Bensheim. Über drei Jahre ist es her, dass Harry Hegenbarth mit seiner Idee im Bensheimer Rathaus vorstellig wurde, in der Taunusanlage ein niederschwelliges, kostenloses Freizeitangebot für Jugendliche zu schaffen. Und genauso lange drehen sich die Gespräche im Kreis. Immer wieder Thema ist dabei die Finanzierung von Planung, Umsetzung und Pflege der Anlage – sofern es überhaupt so weit kommen sollte. Zumindest aktuell zeichnet sich nicht ab, dass es zeitnah mit dem Projekt weitergeht – das Haushaltsdefizit lässt grüßen.
Entsprechend groß ist der Frust bei Hegenbarth. Zu viel Zeit ist seit der Vorstellung des Projektes ins Land gegangen, nun steht es um die Finanzen der Stadt so schlecht, dass jede freiwillige Leistung genau geprüft wird. Erste Stadträtin und Baudezernentin Nicole Rauber-Jung zeigte in einem Gespräch mit der Redaktion Verständnis dafür. „Es gäbe nichts Schöneres für uns, als dieses Vorhaben umzusetzen. Wir sehen die Lücke, die beim Freizeitangebot für Jugendliche besteht. Deswegen wollen wir das Projekt nicht als gescheitert abschreiben. Wir müssen es aber finanziell abbilden können.“
Die Ansprüche an den kommenden Haushalt seien schon jetzt sehr hoch, und nicht allen könne man auch gerecht werden. „Die Stadtpolitik hat die Möglichkeit, ihre Wünsche einzubringen, etwa wenn es um die Realisierung der Taunusanlage geht.“ Es brauche jedoch eine Gegenfinanzierung.
Rückblick: Im Sommer 2022 fasste die Stadtverordnetenversammlung einen Grundsatzbeschluss darüber, einen Bewegungspark für Kinder und Jugendliche auf dem ehemaligen Festplatz nördlich der Taunusanlage, gebaut mit Hilfe von Sponsoren und Gönnern, initiiert und vorangetrieben von Hegenbarth, umzusetzen.
Geschaffen werden sollte damit ein Angebot, hinter dem auch ein zusammenhängendes Konzept steht: Eine Skateranlage, ein Basketball- und Fußballfeld sowie Parkour-Elemente sollten gebaut werden, um einen Treffpunkt für die Jugend zu schaffen, Zusammenarbeit mit Vereinen, der Jugendförderung oder dem Streetwork inklusive.
Mit diesem Beschluss war Hegenbarth wieder am Zug. Gefordert wurde von ihm ein ausgearbeitetes Konzept, bevor es kommunalpolitisch in die nächste Runde gehen sollte. Kalkuliert hatte er 2022 die Kosten mit mindestens 500 000 Euro, die nötig wären, um eine qualitativ hochwertige Anlage zu bauen. Um diese Summe aufbringen zu können, braucht es die Unterstützung von Geldgebern. „Die Ansiedlung des Projektes bei der Bürgerstiftung wäre optimal gewesen“, sagte Hegenbarth im Gespräch mit der BA-Redaktion.
Allerdings hatte die Stiftungsaufsicht beim Regierungspräsidium dieser Idee eine Absage erteilt. Grund: Die Förderung und die Umsetzung der Gestaltung der Taunusanlage fallen nicht unter den Stiftungszweck der Bürgerstiftung (unter anderem Bildung, Erziehung, Kunst, Kultur oder Unterstützung hilfsbedürftiger Personen). An dieser Stelle hilft auch nicht die Interpretation weiter, dass mit einer solchen Anlage Jugendlichen, denen die Teilhabe am breiten Vereinsleben der Stadt aus finanziellen Gründen verwehrt bleibt, ein breites Förderangebot hätte gemacht werden können.
„Brauche ein verlässliches Go, um starten zu können“
Eine Alternative wäre die Gründung eines neuen Vereins, um das Projekt voranzutreiben. „Was ich hierfür allerdings brauche, ist ein verlässliches Go.“ Hegenbarth könne nicht einfach damit beginnen, Gelder zu sammeln, um dann erklären zu müssen, dass das Vorhaben nicht umsetzbar sei. Zuerst braucht es einen Bebauungsplan für die Neugestaltung der Taunusanlage. Alleine die Kosten hierfür schätzt Nicole Rauber-Jung auf etwa 40 000 Euro. Eine Summe, die die Stadt derzeit nicht aufbringen kann. Und Hegenbarth ebenso wenig, zumindest nicht aus eigener Tasche. Allerdings ist sich der Familienvater, der wie kein Zweiter das kulturelle Leben der Stadt mitprägt, sicher, schnell Unterstützer hinter sich versammeln zu können.
Im Frühjahr 2024 gab es im Rathaus ein Treffen mit Rauber-Jung und einer Planerin. Dabei sollten die vorbereitenden Maßnahmen, die es für die Änderung des Bebauungsplans braucht – Lärmgutachten zum Beispiel – besprochen und in die Wege geleitet werden. Im Sommer bremste die Haushaltssperre, die der Magistrat wegen der massiven Gewerbesteuereinbrüche mit sofortiger Wirkung verhängte, das Vorhaben aus. „Das Vorhaben kann im Haushalt 2025 nicht abgebildet werden“, so Rauber-Jung.
Wie kann es nun also weitergehen? Ein Anfang wäre der Baudezernentin zufolge damit gemacht, wenn Hegenbarth es möglich machen könnte, die Leistungsphasen, die es für die Änderung des Bebauungsplans braucht, auf den Weg zu bringen. Die Betriebs- und Unterhaltungskosten für die neue Anlage würde die Stadt übernehmen, ebenso wie die Ausgaben für eine notwendige Änderung des Bebauungsplans, wenn es die Finanzlage zulässt. Die Errichtung der gesamten Anlage müsste von privater Seite – sprich Hegenbarth und potenziellen Mitstreitern – übernommen werden.
Ein Punkt, der Rauber-Jung im Zusammenhang mit dem Vorhaben zusätzlich Bauchschmerzen bereitet, sind die Instandhaltungskosten für die Anlage. „Sie wären um ein Vielfaches höher als bisher. In der aktuellen Situation müssen wir eher davon ausgehen, dass die Budgets für die Pflege der Grünanlagen gekürzt werden müssen.“ Zudem müsse man damit rechnen, dass die neuen Attraktionen Ziel von Vandalismus werden.
Hegenbarth sieht das allerdings anders: Seiner Meinung nach schafft ein qualitativ hochwertiges Angebot auch die notwendige soziale Kontrolle. „Wenn die Jugendlichen eine Anlage bekommen, die sich an ihren Wünschen orientiert, dann passen sie selbst drauf auf.“ Er sieht in der Umsetzung eine große Chance für Bensheim als Schul- und Vereinsstadt. Bis es so weit ist, braucht er aber wohl noch viel Geduld und immer fortwährende Eigeninitiative.
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