Bensheim. Natürlich ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Natürlich retten ein paar hundert Bäume mehr oder weniger vor der Haustür nicht die Welt. Das weiß auch Adil Oyan, der Umweltdezernent im Bensheimer Rathaus. Trotzdem - oder gerade deshalb - schwingt fast schon missionarischer Eifer mit, wenn die Rede auf die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet kommt. Oyan hat dafür gesorgt, dass ein solches Signal auch von Bensheim ausgeht.
Die Idee für die weltweite Baumpflanz-Bewegung hatte 2007 ein neunjähriger Schüler. Seitdem ist sein Name in aller Munde: Felix Finkbeiner. Bei seinen Nachforschungen für ein Klassenreferat über den Klimawandels las der Pennäler aus München von der vor sechs Jahren verstorbenen kenianischen Umweltaktivistitin und Friedennobelpreisträgerin Wangari Maathai. Auf ihr Betrieben wurden binnen drei Jahrzehnten sage und schreibe 30 Millionen Bäume gepflanzt.
Idee von Felix Finkbeiner
Das Vorbild brachte Felix Finkbeiner auf die Idee, Kinder könnten in jedem Land der Erde je eine Million Bäume pflanzen und so gemeinsam als Weltfamilie einen Beitrag für eine fairere Zukunft leisten. Das Motto ist seitdem Programm: Plant-for-the-Planet. Heute machen Kinder aus bereits über hundert Ländern mit.
Zum Konzept gehört - sozusagen als Startschuss - ein Akademietag, bei dem acht bis 14 Jahre alte Kinder lernen, was sie gegen die Klimakrise tun können und weshalb Bäume dafür so wichtig sind.
Der Tag beginnt mit einem Impulsvortrag: "Jetzt retten wir Kinder die Welt" und findet seinen Höhepunkt nach dem gemeinsamen Mittagsessen. Dann greifen die Teilnehmer gemeinsam mit der hessischen Umweltministerin Priska Hinz zur Schaufel, und setzen im Hessentagswald am Niederwaldseee weitere Bäume.
Pflanzaktion zum Hessentag
Zum Fest der Hessen war dort auf dem Weg zum "klimaneutralen Bensheim" vor drei Jahren eine Fläche von einem Hektar aufgeforstet worden. Etwa den gleichen Effekt bringt die parallel von der Sparkasse Bensheim und unserer Zeitung mit Unterstützung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gestartete Bürgerinitiative "2014 Bäume für den Hessentag".
Beides zusammen führt dazu, dass in einem Zeitraum von 20 Jahren tausend Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) kompensiert werden. Es entsteht bei Verbrennungsprozessen, chemischen Reaktionen und im Körper von Menschen und Tieren. 1000 Tonnen, das sind 20 000 Zentner CO2, die von Grünpflanzen in Kohlenhydrate und Sauerstoff umgewandelt werden. In gleichem Maße verringert sich die CO2-Konzentration in der Luft.
Zwei Programme aufgelegt
Um ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen: Ein Mensch atmet im Jahr etwa eine Vierteltonne CO2 aus. Ein benzinbetriebenes Mittelklasseauto mit einem Verbrauch voin zehn Litern pro hundert Kilometer bläst auf einer Strecke von tausend Klometern 0,34 Tonnen des Treibhausgases durch den Auspuff.
Wie viel das ist, führt folgende Gegenrechnung vor Augen: Um eine Tonne CO2 aufzunehmen muss eine Buche etwa 80 Jahre wachsen und mehr als 20 Meter hoch werden. Das heißt, sie bindet im Durchschnitt gerade einmal zwölf Kilogramm Kohlenstoffdioxid im Jahr.
Es muss also an vielen Schrauben gedreht werden, damit unser Planet keinen weiteren Schaden nimmt. Die Stadt Bensheim hat dafür unter anderem zwei Klimaschutzprogramme aufgelegt, die über einen 20-Jahreszeitraum fast 10 000 Tonnen CO2 einsparen sollen. Die beiden Fördertöpfe können für private Investitionen in Energieeffizienz, regenerative Stromerzeugung sowie die Entsiegelung von Flächen oder die Begrünung von Fassaden und Dächern angezapft werden.
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