichtintensität. „Wo wäre eine geeignete Stelle, um einen Baum zu pflanzen, und nach wie vielen Jahren spendet er wie viel Schatten?“ Fragen wie diese sollen anhand von Datenreihen beantwortet, Prognosen durch KI unterstützt werden.

Das zunächst bis Ende 2025 befristete Projekt soll im Erfolgsfall zum „Prozess“ werden: Eine noch dichtere Erfassung des Stadtgebiets stünde dann an. Aufgrund seines wegweisenden Charakters hat die BASF das Vorhaben prämiert. Beim Wettbewerb „Gemeinsam Neues schaffen VIII“ gewann die Initiative in der Kategorie „Forschen und Entdecken“ und war damit eine von 19 Preisträgern, die jeweils eine Spende erhielten.

Insgesamt 70 Projekte von 160 Vereinen und Institutionen waren eingereicht worden. „Wir müssen lernen, uns an Klimaveränderungen anzupassen“, machte Jörg Scheidel klar. Wasserbedarfe zu erfassen und Ressourcen schonend einzusetzen, sind für den Ersten Stadtrat Schritte auf dem Weg zur Smart City.

Unterschiedliche Akteure wirken mit

Das Interesse am Thema zeigt sich auch an der Vielfalt der Projektpartner: Vertreten ist die Hochschule Mannheim mit den Fakultäten für Elektrotechnik und für Wirtschaftsingenieurwesen. Bereits bei „Urban Weather“ hatten die Forscher eine Wetterstation und einen LoRaWAN-Gateway beigesteuert, der Funkübertragungen bis zu 30 Kilometer im nicht-urbanen Gelände und bis zu 2500 Meter im Stadtgebiet ermöglicht. Vorgesehen ist ein campusweites Monitoring des Mikroklimas.

Auch ganz junge Menschen wirken bei „Urban-Climate“ mit: In der Kita Entdeckerland und in der Friedrich-Fröbel-Schule übertragen sie Wetterdaten mit einem Diagrammgenerator und werten sie digital aus. Die Kinder entwerfen Piktogramme, um aus Zahlen Handlungsoptionen für Schule und Kindergarten abzuleiten. Ein symbolisiertes Kind mit Regenschirm zeigt etwa an, dass schlechtes Wetter bevorsteht.

Neben der Grundschule Reichelsheim und der Weinheimer Hans-Freudenberg-Schule fließt das Projekt auch an der Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) in den Unterricht ein. Im Fach Informatik entwickeln die Schüler Programme für die Steuerung von Ventilen zur Bewässerung aus der Zisterne. Zeitpunkt und Menge können so vorausschauend geplant werden. Auch wird der „Smart Garden“ der Schule genutzt. Für Social-Marketing sorgt die duale Berufsausbildung der KKS im Bereich eCommerce.

Die Fachinformatiker setzen sich inhaltlich mit der Realisierung der Infrastruktur und der Betriebssoftware auseinander. Und auch der Verein „Bürger Initiativ“ ist mit von der Partie. Dass über Klimaveränderungen „viel geredet“ werde, bemerkte Michael Steffan. „Jetzt wird mal etwas gemacht“, freut sich daher der KKS-Schulleiter.

Neugier für Lösungsansätze zu wecken, ist auch die Intention von Jörg Scheidel: „Was bringt es, sich irgendwo festzukleben?“ fragte der Erste Stadtrat. Nun bringe man Jugendliche dazu, etwas konkret zu verändern. tim/ü

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