Bensheim. Mein Gott Walter! Eben war Walter noch da – und jetzt ist der Pfundskerl schon wieder weg! Walter ist schnell wie der Blitz und ständig unterwegs. An den unmöglichsten Stellen, in der Wüste Gobi etwa und im Himalaya-Gebirge, hinterlässt er dem Suchtrupp geheimnisvolle Nachrichten und Hinweise zu seinem vermeintlichen Aufenthaltsort („Ich bin du weißt schon wo“). Walter ist übrigens der beste Freund von Wendelin Wahrlich, und er ist „einfach großartig“.
Wieder einmal war das Hoftheater Tromm auf Einladung der Freunde des Parktheaters zu Gast in Bensheim und verzauberte das junge Publikum bei zwei Aufführungen erneut mit einer ebenso wunderbaren wie spannenden und magischen Geschichte über den Wert der Freundschaft. „Eine zauberhafte Reise hinters Licht“ – oder Wahrlich und Möglich – heißt das Stück von Didi Sachser, Fredric Hormuth und Regisseur Jürgen Flügge.
Zuschauer waren 120 Kindergartenkinder ab fünf Jahren, die sich mit lauten Zwischenrufen aktiv am Geschehen beteiligten und mitfieberten, welche Abenteuer auf Wendelin und Max warten, wohin Walter ausgebüxt ist oder ob er möglicherweise sogar entführt oder eingesperrt wurde. Und die großen Spaß am kuriosen Verlauf der Geschichte, an den ungleichen Kameraden, deren frechen Sprüchen und akrobatischen Übungen hatten. Es wurde viel und herzlich gelacht.
Darum geht's in dem Theaterstück „Eine zauberhafte Reise hinters Licht“
Wendelin – gespielt von der wunderbaren Lina Zimmer – ist tough, mutig, liebenswert, unangepasst und macht die tollsten Dinge. Er weiß immer, was zu tun ist und wo es lang geht. Sein Motto: Für jedes Problem gibt’s eine Lösung – „man muss es nur wollen und probieren.“ Und er ist halt auch ein bisschen crazy und hat eine Menge verblüffender Zaubertricks auf Lager, die ihn scheinbar wie zufällig aus den schwierigsten Situationen helfen. „Bei einer guten Freundschaft ist alles möglich.“
Dann wäre da noch Max Möglich, das krasse Gegenteil von Wendelin. Max, korrekt bis in die Zehenspitzen, versucht die Welt mit seinem staatlich geprüften Präzisions-Vermessungsseil abzumessen. Ann-Kathrin Kuppel spielt den Zweifler, der sich nur trotz größter Bedenken mit seiner Zufallsbekanntschaft Wendelin auf die Suche nach Walter begibt, mit viel Empathie. Aber schließlich siegt die Neugier: Er will endlich den obskuren Freund Walter kennenlernen, der überall zu sein scheint und doch nirgendwo zu finden ist.
Die abenteuerliche Reise führt das ungleiche Duo zunächst in eine dunkle, kalte Höhle, in der es Wendelin gelingt, mit bloßen Händen ein Feuer zu entfachen und weiter in die heiße Wüste, wo es wieder Wendelin ist, der eine Quelle findet und Max mit Wasser aus einem scheinbar leeren Krug von seiner Fata Morgana erlöst. Das junge Publikum staunt und applaudiert heftig. „Zusammen und frei, das gibt es doch gar nicht“, sagt Max einmal über den Sinn ihrer Suche nach Walter. Aber gerade das ist der Kern zum Thema Freundschaft von Wendelin. Doch auch in der Wüste ist von Walter keine Spur. Dafür gibt’s den nächsten Hinweis auf seinen Aufenthaltsort: das Gebirge.
Und siehe da, plötzlich ist es Max, der Ängstliche, der Wendelin hinauf auf den Gipfel hievt und ihn vor dem Beinahe-Absturz rettet: „Wir hängen an einem Seil. Ein schwaches Glied der Kette verkraftet doch jede Seilschaft.“ Angsthase? Von wegen. Auch ein heftiges Schneegestöber überstehen beide, ohne Schaden zu nehmen. Dafür gibt’s die nächste Überraschung. Wieder eine Nachricht von Walter: „Ich bin zu Hause. Wo bleibt ihr denn?“ „Wegen dem haben wir die ganze Reise gemacht?“, staunt Max Möglich, als Walter endlich auftaucht und kurz darauf wieder verschwindet – ein kleines Pelztier und Wendelins bester Freund: „Er ist ein feiner Kerl, der Walter.“ Max erfährt nach und nach, dass auf der Welt nicht alles steuer- und messbar ist. Und dass man hinter die Dinge schauen sollte.
Nach Ende der Aufführung wurden die Schauspielerinnen von den Kindern mit Fragen gelöchert. („Wie macht ihr das mit der Zauberei?“, „Ihr seid so cool.“) Klar war aber auch, „Zaubertricks darf man niemals verraten.“
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