Bensheim. Das Mercure-Hotel an der Wormser Straße ist Geschichte. Die bisherigen Eigentümer haben das Gebäude an einen Bensheimer Investor verkauft. Leerstand steht allerdings nicht zu befürchten. In den Komplex sollen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einziehen. Das bestätigte Landrat Christian Engelhardt auf Nachfrage.
In den nächsten Tagen werden die ersten Bewohner untergebracht. Den Mietvertrag hat Engelhardt am Mittwoch unterzeichnet. Bis zu 140 Kinder und Jugendliche werden dort ein Dach über dem Kopf haben und sollen eine entsprechende Betreuung erfahren. "In der Vergangenheit hatten wir mit verschiedenen Trägern, in der Regel Heimbetreibern, Verträge abgeschlossen. Aber die Kapazitäten sind endlich", erklärte der Landrat.
Land erstattet die Kosten
Auf der Suche nach Alternativen wurde den Verantwortlichen in Heppenheim das ehemalige Hotel angeboten. Die Kosten bekommt der Kreis vom Land erstattet. Das gilt auch für das zuständige Personal. Im Gebäude werden rund um die Uhr Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Zuständig ist die Jugendhilfe im Kreis. "Wir übernehmen die Vormundschaft", so Engelhardt. Die Minderjährigen werden bekanntlich in Obhut genommen, wenn sie vom Land zugewiesen, hier aufgegriffen werden oder sich direkt beim Jugendamt melden. Die Anzahl steigt stetig an. In diesem Jahr mussten im Kreis bisher 250 Kinder und Jugendliche versorgt werden.
Mit der Anmietung der Räumlichkeiten ist der Bedarf zwar erstmal gedeckt, die Suche nach Immobilien - auch als Unterkunft für Erwachsene - geht nach wie vor weiter. Engelhard stellte im Gespräch mit dem BA klar, dass es in Bensheim trotz der bisherigen Nutzung keine Hotel-Unterbringung gebe. Das Haus werde wie ein Heim geführt.
Platz ist ausreichend vorhanden
Platz genug bietet die Immobilie mit ihren 108 Zimmern, Veranstaltungsräumen samt Dachterrasse und einem Restaurant mit Küche allemal. Der Vertrag zwischen Kreis und Eigentümer ist auf sechs Monate begrenzt. Ob es über diesen Zeitraum hinaus eine Verlängerung geben wird, steht nicht fest. Mit Blick auf die immer noch zunehmenden Flüchtlingszahlen scheint es allerdings nicht unwahrscheinlich, sofern sich beide Seiten einigen.
Die neue Heimat für Minderjährige in der Wormser Straße ist nicht das erste umgewidmete Domizil in der Weststadt. Im ehemaligen Bierdorf an der Schwanheimer Straße, in der jüngeren Vergangenheit als Disco mit Außenbewirtschaftung genutzt, leben mittlerweile Flüchtlinge, die überwiegend aus Syrien stammen. Vor ein paar Wochen sind die ersten Bewohner eingezogen (wir haben berichtet). Im umgebauten Gebäude sind 80 Menschen untergebracht. Nach Auskunft des Ersten Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf sollen demnächst dort 20 weitere Plätze geschaffen werden.
Außerdem schreitet in Auerbach der Neubau der Christophorus Wohnheime eG voran. Läuft alles nach Plan, können im Frühsommer die drei Mehrfamilienhäuser im rückwärtigen Bereich der Wilhelmstraße fertiggestellt werden. 72 Asylbewerber können dort dann einziehen. Die Genossenschaft investiert 1,9 Millionen Euro. Die Miete wird vom Kreis übernommen. Die Stadt hatte das Gelände in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Sollten die Gebäude nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt werden, können sie zu Sozialwohnungen umfunktioniert werden.
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