Ortsbeirat Mitte

Hostinné-Platz in Bensheim bekommt mobile Sitzinseln

Der Hostinné-Platz in Bensheim soll bekanntlich aufgewertet werden, mit Begrünung, mobilen Sitzinseln und neuen Bäumen. Geld gibt es für das Projekt hauptsächlich aus dem Landesprogramm Zukunft Innenstadt

Von 
Thomas Tritsch
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Der Hostinné-Platz am Wambolter Hof soll durch Begrünung und neue Sitzmodule attraktiver werden. © Thomas Neu

Bensheim. Im Rahmen des Landesprogramms „Zukunft Innenstadt“ soll der Hostinné-Platz am Wambolter Hof durch Begrünung, Neupflanzung von Bäumen, Blumenkübel und Pflanzinseln zur Beschattung und Verbesserung des Kleinklimas beitragen. Ziel ist eine Steigerung der Aufenthaltsqualität.

Die drei Varianten, die das Heidelberger Planungsbüro vorgelegt hat, haben sich allerdings nach der Prüfung durch die Fachbehörden und die Feuerwehr als nicht umsetzbar herausgestellt. Die Situation dort lasse eine derartige Gestaltung nicht zu, heißt es.

Durch die Maßnahmen wäre keine Zufahrt der Feuerwehr mehr gegeben, außerdem ließen die vorhandenen Leitungen und der Baumbestand keine derartigen Veränderungen zu. Auch die Installation eines Trinkwasserbrunnens sei nicht möglich.

Weiterhin festhalten will die Stadt aber an der Aufstellung begrünter Sitzmodule, die zwar fixiert sind, sich bei Bedarf aber leicht an anderen Standorten platzieren lassen, wie Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung beim Ortsbeirat Mitte erklärte.

Dadurch könne die grundsätzliche Idee für mehr Aufenthaltsqualität und mehr Grün weiterhin umgesetzt werden. Zumal die Anschaffung der mobilen Sitzmodule im Kontext des Landesprogramms förderfähig ist. Und weil eine erneute Konzeption des Areals aufgrund der planerischen Verschlankung nicht nötig sei, sinken die Kosten, so die Stadträtin weiter.

Die sogenannten Sitzinseln können aufgrund ihrer modularen Bauweise in ihrer Größe verändert und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Aktuell sind Einheiten von einem bis zu fünf Sitzmodulen vorgesehen, die in dem Bereich zwischen Neumarkt, Stadtbibliothek und PiPaPo-Theater aufgestellt werden sollen. Zuvor sollen die Standorte noch mit Ladenbesitzern und Anliegern abgestimmt werden.

Auch für die Treppenstufen sind wetterfeste Sitzauflagen vorgesehen. Im Haushaltsplan stehen für die Gesamtmaßnahme Mittel von 375.000 Euro zur Verfügung. 300.000 Euro kommen vom Land. Der Ortsbeirat stimmte dem Beschluss bei drei Enthaltungen zu. Am 20. Juli ist der Punkt Thema in der Stadtverordnetenversammlung.

Bezüglich der Verwendung der wieder verfügbaren 1000 Euro für die Stadtteile sammelte das Gremium bei seiner Sitzung im Kolpinghaus am Montag weitere Vorschläge. Nicht auf die Liste schafften es die von Fatemeh Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen) angeregten ergonomischen Seniorenbänke, die laut Rauber-Jung nicht einer ästhetisch einheitlichen City-Möblierung entsprächen, sowie Kurt Manichs (SPD) Vorschlag, den Spielplatz auf dem Euler-Areal durch ein Sonnensegel zu beschatten. Laut Erster Stadträtin würden solche Lösungen stärkerem Wind nicht standhalten und seien zudem nicht sicher vor Vandalismus: „Ich kann gängige Sonnensegel aus fachlicher Sicht nicht empfehlen.“

Carlos Santos de Lima (FDP) wärmte einen Prüfantrag seiner Fraktion aus der Stadtverordnetenversammlung vom Herbst 2020 auf: Dabei ging es um eine motivische Umrüstung von einigen Fußgängerampeln der Innenstadt vom Standardmännchen auf die Fraa vun Bensem. Im Ortsbeirat wurde diese Idee als charmant und charismatisch für die Stadt kommentiert. In anderen hessischen Kommunen gibt es Ähnliches, etwa in Darmstadt mit dem Heiner oder Hanau mit einer Brüder-Grimm-Ampel.

Fraa vun Bensem auf der Ampel?

Nicole Rauber-Jung musste den Kollegen aber auch hier den Spaß verderben: Die Landesbehörde „Hessen Mobil“ sei vom lokalpatriotischen Umrüsten nach wie vor nicht sehr begeistert. Wenn, dann seien nur kleinere Überwege möglich, die nicht in deren Zuständigkeitsbereich liegen. Man werde die Optionen prüfen, hieß es im Ortsbeirat.

Auch die aktualisierte Beschilderung der öffentlichen WC-Anlagen soll gecheckt und bei Bedarf ergänzt werden, wie es zuvor Christine Deppert (CDU) eingebracht hatte.

Nach wie vor ein Thema ist eine Verkehrsberuhigung entlang der Friedhofstraße durch Tempo 30. Hanns-Christian Wüstner (Grüne) plädierte dafür, sich im Gremium weiterhin für eine solche Regelung stark zu machen und sich klar zu positionieren. Auch, wenn sich eine Tempo-30-Zone nach aktueller Gesetzeslage nicht auf Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) erstrecken darf, so könnte sich das bald ändern: Die Bundesregierung will den Weg frei machen und Städte selbst entscheiden lassen, auf welchen Straßen Tempo 30 gilt. Eine Änderung des Straßenverkehrsrechts erscheint momentan mehrheitsfähig. Wüstner verwies auf einen Unfall, bei dem offenbar ein Kind zu Schaden gekommen war. Eine Drosselung der Geschwindigkeit sei dringend geboten, um einerseits das Unfallsrisiko generell zu senken und außerdem die Verletzungsgefahr im Falle einer Kollision zu reduzieren. In anderen Kommunen habe man Tempo 30 durch Sonderregelungen sogar auf Bundesstraßen durchgesetzt, sagte er. Es brauche dafür allerdings Mut und einen klaren Willen der Politik, dies umzusetzen. Beides habe er in Bensheim bislang nicht erkennen können. „Ich weigere mich, zu akzeptieren, dass man Autofahren letztlich höher bewertet als ein Menschenleben.“

Marco Weißmüller begrüßte Wüstners grundsätzliches Statement, man dürfe diese Forderung in der Bensheimer Kommunalpolitik nicht aus den Augen verlieren.

Der ehrenamtliche Stadtrat Wilhelm Rothermel (FDP) aus dem Magistrat verwies auf die noch geltende Gesetzeslage, die ein Handeln aktuell unmöglich mache. Zudem sei eine Umstellung auf Tempo 30 in diesem Bereich längst Konsens aller Fraktionen im Stadtparlament.

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